ratiopharm ulm ringt medi bayreuth in einem offensivorientierten Spiel nieder

Mit Big Shots zum Big Win

In einem umkämpften und bis in die Schlussminuten knappen Spiel trotzt ratiopharm ulm allen Widrigkeiten und lässt sich auch durch eine Serie nicht nachvollziehbarer Schiedsrichter-Entscheidungen nicht aus dem Konzept bringen.

Mit zwei „Big Shots“ von Tyler Harvey (20 Punkte) und Killian Hayes (15) in den letzten 120 Sekunden gelingt ratiopharm ulm der entscheidende Run und damit der achte Saisonerfolg. Wenngleich Jaka Lakovic mit dem Verlauf der Partie haderte – da sein Team gegen starke Bayreuther mehrfach einen Vorsprung verspielte – konnte er sich am Ende auf die individuelle Klasse seiner Spieler verlassen. Allen voran Zoran Dragic, der mit 29 Punkten einmal mehr Topscorer seiner Mannschaft war. „Dragic hat eine Qualität, die du oft nicht verteidigen kannst“, zollte Gästecoach Raoul Korner dem Liga-Topscorer Respekt. Sein Ulmer Pendant war indes nicht uneingeschränkt zufrieden mit dem dritten „Hunderter“ seiner Mannschaft in dieser easyCredit BBL-Saison. „Vor dem Spiel haben wir über die Wichtigkeit unserer Verteidigung gesprochen. Heute haben wir den nötigen defensiven Einsatz aber nicht gebracht“, so Lakovic.

Im Fokus
Nach seinem 13-Punkte-Spiel im Pokal-Halbfinale bestätigte Tyler Harvey erneut seine ansteigende Form. Wenngleich Lakovic dem Shooting Guard nach seiner zweimonatigen Verletzungspause noch mehr zutraut, waren die 20 Punkte (5/8 Dreier) plus zwei Steals die bisher beste Saisonleistung des Amerikaners. Effektiver waren nur noch Dragic, der sich elf seiner 29 Punkte an der Freiwurflinie verdiente, und Hayes, der einer starken Feldwurfquote (6/8) sechs Assists und nur einen Ballverlust zur Seite stellte.

Los ging die Partie mit einer frühen Ulmer Führung (5:0), die lange Zeit eine magische Grenze für die Gastgeber bleiben sollte. Denn deutlicher als mit fünf Punkten konnte sich ratiopharm ulm dauerhaft erst zum Finale der Partie absetzen. Nach dem starken Ulmer Start – und vielen guten Offensiv-Optionen – waren es die Gäste, die in der 5. Minute mit 5:10 in Führung lagen. Während ratiopharm ulm seine gut herausgespielten Würfe (3/12) zu Beginn nicht im Korb unterbrachte, netzte Lukas Meisner fünf Punkte in Serie zur 8:15-Führung der Oberfranken ein. Nach einer Auszeit von Lakovic antwortete sein Team dann mit einem 10:2-Run und eroberte sich so in der 8. Minute die Führung zurück (18:17). Per Günther war es dann, der mit einem Buzzerbeater das erste Viertel abschloss und die Differenz vom Spielbeginn wieder herstellte (25:20). Nach der bis dato höchsten Ulmer Führung (28:20) waren es die Unparteiischen, die ratiopharm ulm nach zwei Minuten in Viertel zwei vier Teamsfouls angehängt und die Fans in Rage gebracht hatten. Und die Irritation kam auch beim Ulmer Team an, das so einen 0:7-Run kassierte und in der 14. Minute kurzzeitig die Führung abgab (30:31). Wenngleich die „Refs“ weiter dafür sorgten, dass der Puls der Ulmer Fans in ungesunde Höhen schnellte, gehörte ratiopharm ulm erneut die Schlussphase des Viertels: Mit einem 9:2-Lauf beendeten die Ulmer die erste Halbzeit und lagen erneut mit fünf Punkten in Front (48:43). Während das Team angeführt von seinem Topscorer Zoran Dragic (16 Punkte) mit Applaus in die Kabine gingen, kommentierten die Fans den Abgang der Schiedsrichter mit Pfiffen.

Viertel drei begann dann mit einem deutlich höheren Tempo: Nach einem Dreier von Günther in der 24. Minute zum 61:54 waren nach vier Spielminuten bereits 24 Punkte gefallen. Besonders Andreas Seiferth war in dieser Phase „on fire“: Der Bayreuther Big Man markierte acht seiner 19 Punkte im dritten Spielabschnitt. Doch die Tempoverschärfung spielte nicht den Gästen – die in den letzten beiden Partien jeweils über 100 Punkte erzielt hatten – in die Karten, sondern ratiopharm ulm, das nach dem dritten Dreier von Harvey in der 27. Minute mit 70:62 in Führung lag. Doch so hoch die Ulmer Energie in diese Phase war, so niedrig war ihre Trefferquote. Bayreuth nutze dies und verkürzte auf die Differenz, mit der bisher jedes Viertel endete: mit plus fünf für Ulm (75:70).
Nachdem die Ulmer Dreier weiter ihr Ziel verfehlten, stellte Bryce Alford das Spiel in der 32. Minute auf „null“ (75:75). Wenngleich sich die Ulmer mit einem Mini-Run auf 86:77 (34.) absetzen konnten, schrumpfte der Vorsprung bis 3:14 Minuten vor dem Ende noch einmal auf knicke-knacke-enge zwei Punkte (89:87). Dass die Schiedsrichter dabei eine Rolle spielten, zog sich durch die Partie, wie die Ulmer Schwierigkeit, den Gegner entscheidend zu distanzieren. Dann waren es zwei ganz schwierige Dreier von Harvey und Hayes, die die Erlösung brachten (98:91) und dazu führten, dass die Gastgeber endlich spielentscheidend über die „Fünf-Punkte-Marke“ sprangen.

Jaka Lakovic: „Ich denke, das Spiel hat den Fans heute viel Spaß gemacht – mir nicht. Vor dem Spiel haben wir über die Wichtigkeit unserer Verteidigung gesprochen. Heute haben wir den nötigen defensiven Einsatz aber nicht gebracht. Hier müssen wir aber auch die gute Leistung von Bayreuth anerkennen. Sie spielen mit viel Struktur im Angriff. Deswegen haben wir heute dank einiger Big Shots in der entscheidenden Phase gewonnen. Ich bin etwas besorgt und verärgert zugleich, dass wir bei einer Führung im dritten Viertel immer wieder individuelle Fehler machen, die uns die Führung kosten. Das ist anscheinend die Geschichte unserer Saison. Wir müssen immer als Team spielen und in jedem Moment die beste Option im Blick haben. Das haben wir im Spiel nicht gut genug gemacht und das Momentum wieder an Bayreuth abgegeben. Am Ende hatten wir ein bisschen mehr Glück.“