Cheyenne Hanson im exklusiven Interview: Die Profiboxerin bereitet sich auf ihren nächsten Kampf am 6. Dezember vor

Ehrgeiz trifft auf Frauenpower

Sie ist laut, ehrgeizig und kompromisslos, wenn es um ihr Ziel geht: die Nummer eins der Welt zu werden. Cheyenne Hanson hat sich vom kecken „Kickbox-Kid“ zur mehrfachen Weltmeisterin und Top-Ten-Boxerin hochgekämpft – ihrem Spitznamen „Pepper“ macht die 27-Jährige somit alle Ehre. Im Interview mit unserer Redaktionsleitung Jana Dahnke sprach die sympathische Halb-US-Amerikanerin über ihre Anfänge, Rückschläge sowie Träume – und warum sie überzeugt ist, dass Frauenboxen in Deutschland wieder groß werden kann…

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„Im Ring lernt man nicht nur zu kämpfen, sondern auch, niemals aufzugeben!“Bild: Cheyenne Hanson privat
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„Frauenboxen ist stark – Es braucht nur eine Bühne“Bild: TRENDYone
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Cheyenne Hanson mit ihrem Trainer Xavier MillerBild: Cheyenne Hanson privat
Jana: Cheyenne, wie bist Du eigentlich zum Kampfsport gekommen?
Cheyenne „Pepper“ Hanson: Das war bei uns in der Familie gang und gäbe. Meine Mama war über 20 Jahre beim Taekwondo – meine beiden älteren Schwestern begeisterten sich ebenfalls dafür. Ich, das Nesthäkchen – damals vier Jahre alt – bin immer mit dabei gewesen. Taekwondo hat mir jedoch nicht so gut gefallen – sicherlich, weil ich noch zu jung und unkonzentriert gewesen bin. Als meine älteste Schwester dann zum Kickboxen wechselte, da hat es mich sofort gepackt. Ich fand diese Sportart einfach total cool. Natürlich habe ich das Training zu Beginn noch nicht so ernst genommen und bin sogar das ein oder andere Mal herausgeworfen worden, weil ich manchmal lieber Quatsch gemacht habe. (Lacht) Trotzdem ließ ich nicht locker und ich habe über die Jahre gelernt, wie wichtig es ist, meine Träume zu leben und niemals aufzugeben! 

Wie hat sich aus dem Spaß am Training plötzlich echter Wettkampfgeist entwickelt?
Anfangs habe ich leider viele Kämpfe verloren. Aber irgendwann kam der Punkt, an dem sich das Blatt gewendet hat. Mit zwölf feierte ich meinen ersten WM-Titel im Kickboxen, später entschied ich mehrere Europameisterschaften sowie Deutsche Meisterschaften für mich. Es waren insgesamt sechs Weltmeistertitel in verschiedenen Verbänden. Daraufhin wurde mir klar: Das ist nicht mehr nur Freizeit – das ist meine Berufung!

Was hat Dich schließlich dazu bewegt, vom Kickboxen zum klassischen Boxen zu wechseln?
Durch meinen früheren Trainer kam ich damit erstmals intensiver in Kontakt. Anfangs habe ich ein paar Amateurkämpfe bestritten und ziemlich schnell gemerkt, dass mir das Boxen liegt – und bin ins Profilager gewechselt. Mich hat vor allem gereizt, dass es etwas Neues war. Zwar ist Kickboxen ein wichtiger Teil meines Lebens gewesen, doch das Boxen hat mir wieder eine ganz andere Perspektive eröffnet. Es ist weltweit größer, olympisch, viel präsenter. Damals, in den Zeiten von Klitschko, war das ja sowieso in aller Munde. Faszinierend fand ich zudem die Technik: Man hat eine andere Körperhaltung, bewegt sich anders, arbeitet viel stärker mit dem Oberkörper, mit Präzision und Taktik. Diese Kombination aus Technik, Strategie und Athletik hat mich sofort gepackt – und seitdem bin ich dem klassischen Boxen treu geblieben.

Der WBF-Titelkampf war bisher einer der entscheidendsten Ereignisse in Deiner Karriere. Trotz einer Verletzung hast Du den Sieg geholt…
Ja, das war heftig. Ich habe mir gleich zu Beginn die Hand gebrochen – und musste trotzdem insgesamt zehn Runden durchboxen. Nach einer längeren Genesung wollte ich wieder durchstarten, doch im Sparring wurde meine Hand erneut verletzt. Das war definitiv ein Rückschlag, aber jetzt kann ich endlich wieder zurück in den Ring: Ich bin fit und motiviert – aktuell bereite mich auf meinen Kampf am 6. Dezember gegen Soledad Macedo aus Uruguay vor.

In welcher Gewichtsklasse wirst Du antreten – und wie planst Du Deine zukünftige Ausrichtung?
Der kommende Kampf findet im Superfedergewicht statt. Grundsätzlich fühle ich mich jedoch sowohl im Feder- als auch im Superfedergewicht sehr wohl. Deshalb plane ich, künftig flexibel in beiden Klassen zu boxen. Das verschafft mir mehr Spielraum und ermöglicht es mir, dort anzutreten, wo sich die besten Chancen bieten – sowohl sportlich als auch strategisch.

Wie laufen die Vorbereitungen?
Ich trainiere meist zweimal am Tag, je nach Intensität. Einmal pro Woche gönne ich mir eine Pause – das braucht der Körper, um dauerhaft leistungsfähig zu bleiben. Der Fokus liegt aktuell auf Technik, Kondition und taktischer Arbeit im Ring. Die Vorbereitung läuft sehr gut!

Wie beurteilst Du die momentane Bedeutung des Frauenboxens?
Weltweit hat sich dieses richtig stark entwickelt. Leute wie Jake Paul, der Amanda Serrano promotet, haben das groß gemacht. Wenn Frauenboxen eine Bühne bekommt, wird es angeschaut – genau wie beim Frauenfußball. Viele haben gesagt: „Das interessiert keinen.“ Aber das stimmt nicht. Wenn man es zeigt, sind die Zuschauer da. In Deutschland dagegen ist es ruhiger geworden, seit die Klitschkos aufgehört haben. Früher lief Boxen auf einigen TV-Sendern, heute leider kaum noch. Das ist schade, weil wir so viele Talente haben. Eines meiner großen Ziele ist es, den Boxsport in Deutschland wieder in den Fokus zu rücken – gerade für Frauen.

Wenn Du auf Deine bisherige Laufbahn zurückblickst – was war für Dich das Schönste, das Du durch den Kampfsport erleben durftest?
Es gab viele besondere Momente, aber es ist definitiv das Gesamtpaket, das mir der Boxsport geschenkt hat – die Menschen, die ich kennenlernen durfte, die Reisen, die Erfolge, aber auch die Rückschläge. Ich musste auf vieles verzichten: Partys, Freunde, Freizeit. Trotzdem hat mir der Sport unendlich viel gegeben. Es gab Phasen, in denen ich mir nicht sicher war, ob sich all das wirklich lohnt. Doch irgendwann spürt man: Harte Arbeit und Ehrgeiz zahlen sich aus – vielleicht nicht sofort, aber mit der Zeit. 

Was sind Deine Ziele für die nächsten Jahre?
Ich möchte einen WM-Titel bei einem der großen vier Verbände – WBC, WBA, IBF oder WBO. Und strebe an, die Nummer eins der Welt zu werden!

Das gesamte TRENDYone-Team freut sich, dass Cheyenne „Pepper“ Hanson nach ihrer verletzungsbedingten Pause wieder in den Ring zurückkehrt. Ihre Entschlossenheit, ihr Kampfgeist und ihr unerschütterlicher Wille beeindrucken uns jedes Mal aufs Neue. Für die Vorbereitung sowie den anstehenden Kampf drücken wir ihr fest die Daumen – und sind überzeugt, dass sie wieder genau dort anknüpfen wird, wo sie aufgehört hat: ganz oben.

Text: Jana Dahnke