Lebenserwartung von ärmeren Menschen in Deutschland weiterhin niedriger

Ärmere Menschen haben in Deutschland auch weiterhin eine niedrigere Lebenserwartung als reichere. Das geht aus am Donnerstag vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin veröffentlichten Analysen hervor. Demnach blieben die Unterschiede in den vergangenen 25 Jahren relativ gleich. Derzeit sterben 13 Prozent der Frauen aus der niedrigsten Einkommensgruppe vor ihrem 65. Geburtstag, jedoch nur acht Prozent aus der höchsten.

Bei Männern starben 27 Prozent aus der niedrigsten Einkommensgruppe vor ihrem 65. Geburtstag, während es nur 14 Prozent aus der höchsten Einkommensgruppe traf. Das RKI wertete für die Untersuchung amtliche Sterberegister und Daten der SOEP-Haushaltsbefragung aus, die Aussagen über soziale und wirtschaftliche Zusammenhänge erlaubt.

Soziale Ungleichheit habe wegen ihrer "massiven Auswirkungen" für die öffentliche Gesundheit eine "zentrale Bedeutung", erklärte RKI-Chef Lothar Wieler. Das Berliner Institut ist die zentrale Fachstelle der Regierung zur Überwachung von Krankheiten und Gesundheitsprävention.

Bei ihren regelmäßigen Analysen zu Lebenserwartung und Mortalität entdeckten die RKI-Experten zudem einen möglichen Zusammenhang von schweren Grippewellen und Pausen beim Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung. Demnach sind die Jahre mit schweren Epidemien wie 2013, 2015 und 2017 auch jene, in denen der seit Jahrzehnten fortschreitende Anstieg der Lebenserwartung stagniert.

Nach Angaben des Instituts gab es in diesen Jahren schätzungsweise jeweils 20.000 Todesfälle wegen der Grippe, was rund zwei Prozent der jährlichen Todesfälle entspricht. Dies könne die kleinen Unterbrechungen des generellen Trends erklären. Generell stieg die Lebenserwartung in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich an.