Ratiopharm Ulm in Berlin besiegt

Saison im Viertelfinale beendet

Ratiopharm ulm muss sich zum dritten Mal starken Berlinern geschlagen geben und beendet seine Saison im Viertelfinale. Ersatzgeschwächt und mit dem Rücken zur Wand bewiesen die Ulmer allerdings Moral und ließen sich auch von einem 23-Punkte-Rückstand im dritten Viertel nicht demoralisieren.

Thorsten Leibenath, der seine letzte Partie als Head Coach von ratiopharm ulm an der Seitenlinie bestritt, konnte zu Recht stolz auf sein Team sein, das sich sechs Minuten vor dem Ende wieder auf neun Punkte herangekämpft hatte (81:72). „Wir haben heute eine couragierte Leistung gezeigt, aber ALBA hat sich von unseren guten Phasen nicht beeindrucken lassen und überwiegend die richtigen Entscheidungen getroffen“, so Leibenath, der Berlin zum Halbfinaleinzug gratulierte und die Mannschaft von Aito Garcia Reneses als Mitfavoriten auf den Titel sieht.

Nachdem die Saison von ratiopharm ulm nach dem 54. Pflichtspiel auf Platz sechs zu Ende ging, haben die Fans am Dienstag ab 18 Uhr die Möglichkeit, sich im Foyer der ratiopharm arena von ihrem Team zu verabschieden.

Im Fokus Ohne die verletzten Patrick Miller und Per Günther und mit einem früh foulbelasteten Javonte Green mussten andere in die Bresche springen: Am besten gelang dies Ryan Thompson (17 Punkte), der mit neun Assists wiedermal seine Point-Guard-Qualitäten bewies. Katin Reinhardt (21 Pkt.) stellte mit sieben verwandelten Dreiern (7/11) von jenseits der 6,75-Meter-Line sogar eine neue Karrierebestleistung auf. Das gilt auch für Gavin Schilling, der mit 12 Punkten, sieben Rebounds und drei Steals sein bestes Spiel im Ulmer Trikot ablieferte. David Krämer (10 Pkt.) brachte viel Energie von der Bank und schreckte auch nicht vor dem EuroCup-MVP zurück, der ihn nur mit einem Foul am Dunking hindern konnte.

Zu Beginn hatten beide Teams ihr Visier noch nicht richtig eingestellt, weshalb in den ersten Minuten – außer dem frühen zweiten Foul von Green – wenig passierte. Dann reichten Berlin zwei Angriffe, um sich erstmals absetzen zu können: Erst drückte Sikma Fotu einen „Dreier ins Gesicht“, dann verlor Akpinar den Ball und Giedraitis schloss den Fastbreak zum 13:7 ab (5. Min). Doch im Gegensatz zu Spiel eins ging kein Knick durch das Ulmer Spiel – im Gegenteil. Mit flinken Fingern und immer den Blick für den Big Man in der Zone, starteten die Gäste einen 8:0-Lauf und glichen die Partie wieder aus. Schließlich schickte der bärenstarke Thompson die Partie von der Freiwurflinie in die Pause und markierte somit den ersten Ulmer Viertelgewinn (20:17) in dieser Serie. Bis zum 24:17 nutzen die Gäste das Momentum, das verdutzt wirkende Berliner plötzlich schlagbar aussehen ließ. Ihre stärkste Phase hatten die Ulmer nach dem Alba auf 22:24 aufgeschlossen hatte. David Krämer attackiert Luke Sikma, der den Dunk des 22-Jährigen nur mit einem Foul stoppen konnte und Thompson war der Regisseur der 28:22-Führung. Dann zündete Alba mit vier Dreiern seinen ersten Run. Wenngleich ratiopharm ulm es geschafft hatte, Berlin in Halbzeit eins zu 13 Ballverlusten zu zwingen, waren den Gästen selbst auch 12 Turnovers unterlaufen. Reinhardt hielt sein Team, das sich mit einer Serie von Offensiv-Fouls aus dem Rhythmus gebracht hatte, mit drei Dreiern im Spiel und den Rückstand zur Halbzeit (50:43) im einstelligen Bereich.

Halbzeit zwei begann dann mit zwei Rückschlägen: Zunächst kassierte Green in der 21. Minute sein viertes Foul, ehe wenige Minuten später auch Radosavljevic foulbelastet auf die Bank musste. Wenngleich die Gäste eine Serie von Sprungwürfen vergaben, lagen sie bis zum 57:52 immer noch in Schlagdistanz. Dann war es ein 18:0-Lauf, den Alba in weniger als drei Minuten startet, und der Berlin eine 20-Punkte-Führung ermöglichte (72:52). Nach einer gefühlten Ewigkeit war es dann Thompson, der mit einem Dreier endlich wieder Punkte für sein Team erzielte. Nachdem Reinhardt seinen vierten Distanzwurf versenkt hatte, gingen die Gäste mit einem 18-Punkte-Defizit ins letzte Viertel. Und die Ulmer waren weit davon entfernt, die Saison bei noch zehn Minuten auf der Uhr bereits abzuschreiben. Auch das fünfte Foul von Green änderte daran nichts. Befeuert von drei Dreiern robbten sich die Gäste wieder heran. Als Schilling den Ball kompromisslos in den Korb stopfte, war der Rückstand unter die Zehn-Punkte-Marke gerutscht (81:72). Dann merkte man jedoch, dass die Aufholjagd die ersatzgeschwächten Ulmer viel Kraft gekostet hatte. Während den Gästen der 20. Ballverlust unterlief, „war Berlin einfach abgeklärter“ (Leibenath) und wehrte auch die letzte Attacke der Gastgeber ab.

Thorsten Leibenath „Glückwunsch an ALBA zum verdienten Halbfinaleinzug. Über die gesamte Serie haben sie immer die richtigen Antworten parat gehabt. Wir haben heute eine couragierte Leistung gezeigt, aber ALBA hat sich von unseren guten Phasen nicht beeindrucken lassen und überwiegend die richtigen Entscheidungen getroffen. Wir haben Charakter gezeigt und haben uns in der zweiten Halbzeit nach minus 23 nochmal auf neun Punkte ran gekämpft. Mehr war – auch aufgrund unserer dünnen Besetzung – nicht drin. So wurde es leider eine deutliche Serie, in der wir in keinem der drei Spiele am Ende um den Sieg gespielt haben. Ich wünsche ALBA alles Gute im Halbfinale und glaube, dass sie ein Mitfavorit auf den Titel sind.“

Und sonst? Nach acht Jahren, zwei Vizemeisterschaften, zwei Pokalfinal-Teilnahmen und zwei Auszeichnungen zum Trainer des Jahres (2012, 2016), wechselt Thorsten Leibenath von der Trainerbank auf die Position des Sportdirektors von ratiopharm ulm. Insgesamt stand Leibenath bei 432 Partien an der Seitenlinie, von denen er 252 für ratiopharm ulm gewann, was einer Siegquote von 65,4 Prozent entspricht. In der achtjährigen Ära-Leibenath erreichte ratiopharm ulm sieben Mal die Playoffs und trat sechs Mal im zweithöchsten europäischen Clubwettbewerb (EuroCup) an. 2013 gelange dem Club mit dem Erreichen des EuroCup-Viertelfinals der größte internationale Erfolg.

Aito Garcia Reneses (Cheftrainer ALBA) „Es war erneut ein schwieriges Spiel. Der Schlüssel war, dass wir es im dritten Viertel geschafft haben, unseren Stil zu spielen, aggressiv zu sein, zu rennen und viele Fastbreakpunkte zu machen. Das hat auch ohne unsere Starter in der Phase funktioniert. Auch wenn ein 3:0 deutlich ist, waren alle Spiele intensiv und Ulm hat gut gespielt. Ich bin froh, dass wir jetzt eine Woche Zeit haben, um unsere Verletzungen so gut es geht auszukurieren und um gut zu trainieren. Mit Oldenburg wartet ein sehr starker Gegner auf uns.“