ratiopharm ulm behält in einer Nervenschlacht die Ruhe und belohnt sich gegen Brescia mit dem zweiten EuroCup-Erfolg

Forza Ulm!

So sehen Sieger aus! Erschöpft, abgekämpft, aber überglücklich rissen die Spieler von ratiopharm ulm nach der Nervenschlacht, die das Spiel vor allem in den letzten fünf Minuten war, die Arme in die mit 3.000 Zuschauern gefüllte ratiopharm arena.

Mit dem zweiten Sieg aus fünf Partien ist ratiopharm ulm nun wieder mittendrin im Kampf um Platz vier, der zur Qualifikation für die Top16 berechtigt. „Wir waren oft so nah dran zu gewinnen, sind aber am Ende immer knapp gescheitert. Gerade mental war der Sieg heute daher natürlich sehr wichtig für uns“, so Katin Reinhardt, dem der Game Winner gelang.

Schon vor der Partie war allen Beteiligten klar, welche Bedeutung diese 40 Minuten EuroCup-Basketball haben könnten. Für die Ulmer, die sich lange nicht für ihre Leistungen belohnen konnten, und auch für die Italiener, die nach dem Comeback-Sieg gegen Belgrad wieder vom Erreichen der Top16 träumten. „Ich erwarte wieder eine Schlacht“, hatte es Brescias Gerald Beverly ausgedrückt. „Diese Spiel bedeutet uns sehr viel“, waren die Worte von Javonte Green vor dem Duell mit dem italienischen Halbfinalisten. Und so emotional und wild entschlossen ging es dann auch los.

Vor allem offensiv. Bis zur 5. Minute (15:16) wechselte die Führung ständig hin und her, ehe Brescia sich erstmals durch ein Vier-Punkte-Spiel etwas absetzen konnte (17:24). Während Green mit zwei spektakulären Dunks für die Highlights sorgte, waren es die Dreier der Italiener (4/6), die den Unterschied ausmachten. Und hätten die Ulmer sich noch konsequenter für ihre aggressive Verteidigung (4 Steals) belohnt, es wäre noch mehr drin gewesen, als das 24:29 nach zehn Minuten. Allein Ismet Akpinar hatte zweimal im Schnellangriff das Pech an den Finger kleben und verlor unbedrängt den Ball.

In Viertel zwei bewegte ratiopharm ulm den Ball gut, fand häufig den offen Schützen – allein der Dreier (0/10) wollte nicht fallen. Ohne zu glänzen setzten sich hochprozentig treffende Italiener Stück für Stück ab (24:35, 13.). Dann war es David Krämer, der im elften Ulmer Versuch den ersten Dreier versenkte. Als Green aus der Distanz nachlegte war der Rückstand plötzlich auf 30:37 geschmolzen. Die staubtrockene Antwort kam vom NBA-erfahrenen Justin Hamilton, der zuerst einen Dreier einnetzte und dann Ryan Thompson stehen ließ (29:40). Doch ratipharm ulm behielt die Nerven, auch als Pat Miller einen Fastbreak-Dunk an den Ring setzte. Mit einem 7:2-Run robbten sich die Ulmer wieder heran (37:42), ehe Brescia konsequent seinen NBA-Star suchte und mit 40:45 in die Pause ging.

Das dritte Viertel eröffnete ratiopharm ulm an beiden Enden des Feldes stark: Vorne versenkten Green und Miller die Dreier und hinten packten alle gut zu. Allein „over the hump“, also in Führung wollten die Ulmer nicht gehen. Die sich bietenden Chancen wurden vergeben und so reichten zwei Ulmer Ballverluste, und die Italiener waren wieder auf 50:57 enteilt. Doch dann zahlte sich die starke Ulmer Verteidigungsarbeit aus: Mit enormem Druck befeuerten die Gastgeber einen 7:0-Lauf, den Green per Dreier zum 57:57 abschloss. Dann war es der bärenstarke Miller, der in der 28. Minute die erste Ulmer Führung seit dem ersten Viertel erzielte (62:59). Jetzt wurde es hektisch: Erst schickten zwei technische Fouls Katin Reinhardt drei Mal an die Freiwurflinie, dann flutschte der Ball durch mehrere überraschte Hände, ehe Max Ugrai zum 67:61 abschloss.

Doch den Italienern reichten wenige Angriffe, um nach einem Dreier von David Moss in der 32. Minute erneut mit 67:69 in Führung zu gehen. Die Ulmer Antwort lieferten Per Günther – aus sieben Metern – und Ismet Akpinar zum 72:69. Jetzt war es eine reine Nervenschlacht. Da ratiopharm ulm früh (35.) die Teamfoulgrenze erreicht hatte, fanden sich die Italiener häufig an der Freiwurflinie wieder, und vergaben ihre Chancen (19/29 FW). Ganz anders die Gastgeber, die jetzt alles in die Waagschale warfen und 2:30 Minuten vor dem Ende mit 81:74 in Führung lagen. Als Hamilton zweimal aus der Distanz traf, war das Spiel 96 Sekunden vor dem Ende endgültig eine Zitterpartie (81:80). Aber ratiopharm ulm behielt die Nerven: Auch als die Italiener mit 20,2 Sekunden auf der Uhr mit 81:82 in Führung gingen, agierten die Gastgeber als Team. So fand sich Reinhardt am Ende einer Passstafette wieder und traf bei 7,3 verbleibenden Sekunden zum 83:82. Jetzt passierte den Italienern, was den Ulmer gegen Gießen unterlaufen war: Im Anschluss an einen Einwurf verursachte ausgerechnet Topscorer Hamilton (21 Punkte) einen Ballverlust.