Panther-Kapitän Steffen Tölzer im Interview

Ein sächsischer Augschburger Junge

Ohne die Führungsqualitäten des Augsburger Rekordspielers würde dem AEV ein großes Stück Sympathie verloren gehen. Denn seit dem Jahr 2003 spielt Steffen Tölzer ununterbrochen im Profiteam der Augsburger Panther. Die Saison 2020/21 ist die bereits 18. Spielzeit des sächsischen Verteidigers in der Fuggerstadt. Im Interview mit TRENDYone blickt der 34-jährige Rekordspieler auf seine Zeit bei den Panthern zurück und gibt auch einen kleinen Ausblick darauf, was ihn nach seiner aktiven Karriere beschäftigen könnte.  

TRENDYone: Steffen, im Jahr 2003 hattest du deinen ersten Einsatz in der DEL für die Augsburger Panther. Welche Gefühle und Reaktionen sind Dir von diesem Tag in Erinnerung geblieben?

Steffen Tölzer: Vor allem Nervosität. Denn ich bekam spontan einen Anruf, in dem mir mein damaliger Trainer Benoit Laporte mitteilte, ich hätte am gleichen Abend meinen ersten Einsatz für die Profis gegen Düsseldorf. Zu dieser Zeit hatte ich noch im Bayernligateam für die Jungpanther gespielt. 

Deine Jugend hast du unter anderem beim ESV Königsbrunn verbracht. Verfolgst Du die Spiele der Pinguine heute noch?

Ich verfolge Königsbrunn auf jeden Fall, denn dort sind viele meiner Freunde entweder noch als Spieler oder in den höheren Positionen beschäftigt. Nachdem wir aber zeitgleich Spiele bestreiten ist es meistens schwierig, persönlich im Stadion vorbeizuschauen. Nachdem ich in Königsbrunn angefangen habe Eishockey zu spielen, ist das natürlich ein sehr bedeutsamer Ort für mich. 

Würdest Du Dich als „Vollblut Augsburger“ bezeichnen, auch wenn Du in Sachsen geboren bist?

Definitiv ja. Klar sollte man immer wissen wo die eigenen Wurzeln liegen. Durch meine Großeltern im Osten Deutschlands habe ich noch häufig Kontakt zu meiner Heimat. Ich bin mit fünf Jahren gemeinsam mit meinen Eltern nach Augsburg gezogen, weil mein Vater ein gutes Jobangebot bekommen hatte. Damals hat ein Teil der Familie schon hier gelebt. Seitdem bin ich einer der größten Fans unserer Stadt. 

Für den Fall, dass Du nicht mehr Eishockey spielen könntest: Welchen Sport würdest du als nächstes wählen?

In gehe nicht davon aus, dass ich in diesem Alter noch einen vollkommen neuen Sport beginnen werde (lacht). Ich würde hauptsächlich für mich selbst Sport betreiben, das wäre dann wohl Laufsport oder Krafttraining. Spaßeshalber bin ich auch gerne beim Fußball, Darts oder mal bei einer Partie Poker dabei. 

Die Eishockeyfreie Zeit verbringst Du am liebsten mit….

…Meiner Familie. Spielen mit den Kindern beruhigt mich unheimlich. Natürlich gehört da auch mal „Relax-Zeit“ mit meiner Frau dazu. Außerdem bin ich gerade dabei, mit meinen Freunden einen Motorrad-Club zu gründen, denn die Harley ist auch eine meiner großen Leidenschaften. Gemeinsam starten wir im Sommer immer ein paar mehrtägige Trips und haben dabei eine Menge Spaß. 

Gibt es eine Spielszene von der du deinen Enkelkindern noch erzählen wirst?

Auf emotionaler Ebene war das sicherlich im Jahr 2010, als wir gegen Wolfsburg ins Playoff-Finale einzogen. Das hat sich damals angefühlt als hätten wir die Deutsche Meisterschaft gewonnen, auch wenn es am Ende leider nicht gereicht hat. Ein unglaubliches Gefühl, wie Fans und Spieler dabei ausgerastet sind. Das war der Moment, von dem ich meinen Kindern immer erzähle, denn für so etwas lohnt es sich, hart zu arbeiten und Ziele zu verfolgen. Bisher habe ich es zwar selbst nicht geschafft, einen großen Cup zu gewinnen – außer natürlich die fünf Gewinne des Dolomiten-Cups – aber der Erfolg sollte trotzdem immer das große Ziel sein. Natürlich gab es auch Schockmomente. Ich erinnere mich da an meine Verletzung an der Wirbelsäule, nach der ich für eine kurze Zeit auf dem Eis meine Arme nicht mehr spüren konnte. Laut der ersten Diagnose der Ärzte sollte diese Verletzung meine Karriere beenden. Schlussendlich gab es 2013 doch eine Lösung, durch die ich weiterhin spielen konnte. Nach einem langen Verletzungsjahr mit viel Training und einem eisernen Willen habe ich es dann doch zurück aufs Eis geschafft. 

Was macht die Augsburger Fans einzigartig?

Die Augsburger stehen hinter dem Team, aber trotzdem kann die Stimmung im Stadion schnell mal kippen. Das gehört im Sport dazu und spornt uns als Team gleichzeitig an, Bestleistung zu bringen. Wenn wir abliefern, dann bebt die „Hölle des Südens“. Über die Jahre hinweg hat die Stadt es geschafft, ein reines Eisstadion zu bauen. Für mich ist es das schönste Stadion, das es in der DEL und in Deutschland überhaupt gibt. Nicht nur die Qualität vom Eis sondern auch die Stimmung kann einfach nicht getoppt werden.  

Mit 34 Jahren hast du also in dieser Saison Deine erste Erfahrung in der Champions Hockey League erlebt. Wie fühlte sich das an und welche Momente bleiben Dir davon sicher in Erinnerung?

Speziell die Gänsehautmomente, die unsere Fans erzeugt haben, blieben mir davon in Erinnerung. Egal ob Belfast, Lulea, Liberes oder Biel: sie gaben uns immer das Gefühl, gerade ein Heimspiel zu bestreiten. Diese Faneuphorie hat 2019 schon in den Playoffs in München begonnen und sich dann auch komplett durch den internationalen Wettbewerb gezogen. Erst recht war es eine riesige Ehre und ein großer Traum von mir, mit Augsburg in der CHL zu spielen. 

Wie sehen Deine Pläne für die Zeit nach deinem Karriereende aus? Steht das überhaupt schon in greifbarer Nähe?

Ich habe viele Pläne. Einer davon wäre natürlich in Augsburg zu bleiben und dem AEV an anderer Stelle unterstützend unter die Arme zu greifen. Das würde mich riesig freuen. Durch die vielen Jahre ist Augsburg für mich zum Lebensprojekt geworden. und mit meinen künftigen Aufgaben könnte ich dem Club viel zurückgeben. Momentan produziere ich in Kooperation mit einer Destilliere meinen eigenen Gin und ein Fitnesstudio zu eröffnen, wäre auch nicht so schlecht (lacht). Ich lasse mir meine Zukunftsgestaltung relativ offen. 

Hast Du ein bestimmtes Ritual vor jedem Spiel?

Ich esse vor jedem Spiel Spaghetti Bolognese. Über die 17 Jahre hinweg hat sich das irgendwie eingependelt, dass meine Frau zumindest vor jedem Heimspiel dieses Essen kocht. Alle andere Rituale habe ich mit dem Laufe der Zeit abgelegt, denn sowas ist schwer planbar und beeinflusst mich als Spieler zu sehr. 

Welche Angewohnheiten magst Du an Dir besonders gerne und welche gar nicht?

Ich bin immer freundlich und happy. Nur selten habe ich mal schlechte Laune. Das ist gehäuft schon so viel Positives, dass es in meinem Leben gar keinen Platz für negative Eigenschaften oder Angewohnheiten gibt (lacht). 

Hast Du ein Lebensmotto?

Ich habe mehrere. Eines davon ist auf jeden Fall: „Ich trainiere nicht um zu verlieren“. Ein weiteres wäre: „Wer nicht kämpft, hat den Kampf schon verloren“. Natürlich sind das beides Einstellungen, die sehr viel mit Sport zu tun haben. Dennoch kann man beide ganz gut auf das normale Leben übertragen. 

Wie eishockeybegeistert sind Deine Kids?

Beide spielen Eishockey und trainieren aktuell in der Laufschule. Mein großer Sohn hätte das Level um nun weiterzukommen, aber der Fußball gefällt ihm einfach besser. Die Liebe zum Fußball lasse ich ihn voll und ganz ausleben. Jeder sollte den Sport ausüben, der ihm gut gefällt. Für meine Kinder ist mir wichtig, dass diese überhaupt Sport betreiben, sei es ein Team- oder ein Einzelsport. Sie müssen kaputt aber mit einem Lächeln im Gesicht vom Sport nach Hause kommen. Ich drücke sie nicht in die Hockeyschiene und werbe mit Vorteilen, die sie dabei durch mich hätten.