Nord-Süd-Gefälle bei Digitalisierung in Europa

Bei der Digitalisierung der Wirtschaft gibt es in der EU ein Nord-Süd-Gefälle. "Finnland, Schweden, Dänemark und die Niederlande sind insgesamt bei der digitalen Leistungsfähigkeit führend", erklärte die EU-Kommission am Donnerstag. Schlusslichter sind demnach Bulgarien, Griechenland, Rumänien und Italien; Deutschland ist oberes Mittelmaß.

Die EU-Kommission untersucht regelmäßig den Fortschritt bei der Nutzung und Verfügbarkeit neuer Technologien in den EU-Ländern und fasst diesen im "Digital Economy and Society Index" zusammen. Brüssel bewertet dabei den Infrastrukturausbau, digitale Fertigkeiten der Bevölkerung, Internet-Nutzung von Privatpersonen, die Nutzung digitaler Technologien durch Unternehmen und die Digitalisierung öffentlicher Dienste.

Demnach sind europaweit insgesamt Fortschritte zu verzeichnen: 78 Prozent der europäischen Haushalte verfügten über einen Breitband-Internetanschluss, im Vergleich zu 70 Prozent vor fünf Jahren. 4G-Netze für schnelles mobiles Internet "decken fast die gesamte europäische Bevölkerung ab". 17 Mitgliedsstaaten hätten bereits die Frequenzen für 5G zugeteilt. Deutschland sei neben Finnland, Italien und Ungarn am besten auf den neuen Standard vorbereitet.

Die Nutzung des Internets nimmt der Kommission zufolge weiter rasch zu: 85 Prozent der Europäer gingen 2019 mindestens einmal pro Woche online, insbesondere um Videoanrufe, Bankgeschäfte oder Einkäufe zu tätigen. 2014 waren es noch 75 Prozent. Allerdings verfüge mit 42 Prozent nach wie vor ein großer Teil der Bevölkerung nicht über die nötigen Grundkenntnisse, um digitale Dienste korrekt in Anspruch zu nehmen.

Die Unternehmen ihrerseits werden "zunehmend digitalisiert", wobei große Firmen einen deutlichen Vorsprung haben: "38,5 Prozent der großen Unternehmen setzen mittlerweile auf Cloud-Dienste", während der Anteil bei kleinen und mittleren Unternehmen nur bei 17 Prozent liegt, erklärte die Kommission.

Auch die öffentlichen Dienste entfernen sich Brüssel zufolge mehr und mehr von der klassischen Papierwirtschaft: Der Anteil digital eingereichter Formulare stieg demnach in den vergangenen Jahren deutlich. Estland, Spanien, Dänemark, Finnland und Lettland attestierte die Kommission die besten Ergebnisse in diesem Bereich.