Frankreich verschärft Corona-Maßnahmen auch für Touristen

Wegen deutlich steigender Corona-Infektionszahlen hat Frankreich die Auflagen für Einheimische wie für Touristen verschärft. Seit Mittwoch ist in Sehenswürdigkeiten wie dem Pariser Eiffelturm sowie in Freizeitparks, Konzertsälen, Museen oder Kinos mit mindestens 50 Besuchern ein sogenannter Gesundheitspass Pflicht. Er gibt Aufschluss über eine Impfung, eine überstandene Infektion oder einen negativen Corona-Test. Wer den Pass vorweisen kann, muss an den betreffenden Orten auch in geschlossenen Räumen keine Maske mehr tragen.

Touristen oder andere Frankreich-Reisende aus dem Ausland können eine vollständige Impfung etwa mit dem EU-weit gültigen Corona-Zertifikat auf dem Handy nachweisen. Ein negativer Corona-Test darf in der Regel höchstens 48 Stunden alt sein und kann auch in Papierform vorliegen. Bei Verstößen drohen Geldbußen von bis zu 1500 Euro.

Anfang August soll die Testpflicht dann auf Cafés, Restaurants und Fernzüge ausgeweitet werden. In Diskotheken und bei Festivals gilt der Gesundheitspass bereits. Eine Ausnahme von der Testpflicht gibt es noch bis September für Minderjährige: Kinder und Jugendliche bis 17 Jahren sind davon vorerst befreit, weil die meisten von ihnen bisher nicht geimpft sind.

Am Pariser Eiffelturm wurden eigene Corona-Testzelte errichtet. Dort können Besucher ohne Impfung oder Nachweis einer überstandenen Infektion einen Antigen-Schnelltest machen, wie die Betreiber mitteilten. Ausländische Touristen müssen dafür 25 Euro bezahlen.

Zunächst hatte das französische Europaministerium für den Sommer kostenlose Corona-Test für Touristen in Aussicht gestellt; dann jedoch machte die Regierung eine Kehrtwende. Seit einigen Wochen müssen Ausländer ohne französischen Wohnsitz für einen Antigen-Schnelltest bis zu 29 Euro bezahlen und für einen PCR-Test 49 Euro. Viele Apotheken und örtliche Labore bieten dies an.

Regierungschef Jean Castex kündigte eine einwöchige Übergangsphase vor verschärften Kontrollen an. Erst nach der "Pädagogie" komme die "Zeit der Sanktionen", sagte er dem Fernsehsender TF1.

Zugleich betonte er, an Frankreichs Schulen werde der Gesundheitspass nicht eingeführt. Stattdessen werde es gezielte Impfkampagnen für junge Leute geben. Insgesamt hat sich die Regierung nach seinen Angaben zum Ziel gesetzt, bis Ende August 50 Millionen Menschen mindestens mit einer ersten Dosis zu impfen. Bisher haben rund 38 Millionen Franzosen eine erste Dosis erhalten. Insgesamt sind 46 Prozent der 67 Millionen Bürger vollständig geimpft.

Am Wochenende hatten zehntausende Franzosen gegen die neuen Maßnahmen demonstriert. Die Regierung begründet sie mit der hoch ansteckenden Delta-Variante. "Wir sind mitten in der vierten Welle", sagte Castex.

Am Dienstag waren mehr als 18.000 Neuinfektionen registriert worden, der höchste Stand seit Mitte Mai. Nach Castex' Angaben entfallen 96 Prozent der Ansteckungen auf nicht Geimpfte. Die Regierung fürchtet, dass bis zum Ende der Sommerpause auch der Druck auf die Krankenhäuser wieder steigen wird.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte deshalb vor rund zehn Tagen eine Impfpflicht für das Gesundheits- und Pflegepersonal angekündigt. Das entsprechende Gesetz soll noch diese Woche im Schnellverfahren das Parlament passieren.