Was mit Dashcams erlaubt ist und welches Produkt wirklich überzeugt

Big Brother is watching you

Weltweit häufig schon Standard, ist sie seit einiger Zeit auch in Deutschland auf dem Vormarsch und spätestens seit dem vergangenen Gerichtsurteil in aller Munde: die Dashcam. Vielerorts gehört sie bei der Autoausstattung bereits dazu wie der Tempomat, zum Beispiel in Russland. Die Entwicklung ist nachvollziehbar, denn im Straßenverkehr kommt es oft zu Situationen und Ereignissen, die im Nachgang nur schwer voll und ganz aufgeklärt werden können. Gerade bei der Schuldfrage sind Videoaufnahmen darum häufig elementar, um zum Beispiel als Geschädigter zu seinem Recht zu gelangen. Doch wie einfach ist das wirklich? Und welche Kamera verspricht tatsächlich zuverlässige Bilder?

Eigentlich klingt es so einfach: Kamera ins Auto, automatische Aufzeichnung jeder Bewegung, Datensicherung, vorzeigbares Video- und damit Beweismaterial im Falle eines Falles. Doch hier ein kleiner Dämpfer: Wir befinden uns mitten in Europa, in einem Rechtskonstrukt, das neben der maximalen Krümmung von Bananen und der Atmungsaktivität von Spülhandschuhen eben auch das Thema Datenschutz definiert. Noch dazu leben wir in einem Staat mit den vermutlich verzwicktesten Datenschutzrichtlinien, die die Menschheit je gesehen hat. Die neue DSGVO (kurz für Datenschutzgrundverordnung) hat dem Gesetzeswirrwarr nun noch ein Krönchen aufgesetzt und auch Gerichte sprechen zu dem Thema immer wieder neue Urteile aus. Erst kürzlich machte ein BGH-Urteil (VI ZR 233/17) von sich reden, denn Mitte Mai setzte der Bundesgerichtshof ein Statement. Es hätte klarer sein können, da sind sich Experten einig. Denn nach dem Urteil ist die Nutzung von Dashcam-Aufnahmen in Unfall-Prozessen jetzt zwar erlaubt, das grundsätzliche Mitfilmen von Autofahrten ist es jedoch nicht. Heißt für Verbraucher: filmen ja, aber nur dann wenn was passiert. Klingt nach purer Theorie und zugegeben, das ist es irgendwie auch. Jedoch hielt sich der BGH ein kleines Hintertürchen offen, denn die Unzulässigkeit des permanenten Aufzeichnens führe nicht dazu, dass die Bilder im Falle eines Zivilprozesses nicht verwendet werden dürften. Es müsse in jedem Einzelfall individuell abgewogen werden. Und Richter seien wohl milde gestimmt, wenn man zum Start der Videoaufnahme mit dieser „noch keinen bestimmten Zweck verfolgt“. Das permanente Filmen von Fußgängern und Autofahrern sei jedoch nicht gestattet. Und absolut gar nicht wird das Onlinestellen des angefertigten Materials toleriert. Also ja. Ähm nein. Na gut: Jein. 

Trotzdem war diese Botschaft für Elektronikhersteller ein Segen. Sie blicken bereits visionär in die Cockpits auf unseren Straßen und sehen dort in jedem Fahrzeug die Autokamera an der Windschutzscheibe oder auf dem Armaturenbrett. Kurzum: Sie rechnen mit einem Umsatzplus von bis zu 300 Prozent. Um die Verbraucher von der Notwendigkeit einer Dashcam zu überzeugen, setzen sie immer höhere Maßstäbe an ihre Geräte. Und zwischenzeitlich gibt es tatsächlich für nahezu jedes Preissegment ein passendes Modell. Bereits ab 30 Euro ist eine neue Cam zu haben, aber auch mehrere hundert Euro können gut und gerne investiert werden. Was in jedem Falle Pflichtprogramm sein sollte, haben wir kompakt zusammengefasst: 

Auflösung und Bildrate: HD-Auflösung ist Pflicht! Denn nur so lassen sich im Ernstfall auch Kennzeichen und weitere wertvolle Details im Bild erkennen. Momentan sind die meisten Modelle mit einer Full-HD-Auflösung (1920x1080 Pixel) ausgestattet, die Bildrate sollte bei 60 Bildern pro Sekunde liegen. So kommen am Ende des Tages flüssige Bewegtbilder zum Vorschein, es ruckelt und zuckelt nicht. Ganz generell gilt, dass die Anspruchshaltung an eine Dashcam nicht das notwendige Maß übersteigen sollte. Es geht hier nicht darum, möglichst schöne Profibilder zu erhalten, sondern die wichtigsten Fakten erkennen zu können. 

Weitwinkel: In der Fotografie allen ein Begriff, für den Hobbyfilmer aber bisher weniger von Relevanz. Allerdings ist es gerade beim Thema Unfälle im Straßenverkehr wichtig, möglichst viel Fläche des Straßenraums festhalten zu können. Darum gibt es zwischenzeitlich am Markt sogar Panorama-Dashcams, welche bis zu 180 Grad abbilden. Ausreichend sind jedoch 120 Grad und alles darüber. 

Befestigung: Kleben oder Saugnapf – zwischen diesen beiden Varianten kann sich der Verbraucher entscheiden. Das Saugnapfsystem, bekannt von vielen Navigationsgeräten, ist zwar flexibel, aber manchmal nicht so zuverlässig. Bei Klebevarianten herrscht häufiger mehr Stabilität, wird es jedoch warm, kommt es auch hier manchmal zum Verrutschen. Außerdem müssen Rückstände meist mit speziellen Reinigern entfernt werden. 

Aufnahmemöglichkeiten und Detailstempel: Prägen Sie sich die Notfall-Aufnahme gut ein! Diese Funktion sollte ihre neue Dashcam in jedem Falle besitzen, denn nur dann werden die angefertigten Aufnahmen vor dem Überschreiben gesichert und gespeichert. Besitzt das Gerät diesen Modus nicht, werden alle Videos in Loops gespeichert (Dauer: ca. eine Minute), die dann nach und nach immer wieder überschrieben werden. Im Nachgang können bestimmte Loops dann manuell gespeichert werden, die Automatik dahinter fehlt aber. Passen Sie bei der manuellen Verwendung der Notfall-Aufnahme aber bitte auf, denn – wie eingangs erwähnt – ist das dauerhafte Filmen eigentlich unzulässig! Besitzt das Gerät einen Beschleunigungssensor, sorgt dieser dafür, dass im Falle einer starken Tempoveränderung, z. B. bei Vollbremsung, die Aufnahme automatisch gespeichert wird. In jedem Falle sollte bei der Aufnahme aber der korrekte Aufnahmestempel hinterlegt sein, also die Zeit und der Ort der Aufnahme und Geschwindigkeitsangaben. Nur so entstehen wirklich verwertbare Bilder für Gerichtsverfahren. 

Zusatztools: Viele Geräte kommen nicht nur mit der Basisausstattung daher, sondern bieten auch weitere nützliche Hilfen. So zum Beispiel einen Blitzwarner, eine App- oder Sprachsteuerung oder auch eine Funktion, die den Einsatz als Rückfahrkamera ermöglicht. Je mehr dieser Zusatzfunktionen integriert sind, desto teurer wird das Gerät meist. Wägen Sie also ab, was Sie wirklich benötigen und welche Funktion nicht doch überteuerter Luxus ist. 

How to – wie man die Dashcam startklar bekommt

Auch wenn oftmals gehasst, ist es hier dringend notwendig: Die Bedienungsanleitung lesen. Die ersten Schritte sind von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich, jedoch sollte man diese genau befolgen, um sich künftig an einem zuverlässigen Gerät zu erfreuen. Die Cam wird dann nach der Ersteinrichtung – je nach Modell – an der Windschutzscheibe oder dem Armaturenbrett installiert. Meist sind die Cams so anzubringen, dass sie sich auch wieder rückstandslos entfernen lassen. Sobald die Kamera angebracht ist, sollte ein kleiner Probelauf erfolgen. Bitte dringend beachten: Fahren Sie am besten auf einem Privatgrundstück, denn so entkommen Sie der Gefahr, unerlaubte Aufnahmen von anderen Personen anzufertigen. Denn nicht jeder ist mit der neuen Technik einverstanden, wenngleich eine Umfrage von mobile.de unter 1.000 Befragten ergab, dass ca. 78 Prozent den Einsatz von Dashcams befürworten. Überprüfen Sie die Probeaufnahme zeitnah und beheben Sie aufgefallene Mängel mit Hilfe des jeweiligen Herstellersupports. Erst wenn Sie mit der Qualität der Ergebnisse zufrieden sind, sollten Sie den Einsatz im Alltag starten. Denn nichts ärgert mehr, als das Fehlen der richtigen Bilder, wenn es wirklich zum Härtefall kommt. Wir wünschen Ihnen jedoch, trotz aller tollen technischen Möglichkeiten, dass die Aufzeichnungen Ihrer neuen Dashcam nie wirklich zum Einsatz kommen müssen!

Modell Auflösung Gewicht Speicher Winkel WLAN GPS Preis Bewertung Link zum Produkt
Autovox 1080 P bis zu 1296P 1 kg inkl. Verpackung k.A. 140° nein ja ca. 220 Euro 5/5 Sterne www.amazon.de/AUTO-VOX-1080P-Autokamera-DashCam-Weitwinkel-G1W/dp/B00OFTJSRI
BackVueDR650S-1CH

FULL-HD 1920x1080@fps HD 1280x720@30fps

422 g 64 GB 129° ja ja ca. 210 Euro 4/5 Sterne www.blackvue.de/product/blackvue-dr650s-1ch/

iTracker GS6000-A7

Full HD 1080p@60 Bilder/Sek (1920x1080)
Super HD 1296 @30fps (2304x1296)

481 g  64 GB 170° nein ja ca. 160 Euro 4/5 Sterne www.autokamera-24.de/iTracker-GS6000-A7::36.html

Garmin Dash-Cam 45 GPS 1080p 60 g bis zu 64 GB 90° nein ja ca. 140 Euro 4/5 Sterne www.amazon.de/Garmin-Dash-Schnappschussfunktion-Fahrspurassistent-%C3%9Cberwachungsmodus/dp/B06XD3Q7ZJ

Vantrue N2 Pro Dual WQHD 1440p 2k DVR 380 g bis zu 64 GB 170° nein ja ca. 150 Euro 3/5 Sterne www.amazon.de/Pro-Weitwinkelobjektive-Parkmonitoring-Bewegungserkennung-Loop-Aufnahme-N2/dp/B0742ZV9LV