Bereits neun Deutsche an Coronavirus erkrankt

Gut einen Monat nach dem Ausbruch des Coronavirus sind inzwischen neun Deutsche daran erkrankt. Die Behörden in Bayern meldeten am Samstag eine achte Infektion, während aus Spanien der Fall eines infizierten deutschen Touristen gemeldet wurde. Mehr als hundert Deutsche wurden derweil aus dem chinesischen Seuchengebiet in ihre Heimat ausgeflogen, eine Frau wurde wegen des Verdachts einer Ansteckung ins Krankenhaus eingeliefert. Zahlreiche Staaten verschärften unterdessen ihre Maßnahmen zur Abschottung vor dem Virus aus China.

Der Luftwaffen-Airbus mit insgesamt 124 Rückkehrern aus Wuhan, unter ihnen 102 Deutsche, landete am Samstagnachmittag in Frankfurt am Main. Elf Passagiere wurden nach einer Untersuchung am Flughafen in die Frankfurter Universitätsklinik gebracht - unter ihnen eine Patientin, bei der eine Coronavirus-Erkrankung nicht ausgeschlossen werden kann.

"Ein Fall ist ein sogenannter Fall in Abklärung, bei dem wir eben noch ein entsprechendes Laborergebnis brauchen", sagte der hessische Sozialministers Kai Klose (Grüne). Die zehn übrigen Patienten wiesen medizinische Beschwerden auf, die nicht "mit Corona oder ähnlichen Erkrankungen" in Verbindung stünden.

Knapp vier Stunden nach der Landung verließen mehrere Busse mit Rückkehrern an Bord den Flughafen. Sie wurden in die Südpfalz-Kaserne nach Germersheim gebracht, wo sie unter ärztlich beaufsichtigter Quarantäne die Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen verbringen sollen.

Der Rückflug führte am Samstag zu diplomatischem Zwist mit Russland. Die dortigen Behörden hatten der Luftwaffen-Maschine aus Wuhan die vorher in Aussicht gestellte Landegenehmigung für einen Zwischenstopp auf dem Moskauer Flughafen verweigert, wie Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte. Dies sei mit Kapazitätsengpässen am Flughafen begründet worden. Die Ministerin kündigte ein mögliches Nachspiel an.

Die Zahl der am Coronavirus erkrankten Deutschen stieg unterdessen weiter an. Ein 33-jähriger Mann aus München habe sich als achter Patient in Bayern infiziert, teilte das dortige Gesundheitsministerium mit. Wie sechs weitere Erkrankte sei auch er ein Mitarbeiter des im Landkreis Starnberg angesiedelten Automobilzulieferers Webasto.

Am Samstag wurde außerdem bekannt, dass sich ein deutscher Tourist in Spanien mit dem Coronavirus infiziert hat. Er werde auf der Kanareninsel La Gomera isoliert behandelt, teilte das spanische Gesundheitsministerium mit. Er habe zuvor in Deutschland "engen Kontakt" mit einer infizierten Person gehabt.

In China erhöhte sich die Zahl der Infizierten bis Samstag nach Angaben der Behörden auf knapp 12.000. 259 Menschen starben demnach in der Volksrepublik an der Atemwegserkrankung. Die chinesische Regierung rief dazu auf, Hochzeiten zu verschieben und Trauerfeiern in kleinem Rahmen abzuhalten.

Immer mehr Länder flogen derweil ihre Bürger aus dem Seuchengebiet aus. In Frankreich wurden etwa 180 Menschen aus Wuhan, zumeist Franzosen, nahe Marseille unter Quarantäne gestellt. Ein weiteres Flugzeug überwiegend mit Franzosen wurde in der Nacht zum Sonntag in Frankreich erwartet.

Angesichts der ungebremsten Ausbreitung des Virus verschärften mehrere Länder ihre Einreisebestimmungen. Russland schaffte am Samstag die Befreiung von der Visumspflicht für Reisegruppen aus der Volksrepublik ab. Zudem würden keine Arbeitsvisa mehr für Chinesen ausgestellt, teilte die Regierung in Moskau mit. Es handele sich um "vorübergehende" Einschränkungen.

Australien verhängte ein Einreiseverbot für Reisende aus China. Von dem Verbot ausgenommen sind australische Staatsbürger und Menschen mit ständiger Aufenthaltsgenehmigung sowie deren Angehörige. Zuvor hatte bereits die US-Regierung ein Einreiseverbot für Menschen aus China verhängt hatte. Auch das US-Verbot gilt nicht für eigene Staatsbürger, Ausländer mit ständiger Aufenthaltsgenehmigung in den USA sowie deren enge Familienmitglieder. Länder wie Italien, Israel, Singapur und die Mongolei ergriffen ähnliche Schutzvorkehrungen.

Großbritannien zog nach Angaben des Außenministeriums Diplomaten sowie deren Familien aus China ab. Vietnam strich sämtliche Flüge nach Festland-China.

Auch die Wirtschaft wurde zunehmend in Mitleidenschaft gezogen. Der US-IT-Gigant Apple kündigte an, bis zum 9. Februar seine Filialen und Büros in Festland-China vorsichtshalber zu schließen.