Die Untere Naturschutzbehörde gibt Tipps, wie Igeln im Herbst geholfen werden kann

Igelfindling – Was nun?

Es ist Herbst und abhängig von Witterung und knapper werdendem Nahrungsangebot, beginnt bei den Igeln meist Mitte bis Ende Oktober die Suche nach einem geeigneten Winterquartier. Wegen der in den letzten Jahren immer milderen Temperaturen bis in den Spätherbst hinein, bringen Igelpaare immer öfter bis zu zwei Würfe Igeljunge zur Welt. Dabei sind die später geborenen Jungen des zweiten Wurfs häufig die Leidtragenden. Ihnen bleibt kaum Zeit sich den überlebenswichtigen Speck für den Winterschlaf anzufressen, bevor der Winter hereinbricht. Wenn die Tage kürzer und die Temperaturen kühler werden, findet man die Nachzügler teils auch tagsüber im Garten, wo sie noch immer nach Futter suchen, um ihr Gewicht für den Winter anzulegen.

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Bild: stock.adobe / kichigin19
Dennoch ist ein übereifriges Einsammeln der Tiere nicht immer zielführend. Igel sind nach Naturschutzrecht besonders geschützt und dürfen nur in Ausnahmefällen aufgenommen werden, wenn sie verletzt, krank oder stark unterernährt sind.

Zum anderen sind viele Auffangstationen im Herbst oft heillos überfüllt. Dabei würden es einige der aufgegriffenen Tiere auch auf natürlichem Wege selbst durch den Winter schaffen. Daher gilt es wirklich nur Igel in Obhut zu nehmen, die tatsächlich menschlicher Hilfe bedürfen. Darunter fallen mutterlose, unselbständige Jungtiere, verletzte und kranke Igel, sowie Tiere, die am Tag oder bei Frost und Schnee angetroffen werden und ein Mindestüberwinterungsgewicht von 500 Gramm nicht erreichen.

Da die stacheligen Vierbeiner häufig Parasiten wie Zecken und Flöhe haben und spezielle Futter- und Haltungsansprüche haben, sind viele Laien, die einen Igel aufnehmen, schnell mit der Pflege überfordert. Tierärzte und Organisationen wie der Igelhilfeverein e.V. (www.igelhilfeverein.de) bieten Unterstützung durch nützliche Tipps zur richtigen Pflege, Fütterung und Unterbringung und stellen sicher, ob der Igel tatsächlich aufgepäppelt werden muss. Im Notfall stellen sie auch den Kontakt zu Auffangstationen her.

Wer den kleinen Stacheltieren dagegen nachhaltig helfen will, sollte darauf achten, in seinem Garten geeignete, barrierefreie Lebensräume mit genügend Futter und Überwinterungsmöglichkeiten zu schaffen. Dies setzt jedoch ein generelles Bewusstsein für die Bedürfnisse der Tiere in der Bevölkerung voraus und die Bereitschaft, im eigenen Garten auch ein Stück naturnahe Wildnis hier und da zuzulassen. Unterschlupfe und Verstecke wie Hecken, Laub- und Reisighaufen, Holzbeigen, Trockenmauern und Dickichte sind überlebenswichtig für Igel, damit sie sich im Garten heimisch fühlen. Mit Laub gefüllte Igelhäuschen und Igelkuppeln sind durchaus eine zusätzliche sinnvolle Ergänzung.

Wer die kleinen, nachtaktiven Vierbeiner im eigenen Garten haben möchte, sollte darauf achten, dass die Umfriedung des Gartens für Igel durchlässig ist und gefährliche Fallen wie Lichtschächte oder Regensammelgefäße den Tieren nicht zum Verhängnis werden können. Außerdem verzichten Igelfreunde auf Chemieeinsatz im Garten, Laubsauger und den (nächtlichen) Betrieb von Mährobotern, die für die hauptsächlich nachtaktiven Tiere eine erhebliche Gefahr darstellen. Im nahrungsknappen Frühjahr und Herbst sind Futterstellen mit Katzenfeucht- und/oder Trockenfutter eine echte Hilfe. Wichtig ist hierbei nur, dass das Katzenfutter einen hohen Fleischanteil und möglichst wenig Kohlenhydrate beinhaltet. Auch gegartes, ungewürztes Rinderhackfleisch oder Rührei können alternativ gefüttert werden. Ungeeignet dagegen sind Nüsse, Obst, Küchenabfälle und Milch. Von letzterem bekommen Igel sogar Durchfall, was bei geschwächten und kranken Tieren zum Tod führen kann.

Fazit: Mit übereifrigem Einsammeln ist den Igeln nur in Ausnahmefällen geholfen, wenn die Tiere tatsächlich krank, verletzt oder unterernährt sind. Ein intakter, natürlicher Lebensraum mit genug Unterschlupfmöglichkeiten und Nahrung bringt der Population dagegen weit mehr. Dies kann jedoch nur in Einklang mit Gartenbesitzern und Naturfreunden umgesetzt werden, zumal der Lebensraum der Tiere durch ausbreitende Flächenversiegelung immer stärker beschnitten wird.