Tempo 130 für die Gesundheit und das Klima

Deutschland ist das einzige Land in der Europäischen Union, in dem es kein Tempolimit auf der Autobahn gibt. Eine starke Lobby aus Autofahrern und Konzernen wusste das bislang zu verhindern. Die Grünen fordern seit langem eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 130 Stundenkilometer und führen zwei Hauptargumente an: weniger Unfälle und damit auch weniger Tote und Verletzte sowie einen Beitrag zum Klimaschutz.

Mit Verweis auf bundesweite wissenschaftliche Untersuchungen und internationale Studien heißt es, dass die Verringerung der Durchschnittsgeschwindigkeit um fünf Prozent zu einer Minderung der Unfälle um zehn Prozent und einer Reduzierung der tödlichen Unfälle um 20 Prozent führe. Außerdem argumentiert die Partei, dass ein Tempolimit zu Einsparungen von CO2-Emissionen führe und damit eine effiziente Klimaschutzmaßnahme sei. Außerdem vermindere ein Tempo von über 130 km/h die Reichweite von Elektroautos deutlich.

Seit jeher sind die Einführung eines Tempolimits und auch die dafür vorgetragenen Argumente jedoch umstritten: Der ADAC verweist darauf, dass Autobahnen bereits jetzt die sichersten Straßen in Deutschland seien. So liegt die Zahl der auf Autobahnen Getöteten pro eine Milliarde Fahrzeugkilometer derzeit bei 1,7 Menschen - auf Bundesstraßen außerorts sind es 6,3 Menschen. Die "eigentliche Schwachstelle" seien Landstraßen, dort würden 60 Prozent aller Verkehrstoten registriert.

Beim Thema CO2-Reduktion warnt der Automobilclub davor, die Wirkung eines Tempolimits zu "überschätzen". Er verweist auf Berechnungen, wonach sich bei einer Begrenzung von 130 Stundenkilometern für die Pkw-Flotte des Jahres 2019 ein CO2-Einsparpotenzial von bis zu zwei Millionen Tonnen pro Jahr ergebe. Das seien knapp zwei Prozent der Emissionen des gesamten Pkw-Verkehrs.