Bundestagswahl 2017 - Alea iacta est

Die Würfel sind gefallen - Allgäu folgt dem Bundestrend

Als Thomas Kreuzer am späteren Abend die Wahlparty der CSU Kempten-Oberallgäu im Autohaus Abt verlässt, winkt dieser bei der Bitte um ein Interview ab und sagt den wartenden Journalisten, dass er für eine abschliessende Bewertung der Ergebnisse des Wahlabends noch Zeit benötigt. Wie im gesamten Bundesgebiet war das Ergebnis der Christsozialen auch im Wahlkreis 256 Kempten-Oberallgäu eine große Enttäuschung und so hiess es nach Verkündung der ersten Prognose um 18.00 Uhr erst einmal Wunden lecken.

Verständnis für neue Oppositionsrolle

Wie die CSU trafen sich auch die anderen Parteien zu einer abschließenden „Wahlparty", um die Ergebnisse der Bundestagswahl gemeinsam mit ihren Kandidaten und den vielen Wahlkampfhelfern zu feiern oder gegebenfalls zu verarbeiten. Die SPD traf sich mit ihrer Spitzenkandidatin Katharina Schrader in Kempten im Gasthaus „Alte Schmiede". Die Enttäuschung war groß als die ersten Ergebnisse von etwas mehr als 20% bundesweit über den aufgestellten Großbildschirm flimmerten. Katharina Schrader, die für den Deutschen Bundestag kandidierte, zeigte sich enttäuscht und sprach sich wie die anwesende Landtagsabgeordnete Ilona Deckwerth klar für ein Ende der großen Koalition in Berlin und für die Führerschaft der Opposition im Deutschen Bundestag aus. In Kempten erhielt Katharina Schrader 5055 Erststimmen (14,7%) und die SPD 14,3 % bei den Zweitstimmen.

Liberale im Aufwind

Besser aufgelegt an diesem Abend waren die Freien Demokraten, die sich zu ihrer Wahlparty im 13. Stock im Restaurant „mySkylounge" trafen. Bei den Zweitstimmen erreichte man in Kempten einen Anteil von 11,7 %. Der Spitzenkandidat, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Stefan Thomae, erhielt 2868 Erststimmen in Kempten und im gesamten Allgäu 12.262 Erststimmen. Mit diesem erfolgreichen Ergebnis wird Stephan Thomae dem neuen 17. Bundestag als Bundestagsabgeordneter wieder angehören. Dr. Dominik Spitzer, Kemptener Stadtrat, zeigte sich erfreut über das Abschneiden der Liberalen, fügte aber verbittert hinzu: „Für unser Land ist das zweistellige Abschneiden der AfD sehr bedauerlich." Auf die Frage nach einer möglichen „Jamaika-Koalition" entgegnete Spitzer: „Die mit den Grünen zu führenden Koalitionsverhandlunegn werden sicherlich sehr, sehr, sehr schwer."

Wieder Erwarten stark

Als ähnlich unsicher sieht die Allgäuer Bundestagskandidatin von Bündnis 90/Die Grünen Erna-Katherin Groll den Ausgang der anstehenden Gespräche zur Regierungsbildung mit CDU/CSU und den Liberalen. „Ich persönlich sehe die Überschneidungen mit der FDP als relativ gering an und weiss nicht, ob eine Zusammenarbeit tatsächlich funktionieren würde." so die grüne Spitzenkandidatin am Abend im Kempodium. Groll, ebenfalls dem Kemptener Stadtrat zugehörig, hatte sich an diesem aus Sicht der Grünen erfreulich verlaufenden Wahlabend, mit Parteifreunden im Kempodium in Kempten getroffen, um zu feiern.16.162 Erststimmen erhielt die grüne Spitzenkandidatin im Allgäu und mit einen Stimmenanteil von 11,3 % bei den Zweitstimmen wurde Bündnis 90/Die Grünen drittstärkste Partei im gesamten Allgäu.

Wunden lecken

Hart getroffen hatte es die zu Anfang erwähnte CSU Kempten-Oberallgäu mit ihrem Spitzenkandidaten und amtierenden Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dr. Gerd Müller und ihrem Kreisvorsitzenden und CSU-Fraktionsvorsitzenden im Bayerischen Landtag Thomas Kreuzer. „Wir haben unser Wahlziel nicht erreicht.", gesteht Bundesminister Dr. Müller ein und fügt hinzu: „Das ist eine saubere Klatsche." Die Ursache der Wahlschlappe sieht Gerd Müller im Erstarken der AfD und kündigt an, die Sorgen der Bürger, bei den Themen, die diese zur Afd wandern liessen, stärker in den Fokus der christsozialen Politik zu rücken. „Ein weiter so, darf und wird es nicht geben.", so der Bundesminster, der in Durach, nahe Kempten, zuhause ist und für das Oberallgäu, Lindau und Kempten als Spitzenkandiat der CSU im Bundestagswahlkampf antrat. Bei den Erststimmen erreichte Dr. Gerd Müller im gesamten Wahlkreis 50,4 % der Stimmen und die CSU wurde mit 41,5 % (Allgäu) und 34,5 (Kempten) wie gewohnt stärkste Partei.

Der große „kleine" Gewinner

Großes Freude herrschte an diesem Abend bei der Alternative für Deutschand, die im „Schwarzen Adler" in Weitnau ihren bisher größten Wahlkampftriumph ausgelassen feierte. Im gesamten Allgäu erreichte die AfD einen Stimmenanteil bei den Zweitstimmen von 10,5 % und ihr Spitzenkandidat Peter Felser wird mit 16.826 Erststimmen dem neuen Bundestag in Berlin angehören. „Egal welche Farbenkombination am Ende Deutschland regieren wird, es ist eine neue „blaue Kraft" hinzugekommen, die die Demokratie weiter voranbringen wird.", so Peter Felser. Stolz zeigte sich Felser darüber, dass die AfD rund eine Milllion Nichtwähler an den Gang zur Urne bewegen konnnte. In Kempten erhielt die AfD 13,4 % der Stimmen, aber auch an anderen Stellen im Allgäu konnte die AfD z.T. große Wahlerfolge erzielen: Sonthofen 12,1 %, Weitnau 10,7 %, Wiggensbach 11,7%, Immenstadt 11,6%.

Bundestagswahl 2017 Schnellmeldung Kempten:

Erststimmen:

1. Dr. Gerd Müller, CSU 42,8%
2. Katharina Schrader, SPD 14,7%
3. Peter Felser, AfD 12,5%
4. Erna-Kathrein Groll, Bündnis 90/Die Grünen 9,9 %
5. Stephan Thomae, FDP 8,3%

Zweitstimmen

1. CSU 34%
2. SPD 14,3%
3. AfD 13,4%
4. FDP 11,7%
5. Grüne 11,3%