Bericht: Globales Netzwerk verbreitete bei Facebook in dutzenden Ländern Propaganda

Journalisten des "Spiegel" und Forscher der US-Denkfabrik Atlantic Council haben ein global agierendes Netzwerk aufgedeckt, das mit hunderten gefälschten Facebook-Profilen Propaganda in mehr als 30 Ländern verbreitet haben soll. Im Namen vermeintlicher Mitarbeiter der Armee, Strafverfolgungsbehörden oder der Tourismus-Industrie seien über die Facebook-Profile rassistische Kommentare verbreitet und Politiker wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) oder der frühere US-Präsident Barack Obama verunglimpft worden, berichtete der "Spiegel" am Freitag.

US-Präsident Donald Trump und der russische Staatschef Wladimir Putin seien dagegen auf den Facebook-Profilen mit Lob überschüttet worden. Dem "Spiegel"-Bericht zufolge schaltete Facebook das komplette Netzwerk am Donnerstag auf die Hinweise des Magazins und der Atlantic-Council-Forscher hin ab. Wer hinter den Falschprofilen steckt, war demnach noch unklar.

Dem Bericht zufolge gelang es den Betreibern des Netzwerk, über die Fake-Profile auch Kontakt zu echten Menschen aufzubauen, darunter Politiker, Mediziner, Armeeangehörige und Journalisten. Dabei seien auch "private und intime Informationen" kommuniziert worden. Es liege nahe, dass die "virtuellen Annäherungen" auch dem Ausspionieren realer Personen dienen sollten, heißt es in dem Bericht.

Der IT-Experte Michael Fire von der Ben-Gurion-Universität des Negev in Israel sagte dem "Spiegel", Fake-Profile auf Facebook könnten ganz unterschiedlichen Zwecken dienen. Dazu gehöre sowohl die Beeinflussung von Meinungen als auch das Sammeln personenbezogener Daten oder die Verbreitung von Computer-Viren. Dem "Spiegel" zufolge löschte das US-Unternehmen allein zwischen Januar und September 2019 nach eigenen Angaben rund 5,4 Milliarden gefälschte Profile.