Autoexperte Bratzel: VW muss bei Vergleich mit Dieselkunden Milliarden zahlen

Der Autoexperte Stephan Bratzel geht davon aus, dass eine gütliche Einigung von Volkswagen mit deutschen Dieselkunden für den Konzern Milliardenkosten bedeuten dürfte. "Angesichts der Millionen von betroffenen Autobesitzern in Deutschland muss VW bei einem Vergleich mit Milliardenzahlungen rechnen", sagte der Direktor des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitagsausgabe). Die Summe werde für VW aber wohl nicht existenzbedrohend sein.

Der Konzern und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hatten am Donnerstag mitgeteilt, dass sie sich auf Vergleichsverhandlungen geeinigt hätten. Ziel sei eine pragmatische Lösung für die Kunden. Angaben zu Dauer oder sonstigen Einzelheiten der Verhandlungen machten die Streitparteien nicht.

Hintergrund ist der Musterprozess des vzbv gegen VW, der seit Ende September vor dem Oberlandesgericht (OLG) Braunschweig läuft. Die Verbraucherschützer wollen stellvertretend für die Autobesitzer feststellen lassen, dass der Autokonzern betroffene Dieselkäufer "vorsätzlich und sittenwidrig" geschädigt hat und deshalb Schadenersatz zahlen muss.

Für das Musterverfahren gibt es etwa 400.000 gemeldete Kläger. "Es war ein strategischer Fehler von VW, sich nicht vorher mit der Verbraucherzentrale und dem ADAC auf eine Entschädigung zu einigen, um aus dem Konflikt die Luft herauszunehmen", urteilte Bratzel.

Der Dieselskandal bei VW war im September 2015 bekannt geworden. In Zusammenhang damit zahlte Volkswagen bereits mehr als 30 Milliarden Euro an Strafen und Entschädigungen, vor allem in den USA. Zuletzt erklärte sich Volkswagen im September 2019 bereit, umgerechnet knapp 80 Millionen Euro zur Streitbeilegung mit australischen Kunden zu überweisen.