Ein Bisschen Dolce Vita

Genusstrend erreicht Getränkebranche

Genuss steht hoch im Kurs. Der Wellness- und Gesundheitstrend hat in den vergangenen Jahren auch die Getränke- und Lebensmittelbranche nicht ausgelassen. Gutes Essen, dazu eine passende Wein- oder Bierbegleitung. Edel-Biere mit individuellem Geschmack boomen. Der goldgelbe Gerstensaft ist zum Erlebnis geworden: Sommelier-Abende, Craftbeer-Messen, Festivals, Braukurse, Menüs mit Bierbegleitung - Brauereien, Brauwerkstätten, Restaurants und der Spirituosenhandel rüsten auf. Es gibt sogar eine Deutsche Bierakademie. Diese bietet Braukurse genauso wie eine Ausbildung zum Biersommelier an. Je individueller, desto besser. Manch einer, der vor Jahren noch mit einer Flasche Pils in der Hand glücklich war, rümpft darüber die Nase.

Aushängeschilder: Pale Ale und India Pale

Seit einiger Zeit ist der Begriff „Craft Beer“ in aller Munde. Das Bier wird in der Regel in kleinen Mengen und unabhängig von Konzernen auf traditionelle Weise gebraut. Die beiden Sorten Pale Ale und India Pale Ale bilden das Aushängeschild der „Craft Beer Bewegung“. Dabei entwickelt sich auch ein weiterer „Craft Beer“ Trend, der beim Wein schon lange vorhanden ist. Auf den Etiketten der Flaschen stehen Hinweise, welche Rohstoffe beim Brauen verwendet wurden. Der Konsument erfährt, wie das Bier schmeckt und wie hoch die optimale Trinktemperatur sein soll. Viele Brauer geben auch Empfehlungen zu welchem Essen das Bier harmoniert. Bier wird also zum besonderen Genussmittel. Denn der Gerstensaft passt mindestens genauso gut als Begleiter zum Essen, wie Wein. Auch in puncto Jobs hat sich in dieser Sparte einiges getan. Noch vor ein paar Jahrzehnten war der Sommelier, der Weinkellner, ausschließlich für den Rebensaft verantwortlich. Heute gibt es ebenso Biersommeliers und seit dem Jahr 2015 bietet die Akademie Weinheim des Deutschen Bäckerhandwerks sogar den ersten staatlich anerkannten Kurs zum Brot-Sommelier an.

Ein perlendes Getränk aus dem nördlichen Italien

Ähnlich wie in der Mode, ist auch die Getränkebranche von Trends abhängig. Ganz vorne bei den Lieblingsgetränken der Deutschen stehen aktuell Prosecco, Sekt und sogenannte Sprizz-Varianten, also Wein mit Aperol, Gin oder Holundersirup. Der Trend schwappte vor einigen Jahren aus dem nördlichen Italien zu uns nach Deutschland. Der Prosecco war damals ein perlendes Getränk aus dem Norden Italiens, das uns ein wenig südländisches Flair über die Alpen brachte. Der Perlwein war so beliebt, dass mehr und mehr Händler das spritzige Getränk hierzulande immer billiger verkauften. Zur Überraschung der Fachleute. Denn der Prosecco stammt aus den norditalienischen Regionen Venetien, Friaul und Julisch. Wie sich herausstellte, wurde in den deutschen Supermärkten viel mehr Proseeco verkauft, als in den italienischen Regionen in einem Jahr produziert werden konnte. Das Problem verbarg sich im Namen. Bis 2009 stand die Bezeichnung Prosecco nicht nur für die Herkunft, sondern auch für die gleichnamige Traumsorte. Mittlerweile ist Prosecco eine geschützte Herkunftsbezeichnung für italienische Schaum- und Perlweine aus den Provinzen Venetien, Friaul und Julisch. Die edlen Getränke haben DOC-Appellation („Denominazione di Origene“), eine italienische Ursprungsbezeichnung, die Herkunft, Lage und Produktionsmethoden garantiert.

Prosecco ist nicht gleich Prosecco

Was viele Genießer nicht wissen: Prosecco ist nicht gleich Prosecco. Er steht bei uns als Perlwein, Schaumwein oder Stillwein in den Regalen. Der Schaumwein, der sogenannte „Prosecco Spumante“, darf nur als solcher bezeichnet werden, wenn die Kohlensäure entweder durch eine Tankgärung oder durch Flaschengärung entstanden ist. Dieser wird oft mit der günstigen Tankgärung hergestellt, während z.B. deutsche Winzersekte häufig in Flaschen gären. Ein „Prosecco Spumante“ unterliegt in deutschem Hoheitsgebiet der Schaumweinsteuer. Daher kostet hochwertiger Prosecco nicht unter 5 Euro je 0,75-Liter-Flasche.

„Prosecco frizzante“ ist ein Perlwein mit geringem Kohlensäuregehalt. Bei seiner Herstellung wird oft einem Stillwein Kohlensäure hinzugesetzt. Der einfache sogenannte Frizzante verliert die Kohlensäure nach dem Öffnen der Flasche sehr schnell. Im Gegensatz zum Frizzante hat ein „Prosecco Spumante“ einen wesentlich höheren Kohlensäuregehalt und im Idealfall eine feine Perlage, die sich noch lange im Glas abbildet. Neben Schaum- und Perlweinen werden auch stille Weißweine (Prosecco spento, Prosecco tranquillo – ohne Kohlensäure) aus der Rebsorte gekeltert. Diese findet man aber in deutschen Regalen eher selten.

Champagner, das festlichste aller Getränke

Viele werden sich fragen, wo denn genau der Unterschied zwischen Champagner und Sekt liegt. Die Antwort ist einfach: Der Schaumwein Champagner muss aus Weinen gemacht werden, die aus der Region Champagne in Frankreich stammen. Die einzigen erlaubten Rebsorten sind Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay. Sie werden nach streng festgelegten Regeln angebaut, mit der Hand geerntet und schließlich gekeltert. Der Champagner gärt nach einer ganz besonderen Flaschengärung, der „méthode champenoise“. Außerdem muss das exklusive Getränke, dessen französische Bezeichnung „Champagne“ markenrechtlich geschützt ist, mit einem Naturkorken verschlossen sein. Andere Schaumweine müssen nach deutschem Lebensmittelrecht als Sekt bezeichnet werden. Zu den teuersten Champagnern der Welt gehören Perrier-Jouet Champagne, 1928 Krug Collection, Dom Pérignon White Gold und De Watère Diamond Edition. Für eine Flasche des edlen Sprudelwassers gehen schon mal mehrere tausend Euro über den Tisch. Der „Bi-Centenaire“ der französischen Kellerei Perrier-Jouet zum Beispiel, wurde anlässlich des 200. Geburtstags von Perrier-Jouet entwickelt. Zu kaufen gibt es die lasche ausschließlich auf Bestellung in der Perrier-Jouet-Boutique in Epernay. Sie kostet rund 10.000 Euro.

Raffinierte Cocktails sorgen für Abwechslung

Festzuhalten ist: Gründe zum Anstoßen mit Champagner oder anderen prickelnden Köstlichkeiten gibt es viele. Während Champagner, Sekt und Prosecco im Kühler auf der festlichen Tafel immer eine gute Figur abgeben, sorgen raffinierte Cocktails für noch mehr Abwechslung. Mit Perlwein lassen sich vielfältige Cocktails mixen, aber auch für beschwipste Desserts sind Sekt und Co. die ideale Zutat. Sekt passt zum Beispiel toll zu fruchtigen Sorbets mit Zitrusfrüchten. Highlight jeder Gartenparty ist und bleibt eine leckere Bowle. Wie wäre es zum Beispiel mit einer spritzigen Apfelbowle oder einer Erdbeer-Rhabarber-Bowle: 500 g Erdbeeren, 1 Stange Rhabarber, 200 g Zucker, 3 Flaschen Weißwein und 1 Flasche Sekt. Ein Stunde kaltstellen und fertig ist die leckere Abwechslung. In die Apfel-Bowle gehören 3 große Äpfel, Calvados, Cidre, Sekt und Zitronenmelisse.

Bowlen sind schnell zubereitet und sehen dazu auch noch toll aus. Noch unkomplizierter geht’s, wenn man dem Perlwein einfach einen Schuss Holunder- oder Himbeersirup, Crème de Cassis oder Campari zufügt. Finish: Der Zuckerrand. Dafür befeuchten Sie den Glasrand mit Wasser oder Zitrone und tauchen die Trinkkante vorsichtig in Zucker. Ein Klassiker für jede Cocktail-Variante. Wohl bekomms!


Text: Susanne Engelke