Memminger Alltag im Dreißigjährigen Krieg beleuchtet

Historischer Verein publiziert drei neue Bände

Fünf Jahre lang recherchierten Mitglieder des Historischen Vereins Biografien von Memmingerinnen und Memmingern, die vor rund 400 Jahren während des Dreißigjährigen Krieges lebten. Zudem wurde die umfassende Dochtermann-Chronik für heutige Leserinnen und Leser erschlossen und zudem Auszüge aus Chroniken übertragen, die die Jahre von 1618-1648 in Memmingen beleuchten. Die Biographien und Chroniken wurden nun in drei Bänden der Memminger Geschichtsblätter veröffentlicht. Christoph Engelhard, Vorsitzender des Historischen Vereins und Autor, überreichte mit den Autorinnen und Autoren die ersten druckfrischen Exemplare an Oberbürgermeister Manfred Schilder.

„Sie haben eine beeindruckende Arbeit geleistet, vor der ich großen Respekt habe“, würdigte der Oberbürgermeister. „Durch Ihre Forschungen gewinnen wir ein deutlicheres Bild vom Leben während der damaligen Kriegszeit. Durch die Einzelschicksale wird auch der Krieg mitfühlbar. Ihre Publikationen mahnen uns, dass wir alles daransetzen müssen, Krieg zu verhindern.“  Schilder dankte besonders auch Stadtarchivar Christoph Engelhard, der als Vorsitzender des Historischen Vereins Motor und Motivator des großen Projekts zur Erforschung der Stadtgeschichte während des Dreißigjährigen Kriegs war. 

Um das alltägliche Leben in der Stadt während der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts besser kennenzulernen und Lebensschicksale dieser Zeit zu erforschen, hat sich 2015 eine Arbeitsgruppe des Historischen Vereins gegründet. Einzelne Biografien waren bereits in mehreren Lesungen in der Kirche Unser Frauen vorgestellt worden. Nun liegen die Biographien in gedruckter Fassung vor unter dem Titel „Memmingen im Dreißigjährigen Krieg. Leben – Stadt – Krieg. Streiflichter 1618-1648“ (Jahresheft 2021).

Stadtarchivar Christoph Engelhard dankte dem Oberbürgermeister für die finanzielle Unterstützung des Projekts durch die Stadt. Und er richtete seinen Dank an die Autorinnen und Autoren für ihre aufwändige Forschungsarbeit in den vergangenen Jahren. „Gemeinsam ist es gelungen, Lebensgeschichten in überraschender Vielfalt zu erforschen“, betonte er. Einen besonderen Dank richtete Engelhard an Adolf Lehnberger, der die Stadtchronik von Sebastian Dochtermann Buchstabe für Buchstabe entziffert und übertragen hat (Jahresheft 2019). Einzelne heute unbekannte schwäbische Wörter wurden teilweise monatelang von Lehnberger recherchiert. „Wenn man den Band mit seinen fast 400 Seiten in der Hand hält, kann man erahnen, welch große Leistung hier von Adolf Lehnberger vollbracht wurde“, würdigte der Stadtarchivar. „Es ist ein Standardwerk für die nächsten Jahrzehnte.“ Sebastian Dochtermann berichtet unter anderem über Wallensteins Aufenthalt in Memmingen im Sommer 1630. Seine umfangreiche Chronik umfasst jedoch sehr viel mehr an Berichten und Schilderungen des Alltags in der Freien Reichsstadt Memmingen. 

Übertragen wurden zudem Auszüge aus der „Memminger Chronik“ von Christoph Schorer. Bislang unbekannt waren die Chroniken von Micheas Fretscher, Jonas Kimpel und einem anonymen Chronisten (Jahresheft 2020)