ratiopharm ulm schlägt Mitteldeutschen BC mit 105:94

Heimsieg im Jubiläumsspiel

Nur 48 Stunden nach der denkbar knappen 84:81 Niederlage im EuroCup gegen Krasnodar traten die Ulmer Basketballer am Freitagabend erneut in heimischen Stadion an und konnten dabei sogar ein Jubiläum feiern. Zum 150 Mal in Folge war die ratiopharm arena komplett ausverkauft.

Mit einem fantastischen Start, mitreißenden Alley-Oop-Dunks und dem ersten „Hunderter“ in der BBL-Saison machte ratiopharm ulm das Jubiläumsspiel zu einem denkwürdigen Abend. „Ich kenne nur eine Mannschaft, die so trifft, wie Ulm am Anfang – die Golden State Warriors“, kommentierte Gästetrainer Aleksandar Scepanovic den Ulmer Dreierregen der ersten zehn Minuten. Thorsten Leibenath, der sein Team nach dem EuroCup-Spiel vor weniger als 48 Stunden nur taktisch auf den Gegner vorbereiten konnte und auf drei Importspieler verzichten musste, stellte seiner Mannschaft ein uneingeschränkt positives Zeugnis aus – trotz des unerwarteten Spannungsmoments nach einer zwischenzeitlichen 26-Punkte-Führung. „Ich muss meiner Mannschaft heute ein großes Kompliment aussprechen. Die Art und Weise, wie wir das heutige Spiel angegangen sind, macht mich sehr stolz“. Und auch die Fans, die eine zum 150. Mal in Folge ausverkaufte ratiopharm arena erlebten, zollten ihrem Team Respekt. Ryan Thompson, der noch vor der Halbzeit die 1.500-Punkte-Marke knackte, wurde genauso mit Sprechchören gefeierte, wie „Green, Green, Green“, der einmal mehr unter Beweis stellte, dass die Schwerkraft für ihn kein Problem darstellt.

Und so war es die Energie, die die famose Brass-Band „Fättes Blech“ kurz vor Tipoff in die vollbesetzte ratiopharm arena blies, die sich nahtlos aufs Parkett übertrug. Ismet Akpinar, der den verletzten Patrick Miller als Point Guard in der Starting Five vertreten hatte, attackierte sofort den Korb und legte den Grundstein für ein rasantes erstes Viertel. Vor allem Thompson schien die Energie zu beflügeln. Der Forward versenkte vier von vier Dreiern und markierte allein in den ersten zehn Minuten 16 Punkte. Überhaupt der Distanzwurf: Aus der 6,75-Meter-Entfernung makellos (7/7), ging ratiopharm ulm zur Viertelpause mit 37:22 in Führung.

Und das Ulmer Powerplay überdauerte auch die Viertelpause. Insbesondere in der Defensive: Mit bis zur Halbzeit sechs Steals trieben die Ulmer die Wölfe zur Verzweiflung. War es zu Beginn Thompson, der sein Team offensiv getragen hatte, so checkte nun der Highflyer ein: Mal klaute sich Green die Bälle selbst, mal ließ er sich beim Einwurf das Spielgerät so punktgenau über den Korb servieren, dass er den Spalding nur noch reindrücken musste. Das Ergebnis war immer gleich: Die Arena tobte und die Ulmer setzten sich mit bis zu 20 Punkten ab (55:35, 18.). In die Pause ging ratiopharm ulm dann mit einer Feldwurfquote von 75 Prozent (10/11 Dreier) und einer 64:44-Führung.

Und die Gastgeber dachten zunächst gar nicht daran, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen: Mit einem Assist auf den einfliegenden Green eröffnete Thompson einen Ulmer 6:0-Lauf zur höchsten Führung des Spiels (70:44). Und auch das 77:58 zimmerte Green mit aller Wucht per Dunk durch den Ring. Doch dann stockte der Ulmer Motor. Mit einem 11:0-Lauf stellten die Wölfe den bisherigen Spielverlauf auf den Kopf. Als Trevor Releford dann aus der Distanz zum 78:72 einnetzte, war die Jubiläumsstimmung in der 30. Minute plötzlich futsch.

Jetzt waren die Zuschauer gefragt. Das Publikum, das schon zweimal zum besten der BBL ausgezeichnet wurde, zeigte erneut ein gutes Gespür für die Situation und trieb ihr Team zu einem 8:2-Lauf (86:74, 34.) und half ihm so über eine kritische Phase hinweg. Doch die Wölfe blieben bissig. Auch auf den vierten Dreier von Akpinar hatten sie mit einem Distanzwurf von Kerusch die Antwort, sodass bei fünf Minuten auf der Uhr ein 91:82 auf der Anzeigetafel stand. Auch 1:45 Minuten vor dem Ende war die Partie beim Stand von 95:88 längst noch nicht gelaufen. Erst als Topscorer Akpinar mit seinem siebten Freiwurf (7/7) bei 66 Sekunden auf der Uhr das 99:88 markierte, war den Ulmern der achte Saisonerfolg nicht mehr zu nehmen. So erlebten die 6.200 Besucher in 40 Minuten die komplette emotionale Bandbreite eines Basketballspiels: Fantastische Läufe, mitreißende Dunks – und eben Spannung bis zum Schluss.