Gaswerk Augsburg: Arbeiten am Scheibengasbehälter bis Jahresende

Ein Wahrzeichen wird saniert

Ein Augsburger Wahrzeichen muss saniert werden. Der gut 84 Meter hohe Gaskessel im Gaswerk Augsburg bekommt einen neuen Anstrich. In den vergangenen Jahren hat die Außenhülle aus über 1.800 genieteten und geschweißten Stahlblechen Rost angesetzt. Jetzt sanieren die Stadtwerke Augsburg (swa) das Industriedenkmal für rund 2,5 Millionen Euro.

Bevor die neue Schutzfarbe aufgetragen werden kann, müssen die alten Beschichtungen runter. Der letzte Anstrich erfolgte 1974. Dazu werden in den kommenden Monaten Hochdruck-Sandstrahler im Einsatz sein. Auch wenn die swa mit zusätzlichen Schallschutz-Planen alles unternehmen, um die Lärmentwicklung möglichst gering zu halten, werden die lärmintensiven Arbeiten ab Ende Juni bis voraussichtlich Dezember deutlich hörbar sein.

Die Außenhaut hat eine Gesamtfläche von über 20.000 Quadratmetern. Das entspricht etwa drei Fußballfeldern. Vier Arbeiter werden ab Montag, 25. Juni gleichzeitig mit Hochdruck-Sandstrahlern die alten Deckschichten entfernen. Es wird nach und nach in fünf Segmenten um den Kessel herum gearbeitet. Begonnen wird im Westen. Dazu wird jeweils ein Gerüst aufgestellt und mit einer Schutzfolie abgehängt. Sand, Staub und die alten Farbpartikel, die sich beim Sandstrahlen lösen werden in einem Spezialverfahren abgesaugt, so dass keine Schadstoffe in die Umgebung gelangen. Um die Lärmbelästigung für Anwohner zu verringern wird zusätzlich eine Schallschutzplane angebracht. Dennoch werden die Arbeiten deutlich hörbar sein. Es wird ausschließlich an Wochentagen untertags gearbeitet.

Der von MAN gebaute sogenannte Scheibengasbehälter wurde im November 1954 in Betrieb genommen. Nach 47 Jahren Betriebsdauer wurde er 2001 stillgelegt. Insgesamt hat er eine Höhe von 84,10 Metern und einen Durchmesser von 45 Metern. Die Außenhaut besteht aus über 1.800 gewalzten Stahlblechen, die mit rund 204.000 Nieten sowie Schweißnähten mit einer Gesamtlänge von 24,5 Kilometern miteinander verbunden sind.

Der Augsburger Scheibengasbehälter ist einer von zwei noch existierenden Behältern in Bayern. Seit 2009 können Besucher bei geführten Touren die 392 Stufen nach oben auf die Aussichtsplattform steigen und haben vom dritthöchsten Gebäude Augsburgs einen Ausblick auf die ganze Stadt.

Der Scheibengasbehälter ist Teil des Gaswerks Augsburg, einem Industrieensemble und -denkmal von europäischem Rang. Das etwa 70.000 Quadratmeter große Areal mit seinen historischen Industriebauten wird von den Eigentümern, den Stadtwerken Augsburg, zusammen mit der Stadt Augsburg zu einem Zentrum für Kultur und Kreativwirtschaft entwickelt. Derzeit entstehen Theatersaal, Bühne, Werkstätten und Proberäume für das Schauspiel und Ballett des Theaters Augsburg sowie Ateliers und Übungsräume für Künstler und Musiker. Außerdem wird es Flächen für Start-Ups und Unternehmen der Kreativwirtschaft geben. Mit Gastronomie, Grünflächen und Einrichtungen für Freizeitaktivitäten soll das Gelände für alle Bürger eine hohe Aufenthaltsqualität bekommen. Die Sanierung des Scheibengasbehälters steht damit jedoch nicht im Zusammenhang, sie wäre so oder so notwendig geworden.