Besuch der Memminger Delegation in Tschernihiw-Ukraine

Von Freundschaft und Versöhnung

Vom Allgäu Airport aus reiste eine 13-köpfige Delegation der Stadt Memmingen nach Kiew. Von dort aus ging es nach knapp zweistündiger Fahrt in die Partnerstadt Tschernihiw. Neben Oberbürgermeister Manfred Schilder und Zweiter Bürgermeisterin Margareta Böckh, waren die Stadträte Gerhard Neukamm, Mathias Ressler, Heribert Guschewski, Helmut Börner, Michael Hartge, Dolmetscherin Raisa Schmidberger, Wolfgang Radek von der Lokalen Zeitung und die Beauftragte für Städtepartnerschaften Alexandra Störl mit an Bord. Schilder bereiste die Partnerstadt bereits zum zweiten Mal, es war aber sein erster Besuch als Oberbürgermeister. Die Delegation zeigte sich von der Herzlichkeit und der Gastfreundschaft unserer ukrainischen Freunde überwältigt.

Besonders ergreifend stellte sich für die Memminger der Zeitpunkt der Reise dar: Die Gruppe weilte über den 8. und 9. Mai in der Partnerstadt. Dieses historische Datum wird in der Ukraine nicht als Kriegsende gefeiert, sondern als großes Fest der Versöhnung mit zwei Feiertagen. Eingedenk der schrecklichen Ereignisse von 1939-1945 legte die Delegation auf diversen ukrainischen Friedhöfen sowie auch auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Tschernihiw Blumengebinde mit den Nationalflaggen der beiden Staaten und Nelken nieder. Auf unseren Wunsch hin wurden auf dem deutschen Soldatenfriedhof auch die Namen aller dort gefallenen Personen angebracht. Am Denkmal der gefallen 17-jährigen Widerstandskämpferin Olena Bilevych in einer Schule ruft Oberbürgermeister Manfred Schilder den zahlreich versammelten Jugendlichen zu: „Reicht Euch die Hände und begegnet Euch in Frieden!“ Dies ist der beste Weg, dass so schreckliche Geschehnisse nie mehr passieren. Auch der Tschernihiwer Oberbürgermeister Wladislaw Atroschenko appelliert an die jungen Leute, „mit Bedacht und Besonnenheit zu handeln“. Nur so sei es möglich, dass sich hier Vertreter der Bundesrepublik Deutschland und der Ukraine in Freundschaft und mit Freude begegnen. Alles sehr bewegende Momente der tiefen Verbundenheit und auch der Versöhnung.

Leider präsentierte sich aber auch die jüngste Geschichte der Ukraine der Memminger Delegation sehr dramatisch. Auf dem „Roten Platz“, dem Hauptplatz in der Stadt Tschernihiw, legte die Gruppe vor einer Erinnerungstafel rote Nelken nieder. Die Tafel erinnert an die im aktuellen Krieg gefallenen jungen Soldaten aus der Stadt Tschernihiw. Seit Beginn des Krieges sind es 165. Der Letzte starb im Alter von 20 Jahren am 19.2.18... Das Leben in der Stadt Tschernihiw verläuft augenscheinlich friedlich. Von den Kriegswirren in der Ukraine spürt der Besucher im Alltag und auf der Straße nichts.

Nach einigen sehr erlebnisreichen und ergreifenden Tagen reiste die Delegation mit vielen positiven Eindrücken und netten Begegnungen mit alten und neuen Freunden aus der prosperierenden Partnerstadt wieder nach Hause.