Video-Verfahren für Anmeldung zur Patientenakte gestoppt

Wer sich bei seiner Krankenkasse für die Nutzung der elektronischen Patientenakte anmelden möchte, kann dies vorerst nicht mehr über das so genannte Video-Ident-Verfahren machen. Diese Methode wurde gestoppt, nachdem der Chaos-Computer-Club das System gehackt und eine Sicherheitslücke entdeckt hat, wie ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Mittwoch in Berlin sagte.

Die mit der Einführung der Patientenakte beauftragte Gesellschaft Gematik habe die Krankenkassen nun angewiesen, alternative Verfahren zur Anmeldung bei der Patientenakte anzuwenden. Gerade Patientendaten seien sehr sensible Daten, deshalb sei man hier um "hohe Sicherheitsstandards" bemüht, sagte der Ministeriumssprecher weiter.

Der Digitalverband Bitkom kritisierte den Stopp des Video-Verfahrens. Damit habe die Gematik "den Patientinnen und Patienten in Deutschland einen Bärendienst erwiesen", erklärte Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Statt Anbieter mit Verdacht auf Sicherheitslücken anzusprechen und Lösungen zu erarbeiten, wurden alle Dienste pauschal gesperrt."

Wer jetzt digitale Gesundheitsangebote nutzen wolle, für die eine Authentifizierung notwendig sei, müsse persönlich in einer Filiale der Krankenkasse oder der Post erscheinen. "Damit wird eine unnötige Hürde auf dem Weg zu einer digitalen Gesundheitsversorgung aufgebaut."

Die Onlinefunktion des Personalausweises ist nach Einschätzung von Bitkom derzeit noch keine praktikable Alternative. Zu wenige Bürgerinnen und Bürger hätten die Funktion aktiviert oder wüssten nicht, wie das Verfahren funktioniert. "Die ohnehin schleppend verlaufende Einführung der elektronischen Patientenakte wird damit unnötig erschwert", kritisierte Rohleder.

Mit dem Video-Ident-Verfahren können sich Nutzer unabhängig von ihrem Aufenthaltsort per Video identifizieren. Die Legitimation erfolgt per Smartphone, Tablet, PC oder Laptop.