90 Jahre Flugplatz Kempten-Durach: Ein Ort der Geschichten, Begegnungen und Innovationen

Der höchste Flugplatz Deutschlands

Wenn es im Sommer an den Wochenenden schönes Wetter hat, dann ist die Terrasse des bekannten Flugplatzcafés in Durach bei Kempten voll mit Gästen, die die Aussicht auf den Flugbetrieb des Flugplatz Kempten-Durach vor wunderschöner alpiner Kulisse genießen. Unentwegt starten und landen propellergetriebene Motorflugzeuge und am Himmel kreisen lautlos unzählige Segelflugzeuge um das Gelände, als wäre der Flugplatz ein überdimensionierter Bienenstock. In diesem Jahr wird der Flugplatz in Durach mit dem „International Civil Aviation Organization-Code" EDMK 90 Jahre alt. Das ist für die Verantwortlichen der Landeplatzgesellschaft mbH Kempten-Durach Anlass genug, dieses stolze Alter „g'hörig zu feiret".

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Bild: Flugplatz Kempten-Durach
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Bild: Flugplatz Kempten-Durach
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Bild: Flugplatz Kempten-Durach
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Bild: Flugplatz Kempten-Durach
Bereits im März hatte die Landeplatzgesellschaft mbH zu einem Festakt mit vielen Freunden, Wegbegleitern und Unterstützern ins Auditorium der Hochschule Kempten eingeladen. Der Abend vor rund 250 Gästen wurde vom Geschäftsführer des Flugplatz Kempten-Durach Konstantin Hadrossek und Flugbetriebsleiter Peter Januschke moderiert. Höhepunkt des Abends war ein Interview mit drei Persönlichkeiten, die an der Geschichte des Flugplatz Kempten-Durach mitgeschrieben haben. Peter Januschke konnte auf der Bühne den erfahrenen Ausbildungskapitän der Lufthansa und A 380-Piloten Alexander Wild, den Red Bull Kunstflugweltmeister Matthias Dolderer sowie den Astronauten und Testpiloten Klaus Dietrich Flade begrüßen. Alle drei Piloten hatten in ihrer Ausbildungszeit Bezugspunkte zum Flugplatz in Kempten-Durach.  
 
Höchster Flugplatz Deutschlands

Was macht den Flugplatz Kempten-Durach so einzigartig? Mit 713 Meter ü.N. ist er der höchstgelegene Flugplatz in Deutschland. Bekannt ist der Platz für seinen einzigartigen Ausblick auf die Oberallgäuer Alpen, sein Flugplatzcafé und seinen Tower. Der verfügt zwar über kein Radar, wie Flugplatzbetriebsleiter Peter Januschke zu berichten weiß, „…wohl aber über Ferngläser". Kempten-Durach hat einen Kreuzbahnverkehr mit den Graspisten 25/07 mit 850 Meter Länge und 34/16 mit 900 Meter Länge. Zugelassen ist der Flugplatz für Luftfahrzeuge bis 5,7 Tonnen, für Hubschrauber und Ballone. Die Hauptflugrichtung ist bei schwachem Wind Richtung Westen und Süden. Seit 2018 hat auch der Rettungshubschrauber „Christoph 17" auf EDMK dort seine Heimstätte gefunden.
 
Quax der Bruchpilot
Berühmt geworden ist der Flugplatz Kempten-Durach durch Dreharbeiten zum Film »Quax in Fahrt", der mit dem bekannten Schauspieler und begeisterten Sportflieger Heinz Rühmann in der Hauptrolle als Quax der Bruchpilot äußert prominent besetzt war. Vorlage des 1943 gedrehten Films war ein Drehbuch von Dr. Hermann Grote, der seine Erfahrungen als Pilot und Fluglehrer zu Papier gebracht hatte. Am Film wirkten auch viele Bürger Durachs mit, die als Statisten dienten. Die Brüder Josef und Erich Birk, Söhne des damaligen Wirts vom Gasthof Engel, erinnern sich noch lebhaft an die Dreharbeiten: „Einmal flog ein Flugzeug unmittelbar über ein Pferdefuhrwerk, das mit Heu beladen war. Obendrauf standen wir als Statisten. Als die Maschine genau über uns war, mussten wir die Hände hochreißen und runterspringen."  
 
Bewegte Geschichte – zeitgemäße Zukunft
Die Geschichte des Flugplatzes beginnt im Jahr 1934. Der damalige Bürgermeister von Kempten Otto Merkt hatte schon seit längerem Pläne im Umland der Stadt einen Flugplatz einzurichten. 1934 konnte ein Grundstück eines Bauern südlich von Kempten in der Gemeinde Durach erworben werden. Dort wurde ein Flugfeld angelegt und im selben Jahr startete von dort der bekannte Flugzeugkonstrukteur Hanns Klemm mit einer Klemm 25 zum ersten Motorflug. Im gleichen Jahr gab es auch den ersten Schleppflug für einen Segelflieger – für damalige Verhältnisse revolutionär.
 
1935 wurde der reguläre Flugbetrieb aufgenommen und die Luftwaffe gründete dort ein Schulungszentrum. Absolventen der Ordensburg Sonthofen und der Flugzeugführerschule Kaufbeuren wurden dort ausgebildet. 1950 wurde mit der Gründung der Luftsportgruppe Kempten e.V. ein Neubeginn vollzogen. 1959 erhält der Flugplatz seine ersten Tower. Im Laufe der Jahre wurden am Flugplatz viele flugsportliche Erfolge gefeiert, u.a. durch die Motorfliegerin Ingrid Müller oder durch das Duo Barnsteiner/Hofmeister. 1986 wurde der Hangar samt 22 Flugzeugen Opfer eines verheerenden Großbrandes, der auf Brandstiftung zurückging und bei dem bis heute kein Täter ermittelt werden konnte. Heute öffnet sich der Flugplatz Kempten-Durach den Herausforderungen der Zukunft. 2024 wurde dort die erste Elektrotankstelle für Flugzeuge in Deutschland eröffnet. Das Projekt wird durch den Freistaat Bayern mit einem Millionenbetrag gefördert. An dem Projekt ist neben Kempten auch der Flughafen Augsburg beteiligt. Um die Elektromobilität als Zukunftsvision in die Köpfe der Menschen zu bringen, wurden bereits zwei Elektroflugtage veranstaltet.

Programm
 
Freitag, 4. Juli

 
Freitag ab 17.30 Uhr: Eröffnung der historischen Ausstellung mit Livemusik der Duracher Musikkapelle und von Alphornbläsern
Freitag um 20 Uhr: Openair-Kino „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“
 
Samstag, 5. Juli
 
Samstag um 20 Uhr: Openair-Kino „Top Gun“ (angepasstes Outfit der Besucher willkommen)
Samstag nach dem Kino: DJ-Party
 
Sonntag, 6. Juli
 
Sonntag ab 10 Uhr: Frühschoppen beim Duracher Duranand
Sonntag 11.30 Uhr: Ökumenische Flugzeugsegnung
Erster deutscher Dreiecksflug eines Elektroflugzeugs
 
Samstag und Sonntag
 
täglich Flugbetrieb zwischen 9 und 19.30 Uhr
Flugzeugausstellung mit mehreren Flugzeugen aus jedem Jahrzehnt der vergangenen 90 Jahre
Historische Ausstellung mit seltenen Exponaten, Fotos und Videos
Vortragsreihe mit Beiträgen von Testpiloten, einer Raketenforscherin, einem international renomierten Meteorologen, dem Christoph 17-Team
Mitflugmöglichkeiten in Flugzeugen, unter anderem in einer von drei historischen Junkers F13 (Anmeldung notwendig über www.junkers-luftverkehr.com)
Segelflug mit Flugzeugschlepp der Piloten aus Agathazell
Kinderprogramm mit Modellflugzeug-Weitflug, Schminken und Hüpfburg
Rundfahrten mit einem Flugplatz-Bähnle
Livemusik einer Rockband
Präsentation von Flugzeug-Großmodellen mit bis zu fünf Metern Spannweite
 
Text: Jörg Spielberg