Wirtschaftsmacher Interview mit Niklas Zötler - Privat-Brauerei Zötler
TRENDYone spricht mit dem Geschäftsführer
Einleitung: Niklas Zötler führt die gleichnamige Familien-Brauerei mit Sitz in Rettenberg. Der studierte Betriebswirt, Braumeister und Biersommelier spricht Im Wirtschaftsmacher-Interview mit TRENDYone über Verantwortung, Geschmack, Markttrends und die Kunst, zwischen Wurzeln und Wandel die richtige Balance zu finden.
Nicht wirklich. Mein Vater hat mir immer die Freiheit gelassen, meinen eigenen Weg zu gehen. Ich war zwar der erste männliche Nachfolger meiner Generation, aber meine Eltern haben nie Druck gemacht. Nach dem Abitur wollte ich erst einmal etwas Generalistisches machen und habe mich für ein BWL-Studium in Bamberg entschieden – eine Stadt mit starker Bierkultur. Später kamen noch die Ausbildung zum Braumeister und auch Biersommelier dazu – hier wurde meine Leidenschaft zum Bier entfacht.
Wie haben Sie sich auf die Übernahme der Geschäftsführung vorbereitet?
Zwischen 2013 und 2018 war ich bereits intensiv im Betrieb eingebunden – als Assistent der Geschäftsführung an der Seite meines Vaters. Wir haben gemeinsam viele Dinge angestoßen: neue Produkte, die Überarbeitung unseres Markenauftritts und eine langfristige strategische Vision. Als ich dann 2018 offiziell die Geschäftsführung übernommen habe, war das gut vorbereitet. Mein Vater hat sich bewusst zurückgezogen, steht mir aber weiterhin als wichtiger Ratgeber zur Seite.
Was war Ihre letzte große Entscheidung als neuer Geschäftsführer?
Definitiv der Relaunch unseres Hellen. Wir haben die Euroflasche eingeführt, das Etikett modernisiert und dabei den historischen Charakter erhalten. Obwohl wir an der Rezeptur nichts verändert haben, hat allein diese optische Umstellung zu einem Absatzplus von rund 45 Prozent geführt. Das zeigt, wie stark Gestaltung und Verpackung wirken können – auch in einer traditionsverbundenen Branche.
Wie gehen Sie mit Innovationen um – gerade in einer eher konservativen Branche wie dem Biermarkt?
Mit Augenmaß. Wir haben viele Ideen ausprobiert, darunter auch Craftbiere mit speziellen Geschmacksprofilen. Letztlich haben wir festgestellt, dass solche Produkte im ländlichen Raum schwer zu platzieren sind – vor allem seit der Pandemie. Dafür beobachten wir einen klaren Trend zu alkoholfreien Varianten, den wir aktiv aufgreifen. Uns geht es weniger um spektakuläre Neuerfindungen, sondern um kontinuierliche Weiterentwicklung bestehender Sorten.
Welche Rolle spielt für Sie die Regionalität Ihrer Brauerei?
Eine sehr große. Rund 80 Prozent unseres Absatzes generieren wir im Umkreis von 70 Kilometern rund um Rettenberg. Natürlich haben wir auch darüber hinaus Kunden – viele durch Urlauber, die unser Bier mitnehmen und sich später einen Händler suchen. Aber unsere Heimat ist das Allgäu. Das prägt unsere Produkte, unsere Kommunikation und unsere Verantwortung als Arbeitgeber in der Region.
Wie haben Sie die Corona-Zeit unternehmerisch erlebt?
Es war eine harte Zeit. Unser Gastronomieanteil lag bei über 40 Prozent – der ist im Lockdown komplett eingebrochen. Zum Glück lief der Handel sehr stabil. Wir konnten durch flexible Produktionsplanung und das Kurzarbeitergeld unsere Mannschaft halten. Ich bin stolz darauf, wie wir als Team durch diese Zeit gekommen sind – auch wenn es sehr herausfordernd war.
Was bedeutet Ihnen persönlich das Unternehmertum?
Es ist für mich eine große Verantwortung, aber auch eine erfüllende Aufgabe. Ich darf gestalten, Entscheidungen treffen und die Zukunft mitprägen. Gleichzeitig weiß ich, dass jede Entscheidung Auswirkungen auf unsere Mitarbeitenden, Kunden und Partner hat. Das macht die Aufgabe anspruchsvoll, aber auch sinnstiftend.
Und wie steht es um die nächste Generation – wäre es für Sie vorstellbar, dass Ihre Kinder einmal übernehmen?
Nur, wenn sie es selbst wollen. Ich werde es handhaben wie meine Eltern: begleiten, aber keinen Druck ausüben. Leidenschaft lässt sich nicht vererben, aber sie kann wachsen – wenn man Raum dafür gibt. Und das Allgäu bietet dafür ja eine wunderbare Basis.
Was tun Sie in Ihrer Freizeit, wenn Sie nicht gerade an neuen Biersorten oder Strategien arbeiten?
Ich bin gerne draußen – Wandern, Skifahren oder einfach Zeit mit meiner Familie verbringen. Golf spiele ich auch, allerdings bleibt dafür mit kleinen Kindern und unternehmerischer Verantwortung gerade wenig Zeit. Dafür genieße ich umso mehr die Augenblicke, die ich mit meinen Kindern verbringen kann. Mir ist wichtig, sie aufwachsen zu sehen und präsent zu sein – nicht nur als Unternehmer, sondern vor allem als Vater.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft – für Ihr Unternehmen und ganz persönlich?
In erster Linie wünsche ich mir etwas mehr Planbarkeit. Die letzten Jahre waren von Krisen geprägt – von Corona über geopolitische Unsicherheiten bis zu wirtschaftlichen Herausforderungen. Trotz allem bin ich optimistisch. Ich wünsche mir, dass wir als Unternehmen weiterhin stabil bleiben, uns klug weiterentwickeln und unsere Werte bewahren. Persönlich hoffe ich, dass ich weiterhin mit Freude meiner Aufgabe nachgehen kann – und dabei genug Zeit für meine Familie und mich finde.