ratiopharm ulm: Knappe Niederlage im ersten EuroCup-Auswärtsspiel

Kein Glück beim Hunderter

ratiopharm ulm verliert in Brescia sein erstes EuroCup-Auswärtsspiel nach Verlängerung und schrammt bei seiner 100. EuroCup-Partie nur knapp am Sieg vorbei.

Nach einem beeindruckenden ersten Viertel (21:30) und einem starken vierten Spielabschnitt (66:77, 35. Minute), klebte ratiopharm ulm am Ende der regulären Spielzeit das Pech an den Fingern: Allein in den letzten zehn Sekunden führten drei Ulmer Aktionen nicht zum Sieg. In der fünfminütigen Verlängerung verpasste dann selbst Topscorer Andi Obst (22 Punkte) mehrere Chancen, die seinem Team den 40. Sieg in der 100sten EuroCup-Partie hätten bescheren können. Doch trotz der Niederlage verkauften sich die Gäste, die erneut auf Tommy Klepeisz und Isaiah Wilkins verzichten mussten, teuer. „Insgesamt bin ich zufrieden mit unserem Auftritt und dem Einsatz der Spieler“, sagt Jaka Lakovic. „Wir sind ein junges Team und müssen unsere Schlüsse aus der Niederlage ziehen und lernen, wie man in den entscheidenden Minuten erfolgreichen Basketball spielt.“ Wer ratiopharm ulm bei diesem spannenden Entwicklungsprozess live erleben möchte, kann sich ab sofort unter shop.bbu01.com Tickets für die EuroCup-Partien gegen Boulogne Metropolitans 92 und Unicaja Malaga sichern. Der Ticketverkauf ist für alle Interessenten geöffnet.

Im Fokus: Er hatte es angekündigt: „Wenn du gegen dein Ex-Team spielst, bist du besonders hungrig und willst zeigen, was du kannst.“ Das hatte der Ex-Ulmer Chris Burns gesagt, der sechs seiner 16 Punkte in der Verlängerung erzielte. Neben Burns war es das verlorene Rebound-Duell (32:44), das ratiopharm ulm zu schaffen machte. Letztlich war es wohl auch die verkürzte Rotation – mit Petrucelli (4 Steals) und Osetkowski (18 Pkt) mussten zwei Ulmer fast 40 Minuten gehen – die den Gästen am Ende den entscheidenden Punch raubte.

Bis zur vierten Minute glich die Partie einem Privat-Duell zwischen Dylan Osetkowski und Dusan Ristic. Die jeweiligen Topscorer ihres Teams aus Partie eins schenkten sich gegenseitig die Punkte ein – mit Vorteil für den Ulmer, der die ersten neun Punkte seines Teams allein auflegte. Als sich dann auch noch Holman und Caupain ins Scoring eintrugen, wuchs der Vorsprung von ratiopharm ulm auf 4:16 (4. Min.). Und die Uuulmer Offensive lief weiter hochtourig: Getragen von 12 Caupain-Punkten, der im ersten Viertel ohne Fehlwurf (5/5) blieb, lagen die Gäste nach zehn Minuten mit 19:28 in Front. Bis zur 14. Minute ging das so weiter: Die Italiener verteidigten jetzt zwar härter, doch die Ulmer erzielten ihre Punkte dennoch (21:33). Dann verpasste ratiopharm ulm offensiv ein paar Chancen, ließ Brescia am offensiven Brett gewähren und kassierte so einen 0:7-Lauf (28:33). Und während bei den Ulmern in dieser Phase die Dreier nicht mehr fallen wollten, brachte sich Brescia von der Freiwurflinie zurück ins Spiel: Allein Kenny Jery erzielte sechs Punkte vom „Charity Stripe“ zum 34:36 (17.). Im letzten Angriff war es dann Drew Crawford, der Ex-Ludwigsburger und MVP der italienischen Liga, der das 40:39 und damit die erste Führung der Gastgeber erzielte. „Weiter schnell spielen, besser verteidigen und die Rebounds kontrollieren“, formulierte Lakovic im Halbzeitinterview folglich auch die Marschroute für die zweiten 20 Minuten.

Den zweiten Durchgang eröffnete dann aber erstmal der Ex-Ulmer Chris Burns mit seinen ersten drei Punkten zum 43:39. Nachdem ratiopharm ulm sechs Punkte von Chery in Folge konterte und durch Obst auf 51:50 aufschloss, war es ein erneuter Offensivrebound, der Brescia wieder mit 56:50 in Front brachte (26.). Aber wenn nichts geht – also offene Würfe nicht fallen – dann hilft Ooobst für Drei und Petrucelli mit schnellen Händen in der Verteidigung: In der 28. Minute stellte Osetkowski die Partie wieder auf „null“ bzw. erzielte das 58:58 von der Linie. Und Obst legte nach: Mit fünf weiteren Punkten stellte der 24-Jährige auf 58:63. So erarbeiteten sich die Gäste langsam aber sicher die Kontrolle und die 62:67-Führung zum Viertelende zurück. Doch das Ding war längst nicht durch: Hatte ratiopharm ulm bis zur 35. Minute vermeintlich alles im Griff (66:73), waren es erneut vergebene Ulmer Chancen bzw. Offensivrebounds der Gastgeber, die die Partie wieder eng machten: 73:73 (38.). Dann war es ausgerechnet Burns, der Brescia mit seinem Dreier in Front brachte und so einen 10:0-Run seines Teams abschloss. Von der Freiwurflinie glich ratiopharm ulm das Spiel in der regulären Spielzeit zwar aus (76:76), schaffte es aber nicht, die sich bietenden Chancen zum Sieg zu nutzen. Dann ging 80 Sekunden gar nichts, ehe Petrucelli nach einem Steal von der Freiwurflinie die einzige Ulmer Führung der Verlängerung erzielte (76:77). Wenngleich Caupain mit einem Dreier noch einmal den Ausgleich erzielte (80:80), war es am Ende erneut Burns, der die letzten sechs Punkte seines Teams erzielte und so den ersten Saisonsieg seiner Mannschaft sicherte.

O-Ton

Jaka Lakovic: „Wir sind stark in das Spiel gestartet und hatten auch im weiteren Verlauf viele gute Phasen. Brescia ist allerdings eine erfahrene Mannschaft mit hoher Qualität, weshalb wir immer damit rechnen mussten, dass sie ins Spiel zurückkommen können. Wir hatten am Ende mehrere Möglichkeiten, die Partie zu entscheiden, die wir nicht genutzt haben. Trotzdem bin ich insgesamt zufrieden mit unserem Auftritt und dem Einsatz der Spieler. Wir sind ein junges Team und müssen unsere Schlüsse aus der Niederlage ziehen und lernen, wie man in den entscheidenden Minuten erfolgreichen Basketball spielt.“

Und sonst?

Der Besonderheit der Partie trug Germani Brescia schon vor dem Tipoff Rechnung: Als Anerkennung des 100sten Ulmer EuroCup-Spiels überreichten die Italiener in einer fairen Geste Sportdirektor Thorsten Leibenath eine Urkunde, die sie mit den Worten „in a spirit of friendship“ unterschrieben hatten. Das war insofern stimmig, da der ehemalige Head Coach 84 der 100 Partien selbst an der Seitenlinie gestanden hatte. Die Gesamtbilanz von ratiopharm ulm in acht Jahren im zweithöchsten europäischen Clubwettbewerb liegt bei 39 Siegen und 61 Niederlagen. Der größte Ulmer Erfolg datiert aus der Saison 2012/13, als Leibenath das Team ins Viertelfinale geführt hatte.