Stadt Straßburg nimmt mit ökumenischen Gottesdienst Abschied von Tomi Ungerer

Mit einem ökumenischen Gottesdienst hat die Stadt Straßburg Abschied von ihrem berühmten Sohn, dem Karikaturisten und Kinderbuchautor Tomi Ungerer, genommen. Im gotischen Münster der Elsass-Metropole versammelten sich am Freitagvormittag zahlreiche Angehörige, Freunde und Bewunderer des Künstlers, der am Samstag vergangener Woche im Alter von 87 Jahren im Haus seiner Tochter in der irischen Stadt Cork gestorben war. Dort wurde Ungerer am Mittwoch beigesetzt.

Tomi Ungerer sei protestantisch gewesen, dennoch habe er sich eine Trauerfeier im katholischen Münster gewünscht, sagte Pastor Christian Krieger. "War das ein letzter Witz?", fügte der Geistliche mit Blick auf Ungerers Humor hinzu. Der Zeichner sei eine komplexe, schwer zu erfassende Persönlichkeit gewesen. Er habe mit seinem Werk einen großen Bogen gespannt - von Kinderbüchern über bissige politische Satire bis hin zu erotischen Provokationen.

Der Straßburger Oberbürgermeister Roland Ries würdigte Ungerer als einen "antikonventionellen Künstler". Bei der Messe unter Schirmherrschaft des Straßburger Erzbischofs Luc Ravel wurden die vier Sprachen gesprochen, die der Zeichner beherrschte und liebte: Französisch, Deutsch, Englisch und Elsässisch. Der Straßburger Liedermacher und Kabarettist Roger Siffer sang mit einigen Mitgliedern seines Ensembles "Die Gedanken sind frei", Freunde des Verstorbenen lasen Auszüge aus dem Evangelium.

Ungerer hatte sich unter anderem als Autor und Illustrator von Kinderbüchern einen Namen gemacht, fand aber auch mit Plakatkunst und erotischen Zeichnungen Anerkennung. Geboren wurde Jean-Thomas Ungerer am 28. November 1931 als jüngstes Kind einer wohlhabenden Straßburger Uhrmacherfamilie. Seine ersten Erfolge erzielte er in den 1950er Jahren in New York, wo er sich mit bissigen Karikaturen über die Schickeria der Stadt lustig machte.

Nach Angaben seiner Website veröffentlichte Ungerer mehr als 140 Bücher, die in 28 Sprachen übersetzt wurden. Außerdem schuf er Tausende von Plakaten und Karikaturen. Ein Teil seiner Werke sind in dem Museum zu sehen, das die Stadt Straßburg im Oktober 2007 für Ungerer eröffnete. Zu seinen bekanntesten Werken zählen "Der Mondmann" und "Die drei Räuber".