EU-Umfrage: Im Zweifel verschreiben Mediziner trotz Bedenken Antibiotika

Viele Ärzte verschreiben auf Verdacht Antibiotika, auch wenn sie nicht sicher sind, ob dies wirklich nötig ist. In einer Umfrage der EU-Agentur für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC), die am Montag veröffentlicht wurde, gaben 31 Prozent der befragten Mediziner an, manchmal Antibiotika zu verschreiben, obwohl sie Zweifel an der Notwendigkeit haben.

Als Grund dafür nannten die meisten Befragten, aus Angst vor einer Verschlechterung des Zustands ihrer Patienten auf Verdacht Antibiotika zu verschreiben. Auch bei unsicheren Diagnosen, Zeitdruck oder wenn keine Möglichkeit für Folgeuntersuchungen besteht, greifen Mediziner demnach manchmal prophylaktisch zum Rezeptblock. Einige Befragte gaben auch an, Antibiotika zu verschreiben, um "die Beziehung mit dem Patienten zu erhalten".

Durch den falschen Einsatz von Antibiotika können multiresistente Keime entstehen, gegen die gängige Arzneimittel nicht mehr wirken. Aus der ECDC-Befragung geht hervor, dass sich die allermeisten Beschäftigen im Gesundheitsbereich dieser Risiken bewusst sind.

Die EU wirbt seit Jahren für Bemühungen, den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren. Die ECDC mit Sitz im schwedischen Solna veröffentlichte anlässlich des europäischen Antibiotikatags und der weltweiten Antibiotikawoche mehrere Untersuchungen zu dem Thema. Demnach ist die Zahl der Verordnungen von Antibiotika in der EU in den vergangenen Jahren stabil und in Deutschland leicht rückläufig.

Nach Angaben der EU-Behörde stellt Antibiotikaresistenz eine wachsende Gefahr dar: In den 28 EU-Ländern sowie in Norwegen, Island und Liechtenstein sind demnach jährlich rund 33.000 Todesfälle darauf zurückzuführen. "Es ist klar, dass die Maßnahmen der öffentlichen Gesundheit zur Bewältigung der Situation nach wie vor unzureichend sind", erklärte die ECDC.