Sicher in die Motorradsaison starten: Tipps zur Vorbereitung auf die Motorrad-Tour

Darauf kommt es an...

Eine Motorradtour verspricht Freiheit, Abenteuer und Unbeschwertheit. Doch bevor man sich auf den Weg macht, steht eine wichtige Aufgabe an: Wie bereite ich mein Motorrad richtig für die Tour vor? Mit einer guten Vorbereitung und Tipps rund um das richtige Packen steht dem nächsten Ausflug auf dem Zweirad nichts mehr im Weg!

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Bild: stock.adobe
Vor allem für eine längere Motorradtour ist es wichtig, sich nicht einfach auf den Sattel zu schwingen, sondern gründlich die Route und die Dauer der Reise zu planen. Diese Überlegungen sind wiederum ausschlaggebend dafür, was und wie viel man mitnehmen sollte. 

Die grundsätzliche Vorbereitung
Bei der Bekleidung sollte man auf Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Wetterbedingungen achten – hier bietet sich Schichtkleidung an, da sie flexibel an kältere Morgenstunden und wärmere Nachmittage angepasst werden kann. Auch wasserdichte Kleidung ist notwendig, um für plötzliche Regenschauer gewappnet zu sein. Zusätzlich sollte man sich mit den rechtlichen Bestimmungen der Länder, die man bereisen möchte, vertraut machen. Dazu gehören Verkehrsregeln, Helmpflicht, erforderliche Dokumente und eventuelle Besonderheiten wie Umweltzonen oder Mautgebühren.

Das Motorrad technisch überprüfen
Besonders wichtig ist eine gründliche technische Überprüfung des Motorrads vor Beginn einer Tour. Das Ganze sollte idealerweise nicht erst unmittelbar vor der Abfahrt, sondern einige Tage vorher durchgeführt werden, um genügend Zeit für eventuell notwendige Reparaturen oder Anpassungen zu haben. Doch was genau gehört alles dazu?

Reifen
Die Reifen sind eines der wichtigsten Sicherheitselemente. Sie sollten nicht nur auf ausreichende Profiltiefe geprüft werden – gesetzlich vorgeschrieben sind mindestens 1,6 mm, jedoch wird für Tourenfahrten eine Mindestprofiltiefe von 2 mm empfohlen –, sondern auch auf gleichmäßige Abnutzung und eventuelle Beschädigungen wie Risse oder Einstiche. Der Luftdruck muss entsprechend der Herstellerangaben und unter Berücksichtigung der Zuladung angepasst werden. Im Zweifel sollte man die Reifen besser erneuern, weil Reifen der richtigen Dimension im Ausland oftmals gar nicht beziehungsweise lediglich unter hohem Aufwand erhältlich sind.

Bremsen
Bremsbeläge sollten eine Mindestdicke von 2 mm aufweisen, und die Bremsflüssigkeit muss innerhalb der vom Hersteller vorgegebenen Wechselintervalle erneuert werden – eine gute Faustregel lautet hier: Wenn sich die Bremsflüssigkeit bereits über zwei Jahre im System befindet, sollte man sie wechseln. Auch die Reaktion und Spannung der Bremshebel sowie die Zustände der Bremsscheiben sind zu überprüfen.

Lichtanlage
Eine vollständig funktionierende Beleuchtung ist für die Sichtbarkeit und damit für die Sicherheit unabdingbar. Dazu gehören Scheinwerfer, Rücklicht, Bremslicht und Blinker. Es empfiehlt sich, auch eine Ersatzbirne mitzuführen.

Ölstand und Kühlflüssigkeit
Der Ölstand sollte innerhalb der vom Hersteller angegebenen Markierungen liegen – bei Bedarf ist hier Öl nachzufüllen. Die Kühlflüssigkeit muss ebenfalls auf ausreichenden Stand geprüft und gegebenenfalls aufgefüllt werden, um eine Überhitzung des Motors zu vermeiden.

Kette
Die Kette sollte auf korrekte Spannung geprüft und nachgestellt werden, falls sie zu locker oder zu straff ist. Eine regelmäßige Reinigung und Schmierung der Kette sind ebenfalls wichtig, um Verschleiß zu minimieren und die Lebensdauer zu maximieren.

Zuladung
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Überprüfung der maximalen Zuladung des Motorrads, die im Fahrzeugschein oder im Handbuch des Motorrads angegeben ist. Diese Zahl gibt an, wie viel Gewicht zusätzlich zum Eigengewicht des Motorrads und des Fahrers transportiert werden darf. Bei einem durchschnittlichen Motorrad kann die zulässige Zuladung zwischen 150 und 200 Kilogramm liegen – diese Zahl variiert jedoch stark je nach Modell und Bauart.

Die optimale Gewichtsverteilung 
Die korrekte Gewichtsverteilung und die Wahl der richtigen Packmethoden sind entscheidend, um das Fahrverhalten nicht negativ zu beeinflussen. Ein Motorrad ist im Vergleich zu einem Auto nämlich deutlich empfindlicher gegenüber Veränderungen in der Gewichtsverteilung.

Ziel sollte es sein, das Gewicht so zentral und so niedrig wie möglich zu platzieren. Schwere Gegenstände, wie Werkzeugkits oder schwere Bekleidung, verstaut man am besten im unteren Bereich der Gepäckstücke und möglichst nahe am Schwerpunkt des Motorrads. Das hilft dabei, die Stabilität des Motorrads zu erhalten und das Handling nicht zu beeinträchtigen. Eine zu hohe oder zu weit hinten liegende Last kann das Lenkverhalten erschweren und die Vorderachse entlasten, was besonders bei Bremsmanövern gefährlich sein kann.

Es ist zudem wichtig, das Gepäck symmetrisch zu verteilen, um einseitige Belastungen zu vermeiden. Asymmetrische Lasten können zu einem ungleichmäßigen Fahrverhalten führen und die Neigung des Motorrads in Kurven verändern. Bei der Verwendung von Seitenkoffern oder Satteltaschen sollte man darauf achten, dass das Gewicht auf beiden Seiten annähernd gleich ist.

Die richtige Gepäckwahl
Und da sind wir auch schon beim Gepäck selbst angekommen. Es gibt spezielles Motorradgepäck, das so konzipiert ist, dass es die Gewichtsverteilung unterstützt und sich sicher am Motorrad befestigen lässt. Tankrucksäcke eignen sich hervorragend für Gegenstände, die schnell erreichbar sein müssen, da sie sich direkt im Blickfeld und Zugriffsbereich befinden – also etwa Smartphones, Snacks oder Karten. Einige Tankrucksäcke verfügen über ein durchsichtiges Fach an der Oberseite, das die Nutzung eines Smartphones oder GPS-Geräts als Navigationshilfe erleichtert. Zudem bieten sie den Vorteil, dass sie das Gewicht zentral auf dem Motorrad platzieren und somit das Handling weniger beeinflussen als Gepäck, das weiter hinten angebracht wird. Je nach Motorrad sollte man beim Kauf unbedingt auf Kompatibilität, eine einfache Anbringung (zum Beispiel mit Riemen) und die passende Größe achten: Empfehlenswert sind hierbei etwa 25 bis 30 Liter.

Hecktaschen bieten wiederum Platz für leichtere Gegenstände und sollten nicht mit schwerem Gepäck überladen werden, um die Balance nicht zu stören. Sie sind in der Regel leicht zu montieren beziehungsweise zu entfernen und ideal, wenn man ohne Beifahrer unterwegs ist. Eine ebenfalls flexible Option sind Gepäckrollen, die besonders wasserdicht sind und perfekt für Campingausrüstung oder Kleidung geeignet sind. Für längere Touren empfehlen sich Satteltaschen, da sie viel Stauraum bieten und das Gewicht niedrig und seitlich am Motorrad verteilen. Für die Aufbewahrung von Wertsachen, Helmen oder Elektronikgeräten kommen auch Topcases infrage, sie können jedoch das Gewicht des Motorrads nach oben und hinten verlagern.

Die Materialfrage
Bei der Wahl des richtigen Gepäcks für eine Motorradtour steht man oft vor der Entscheidung zwischen Aluminium und Kunststoff. Aluminiumgepäck zeichnet sich durch seine Robustheit und Langlebigkeit aus, was es besonders für Offroad-Abenteuer geeignet macht, bei denen das Gepäck stärkeren Belastungen ausgesetzt ist. Es bietet zudem einen besseren Schutz gegen Diebstahl aufgrund seiner stabilen Konstruktion. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich Aluminiumkoffer im Falle einer Beschädigung oft leichter reparieren lassen. Allerdings sind sie in der Regel schwerer und teurer als Kunststoffkoffer – ein Aluminium-Set mit Edelstahlträgern kann schon mal um die 1.000 Euro kosten. Bei direkter Sonneneinstrahlung können sie zudem den Inhalt stärker erwärmen.

Kunststoffgepäck hingegen ist leichter und oft günstiger in der Anschaffung, was es zu einer attraktiven Option für lange Touren macht, bei denen jedes Kilogramm zählt. Viele Kunststoffkoffer bieten eine ausgezeichnete Wasserdichtigkeit, was sie für Reisen in wechselhaften Klimazonen ideal macht. Jedoch sind sie nicht so robust wie Alukoffer und können bei starken Stößen oder Stürzen leichter beschädigt werden. Zudem sind beschädigte Kunststoffkoffer oft schwieriger oder gar nicht reparierbar.

Tipps fürs Packen
Beim Packen selbst kann die Verwendung von wasserdichten Rollbeuteln oder Kompressionsbeuteln helfen, das Volumen der Gepäckstücke zu reduzieren und sie vor Nässe zu schützen. Kleidung und weiche Gegenstände können in Rolltechnik gepackt werden, um Platz zu sparen und die Form anpassbar zu gestalten. Zudem sollte regelmäßig überprüft werden, ob alle Gepäckstücke fest und sicher befestigt sind.

Generell gilt: Die Gesamtlast inklusive Fahrer, Beifahrer (falls zutreffend) und Gepäck darf die vom Hersteller angegebene maximale Zuladung nicht überschreiten. Eine Überladung kann nicht nur die Fahrdynamik beeinträchtigen, sondern auch zu erhöhtem Verschleiß und potenziellen Schäden am Motorrad führen.

Sonderfall Leihmotorrad
Und wie sieht das Ganze bei einem Leihmotorrad aus – also etwa bei einer Motorradtour im Ausland? Leihmotorräder sind oft mit Standardgepäcklösungen wie Koffern oder Satteltaschen ausgestattet, deren Volumen und Tragfähigkeit die Menge und Art des mitzuführenden Gepäcks limitieren können. Daher sollte man sich beim Packen auf das Nötigste beschränken. In den meisten Fällen passt eine Packrolle, bestenfalls wasserdicht und mit Tragegriff, mit rund 50 Litern auf ein Leihmotorrad – sie kann dann mit einem Paar Spanngurten fixiert werden.

Sicherheit geht vor
Ein wichtiger Hinweis zum Schluss: Mit einem voll beladenen Motorrad verändert sich auch das Fahrverhalten. Die Reaktionszeit auf Lenkbewegungen kann länger werden, und das Motorrad kann in Kurven anders reagieren. Daher ist es wichtig, die Fahrweise entsprechend anzupassen. Das bedeutet, vorausschauender zu fahren, größere Abstände zu halten und Kurven mit geringerer Geschwindigkeit zu nehmen. Besonders bei nassen oder rutschigen Straßenverhältnissen sollte zusätzliche Vorsicht geboten sein.

Checkliste

Essen und Trinken (Unterbringung im Tankrucksack)
  • Wasser (in Kunststoff-Flaschen)
  • Energieriegel/Snacks
  • Leichte, nicht verderbliche Lebensmittel
Papiere, Zahlungsmittel und Tickets
  • Führerschein und Fahrzeugpapiere
  • Personalausweis/Reisepass
  • Versicherungsdokumente
  • Zahlungsmittel
  • Reservierungsbestätigungen und Tickets
Zusätzliche Motorradausrüstung
  • Regenbekleidung
  • Thermounterwäsche
  • Ersatzhandschuhe
  • Visierreiniger und Mikrofasertuch
Normale Bekleidung
  • Wechselkleidung: T-Shirts, Unterwäsche, Socken – idealerweise aus schnell trocknendem Material
  • Bequeme Schuhe
  • Kopfbedeckung und Sonnenbrille
Ersatzteile
  • Glühlampen
  • Sicherungen
  • Reifenreparaturkit
Werkzeuge & weitere Utensilien
  • Multitool oder Motorrad-Werkzeugset
  • Reifendruckprüfer
  • Kabelbinder und Panzertape
  • Handy inklusive Ladekabel und ggf. Powerbank
  • ggf. Toilettenartikel, Koch-/Camping-Ausrüstung
FAZIT:
Die richtige Vorbereitung und das sorgfältige Bepacken des Motorrads sind entscheidende Faktoren für eine erfolgreiche Motorradtour. Indem man sich Zeit nimmt, um das Motorrad technisch zu überprüfen, das Gepäck sinnvoll zu wählen und geschickt zu verstauen, legt man den Grundstein für ein unvergessliches Abenteuer auf zwei Rädern. Je nach Umfang der Tour empfiehlt sich spezielles Motorradgepäck wie beispielsweise Tankrucksäcke, Hecktaschen, Gepäckrollen oder Topcases. |Text: Vera Mergle