ratiopharm ulm verliert mit 67:74 gegen Brose Bamberg

Auf der Zielgeraden gestolpert

Über 33 Minuten sah es so aus wie in den vergangenen drei Partien: ratiopharm ulm ist im Spiel, erlaubt seinem Gegner nicht wegzuziehen, kann sich aber selbst auch nicht entscheidend absetzen. Dann der Befreiungsschlag und die Uuulmer Sechs-Punkte-Führung bei nur noch fünf Minuten auf der Uhr. Doch im Gegensatz zu den Nervenschlachten gegen Oldenburg, Crailsheim und Bonn, endet das sehr lange, sehr umkämpfte Spiel gegen Bamberg mit einer deutlichen und dadurch umso bittereren Niederlage.

„Wir haben heute 13 Punkte in den letzten vier Minuten zugelassen. Das sind in der Crunchtime natürlich zu viele. Oft waren es dabei einfache Cuts des Gegners, die zu Punkten gegen uns geführt haben. Am Ende mussten wir dafür mit dem Spiel bezahlen“, sagt Jaka Lakovic, dem nur drei Tage bleiben, um sein Team auf das schwere Derby beim Tabellenführer in Ludwigsburg vorzubereiten. „Am Samstag wird es darauf ankommen, Ludwigsburg in Sachen Intensität und Aggressivität die Stirn zu bieten und den defensiven Rebound zu kontrollieren. Wir müssen verstehen, wie Ludwigsburg agiert und Spiele entscheiden kann und vor allem physisch eine Antwort finden“, richtet der Head Coach seinen Blick schon voraus.

Im Fokus: Die Bamberger Dominanz in der Zone (42-20 Punkte) und ein Halbfeld-orientierter Spielverlauf – der ratiopharm ulm keinen einzigen Fastbreak-Punkt ermöglichte – waren zwei Faktoren, die über die gesamten 40 Minuten gegen die Gastgeber sprachen. Entscheidend waren aber am Ende fünf Minuten, die Bamberg reichten, um ein vermeintlich verlorenes Spiel an sich zu reißen. Hatte ratiopharm ulm zwischen der 33. und 35. Minute einen 11:3-Lauf aufs Parkett gelegt – zu dem Andi Obst sieben Zahler beigesteuert hatte – drehten die Gäste einen Sechs-Punkte-Rückstand in den finalen fünf Minuten durch einen 13:0-Run. „In so einer Phase muss man einfach den Sack zu machen in der Defense. Das ist uns heute leider nicht gelungen“, ärgerte sich Klepeisz über die vergebene Chance. Hatten sich beide Teams, die in ihrem vierten Aufeinandertreffen genau wussten, was der Kontrahent tut, über 33 Minuten (56:57) nichts geschenkt, waren es zwei Läufe, die die Partie entschieden. Der Bamberger Run war an diesem 8. Spieltag der längere.

Mit Philipps, Klepeisz, Heckmann, Osetkowski und Caupain schickte Lakovic gleich vier Spieler mit deutschem Pass von Beginn an aufs Parkett. Wenngleich Heckmann seinen ersten Dreier vergab – also nicht da weitermachte, wo er gegen Bonn so spektakulär aufgehört hatte – gelang ihm schon in den ersten Minuten ein Monsterblock. Die Spieleröffnung gehörte dann aber doch den Gästen (2:7, 4. Minute), die ebenfalls eine außergewöhnliche Starting Five aufs Parkett geschickt hatten: Mit Kravish eröffnete Broses Topscorer erst zum vierten Mal ein Spiel und auch der von Roijakkers zuletzt so gescholtene Ogbe war von Beginn an dabei. Vielleicht waren es all diese Veränderungen, die einen echten Spielfluss zunächst verhinderten (10:11, 7.). So dauerte es bis zur zehnten Minute, ehe Conger die erste Ulmer Führung erzielte (18:17). Und die Partie, in der beide Coaches viele taktische Kniffe auspackten, blieb bis zum Ende des zweiten Viertels knapp (29:29, 17.). Mit auf beiden Seiten schwachen Dreierquoten (30 % Ulm | 9 % Bamberg) ging das Spiel mit einem entsprechend niedrigen Score in die Halbzeit (34:35). Ein deutliches Übergewicht hatten sich die Bamberger in diesen ersten 20 Minuten in der Zone erarbeitet, wo sie satte 14 Punkte mehr erzielt hatten, als die Gastgeber (10-24).

Dann wurde das Spiel, in dem offene Würfe ohnehin schon Mangelware waren, noch einmal physischer und defensivorientierter (36:38, 24.). Wie wenig die Teams sich gegenseitig erlaubten, zeigte, dass Bamberg die ersten Schnellangriffspunkte erst in der 25. Minute zum 38:41 gelangen. Während ratiopharm ulm nun deutlich besser am offensiven Brett arbeitete und sich immer wieder zweiten Chancen erarbeitete, war es der zweite Bamberger Dreier (Sengfelder), der den Gästen die Führung sicherte. Und als es Troy Caupain dann gegen allen Widerstand in der 30. Minute gelang, sein Team mit ganz viel Körpereinsatz in Front zu bringen (51:50), ärgerte er sich über einen nicht gegeben Foulpfiff so sehr, dass er ein „T“ kassierte, was die Gäste wiederum nutzten, um mit 51:53 in den letzten Spielabschnitt zu gehen. Dann war es das Generationen-Duell auf der Eins, das kurzzeitig das Geschehen prägte: Erst legte Hundt für Bamberg in der Zone ab, dann antwortete der zehn Jahre ältere Günther mit fünf Punkten in Serie (56:55). Und nachdem Wilkins erst für drei eingenetzt hatte, toppte Obst das noch mit seinem Dreier plus Bonus-Freiwurf zur höchsten Ulmer Führung bisher (67:59, 34.). Doch die Bamberger Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Mit einem 5:0-Run verkürzten die Oberfranken erst auf 67:66 (38.), um dann noch weitere fünf unbeantwortete Punkte nachzulegen. Bei noch 1:27 Minuten auf der Uhr sah sich ratiopharm ulm plötzlich wieder einem 67:71-Rückstand konfrontiert. Und diesen entscheidenden Twist in der Partie konnten die Uuulmer nicht mehr durchbrechen: Mit einem 13:0-Run drehten die Gäste das Spiel und gewannen schließlich deutlich mit 67:74.

O-Ton
Jaka Lakovic: „Offensiv haben wir zum Schluss zu nervös und leichtsinnig agiert und keine guten Würfe herausgespielt. Wir wollten nach der Führung zu schnell gewinnen und haben es nicht geschafft unsere Fassung zu wahren.“
Tommy Klepeisz: „Das Ergebnis ist sehr frustrierend. Wir haben Bamberg zu einfach ins Spiel zurückkommen lassen. Wir müssen verstehen, dass man solche Spiele in der Verteidigung gewinnt. In der Schlussphase haben wir zu viele einfache Punkte zugelassen und waren mehrfach defensiv in Unterzahl. Situationen, wie der Dreier von Sengfelder, können uns so ein Spiel dann am Ende kosten.“

Und sonst? Am selben Tag, aber mit einem einstündigen Vorsprung – und dem besseren Ende (54:72) – hatte die OrangeAcademy in Erfurt gespielt. Beim deutlichen Auswärtserfolg war es Doppellizenz-Spieler Moritz Krimmer, der mit 16 Punkten zum Topscorer avancierte. Das Rückspiel beider Teams findet kurioserweise schon am Sonntag im OrangeCampus statt – live und kostenlos zu verfolgen auf dem YouTube-Kanal von ratiopharm ulm.