Stromanbieterwechsel: Wann ist er sinnvoll und was sollte man beachten?

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Ein Stromanbieterwechsel kann bares Geld sparen, doch viele scheuen sich davor, den Schritt zu gehen. Dabei ist das Ganze mittlerweile so unkompliziert wie nie zuvor – wenn man weiß, worauf man achten sollte und wie ein solcher Wechsel abläuft.

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Lange gab es bei den Strompreisen nur eine Richtung: nach oben. Neben einem Anstieg von Umlagen, Abgaben und Steuern haben vor allem der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehende Gasknappheit die Preise an der Strombörse im Jahr 2022 zunächst befeuert, weil Gas hierzulande auch zur Stromproduktion genutzt wird. Im Winter sparten die Deutschen jedoch viel Gas ein und die Preise für Strom und Gas haben sich im Laufe dieses Jahres wieder deutlich entspannt – insgesamt sind sie aber weiterhin hoch im Vergleich zu früher. 

Fest steht also, dass sich ein Stromanbieterwechsel durchaus lohnt, da der Strom in neu abgeschlossenen Verträgen jetzt wieder deutlich günstiger zu haben ist. 

Was kostet der Strom aktuell und wie sind die Prognosen?
Laut Verivox liegt der durchschnittliche Strompreis für Haushaltskunden in Deutschland 2023 bei 29 Cent pro Kilowattstunde für Neukunden (Stand 24. November 2023). Während die reine Stromerzeugung günstiger geworden ist, steigen andere Kostenfaktoren wie Netzgebühren und staatliche Abgaben. Aufgrund der letzten Entwicklungen wurde die sogenannte Strompreisbremse ins Leben gerufen, die noch bis Ende des Jahres 2023 gilt. Sie deckelt 80 Prozent des aktuell prognostizierten Jahresverbrauchs auf einen Strompreis von 40 Cent pro Kilowattstunde. Für viele Verbraucher mildert das die stark steigenden Strompreise etwas ab, wobei man sich keinesfalls darauf „ausruhen“ sollte und mit einem Wechsel noch einmal mehr Geld sparen kann. Prognosen des Strompreises für die kommenden Jahre sind gemischt, wobei die Tendenz aufgrund infrastruktureller und politischer Faktoren eher zu weiter steigenden Preisen neigt.

Warum ist der Strom so teuer? 
Der Strompreis ist ein komplexes Konstrukt aus verschiedenen Komponenten. Neben den politischen Einflüssen spielt hierfür auch die Umstellung auf erneuerbare Energien eine Rolle, die einerseits wichtig, andererseits aber auch kostenintensiv ist. Gleiches gilt für Investitionen in Technologien wie Wind-, Solar- und Wasserkraft, um den Ausstieg aus der Kohle- und Kernenergie zu schaffen. Hinzu kommen Netzentgelte: Das sind Gebühren, die für die Nutzung des Stromnetzes anfallen. Sie können regional variieren und sind oft ein signifikanter Bestandteil des Strompreises. Investitionen in die Infrastruktur und Instandhaltung des Netzes treiben diese Kosten ebenfalls nach oben. Nicht zuletzt gibt es verschiedene Steuern, Umlagen und Abgaben wie beispielsweise die EEG-Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien. 

Kann man durch einen Wechsel wirklich sparen? 
Tatsächlich bietet der Wechsel des Stromanbieters ein erhebliches Einsparpotenzial. Laut dem Portal „stromauskunft.de“ liegt die Einsparung im Durchschnitt bei einem Wechsel bei rund 75 Euro – je nach Bundesland und Anbieter können die Zahlen aber stark variieren. Bei Haushalten mit einem hohen Stromverbrauch kann der jährliche Einsparbetrag sogar noch deutlich höher ausfallen.

Auch eine Bitkom-Umfrage Anfang 2023 bestätigt dies: Gut 70 % der Befragten, die im letzten Jahr den Stromanbieter gewechselt haben, gaben hierbei an, durch den Wechsel finanzielle Vorteile erzielt zu haben. Interessant ist, dass die Zufriedenheit der Kunden nicht nur durch den gesparten Betrag beeinflusst wird, sondern auch durch besseren Service und transparentere Abrechnungsmodelle des neuen Anbieters.

Trotz dieser klaren Vorteile sind viele Verbraucher noch bei teuren Grundversorgern – oftmals aus Bequemlichkeit oder Unsicherheit beziehungsweise Unkenntnis über den Wechselprozess. Dabei ist ein Wechsel heutzutage nicht wirklich kompliziert und oft innerhalb weniger Minuten online erledigt.

Wie läuft ein Wechsel des Stromanbieters ab?
Bevor es an den Wechsel geht, sollte man die Länge der restlichen Vertragslaufzeit und die Kündigungsfrist des aktuellen Anbieters überprüfen. Bleiben bis zum Ende der Kündigungsfrist noch mindestens sechs Wochen, kann man problemlos wechseln. Mit dem Auftrag zum Wechsel wird meist automatisch der neue Stromanbieter mit der Kündigung des bisherigen Versorgers beauftragt. Nur wenn die Kündigungsfrist weniger als vier Wochen beträgt oder der Anbieterwechsel wegen eines Umzug ansteht, sollte man selbst kündigen. Gleiches gilt, wenn man ein Sonderkündigungsrecht wegen einer Strompreiserhöhung wahrnehmen möchte. In all diesen Fällen sollte man den neuen Anbieter beim Stromanbieterwechsel ausdrücklich darüber informieren. 

Für alle weiteren Fälle – also bei mehr als sechs Wochen bis zur Kündigungsfrist – befolgt man einfach diese Schritte:

1. Vergleichen & Auswählen: Zuerst sollte man die Preise und Tarife der verschiedenen Anbieter vergleichen. Hierfür kann man Vergleichsportale im Internet wie Verivox oder Check24 nutzen. Man gibt hierbei den jährlichen Stromverbrauch und den Wohnort ein und erhält eine Liste mit den günstigsten Anbietern.

2. Neuen Vertrag abschließen: Hat man sich für einen Anbieter entschieden, schließt man einen neuen Vertrag ab. Dies kann meist direkt online erfolgen.

3. Kündigung beim alten Anbieter: In der Regel übernimmt der neue Stromanbieter die Kündigung beim alten Versorger. Es ist allerdings ratsam, sich das noch einmal schriftlich bestätigen zu lassen.

4. Mitteilungspflicht des neuen Anbieters: Nach Vertragsschluss muss der neue Stromanbieter eine klare und verständliche Zusammenfassung der wichtigsten Vertragsbedingungen übermitteln. Hierzu gehören unter anderem die Strompreise, der voraussichtliche Belieferungsbeginn, die Kündigungsfrist, eventuelle Bonusvereinbarungen und die Kontaktdaten des Stromanbieters.

5. Widerrufsrecht: Man hat außerdem das Recht, innerhalb von 14 Tagen nach Bestätigung des Auftrags durch den neuen Anbieter den Vertrag zu widerrufen.

6. Bei Vielwechslern empfiehlt es sich darüber hinaus, den ehemaligen Energieversorger zu kontaktieren und um die Löschung der personenbezogenen Daten zu bitten.

Wer sich um nichts kümmern, aber trotzdem sparen möchte, kann auch auf komplette Wechselservices beziehungsweise Wechselassistenten wie SwitchUp, eSave oder Wechselpilot zurückgreifen – diese finden für ihre Kunden laufend attraktive Tarife und vereinbaren (wenn gewünscht) sogar automatisch einen Wechsel. Die Services erhalten in der Regel entweder eine Provision vom neuen Stromanbieter oder eine Provision von circa 20-30 Prozent von der Ersparnis, die sich durch den Wechsel ergibt. 

Wie findet man einen geeigneten Stromtarif?
Wie bereits erwähnt, bietet Online-Vergleichsportale einen guten Überblick. Zu nennen sind hier etwa Verivox, Check24, Preisvergleich.de, Wechselpiraten oder Finanztip. Um überhaupt erst einmal den eigenen Verbrauch zu ermitteln, hilft die letzte Jahresabrechnung, um den jährlichen Stromverbrauch in kWh herauszufinden. Das schafft eine gute Basis für den Vergleich verschiedener Angebote, die man sich am besten von den bekannten Online-Vergleichsportalen für den eigenen Wohnort ausgeben lässt. Die Portale informieren direkt auch über aktuelle Angebote, Bonuszahlungen und die Gesamtkosten. 

Es gibt nämlich verschiedene Arten von Tarifen wie Grundversorgungstarife, Ökostromtarife, Nachtstromtarife und so weiter. Hier gilt es zu überlegen, welcher Tarif am besten zum eigenen Verbrauchsverhalten und den persönlichen Prioritäten passt. Einige Anbieter bieten beispielsweise Preisgarantien für einen bestimmten Zeitraum. Das kann vor zukünftigen Preiserhöhungen schützen, sofern es sich dabei auch um eine vollständige Preisgarantie und nicht um eine eingeschränkte Preisgarantie handelt, bei der bestimmte Bestandteile wie Umlagen oder Entgelte für den Betrieb des Stromzählers nicht mit abgedeckt sind. Gleichzeitig sollten aber die Laufzeit und Kündigungsfristen des Vertrags nicht außer Acht gelassen werden. Tarife mit längerer Vertragslaufzeit können vermeintlich günstiger sein, dafür ist man dabei weniger flexibel. Mit einer eher kurzen Vertragslaufzeit lässt es sich besser auf die Änderungen im dynamischen Strommarkt reagieren und beispielsweise bei günstigeren Angeboten erneut den Stromanbieter wechseln.

Dabei ist wichtig, beim Vergleichen immer auf die Bruttopreise der Anbieter zu achten. Wem etwa die Umwelt am Herzen liegt, der kann einen Tarif mit grüner Energie wählen und sollte dabei auf Zertifikate und Siegel achten, die die Herkunft des Ökostroms bestätigen. Tatsächlich sind Tarife mit Ökostrom oft nicht viel teurer als konventionelle Tarife, der Strom wird aber umweltschonend aus erneuerbaren Energien gewonnen. Generell empfiehlt es sich, die Kundenbewertungen des Stromanbieters genauer zu lesen, um zu sehen, wie zuverlässig und kundenfreundlich ein Anbieter ist und wie dessen Netzqualität ausfällt.

Was man ansonsten beachten sollte
Natürlich ist es auch wichtig, bei einem Wechsel das Kleingedruckte zu lesen: Gibt es versteckte Kosten? Was ist mit Bonusbedingungen und anderen Vertragsdetails, die sich auf den Endpreis auswirken können? Besonders verlockend können zum Beispiel Wechselprämien sein. Das sind Anreize, die von Stromanbietern angeboten werden, um neue Kunden zu gewinnen und sie zum Wechseln ihres aktuellen Stromanbieters zu bewegen. Wichtig hierbei: Einige Prämien werden erst nach einer gewissen Laufzeit ausgezahlt. Es gibt unter anderem einmalige Geldprämien oder Gutschriften, prozentuale Rabatte sowie auch frei-kWh. Manche Anbieter bieten auch physische Geschenke wie Tablets, Haushaltsgeräte oder andere Waren als Prämie für den Wechsel an – oder eben entsprechende Gutscheine für Elektronikgeschäfte, Tankstellen oder andere Einzelhändler. Wer eher langfristig plant oder sich von Bonuszahlungen nicht beeinflussen lassen möchte, kann diese bei den meisten Vergleichsportalen auch bewusst nicht in den Vergleich mit einfließen lassen.

Abschläge und Vorauszahlungen
Abgerechnet wird der Strom in der Regel mit Abschlägen. Diese monatlichen Vorauszahlungen basieren auf dem vorherigen Stromverbrauch, wobei zu hohe Abschläge auch korrigiert werden können. Viele Anbieter fordern hier eine Einzugsermächtigung für die Abbuchung, doch man kann das Geld beispielsweise auch jeden Monat selbst überweisen. Einige Anbieter verzichten mittlerweile sogar ganz auf Abschläge und rechnen den tatsächlichen Verbrauch ab. Wichtig ist auf jeden Fall, jährliche Vorauszahlungen zu vermeiden – in der Vergangenheit sind nämlich einige Stromanbieter insolvent gegangen. Deshalb ist es ebenfalls ratsam, Tarife ohne Mindestlaufzeit zu bevorzugen, denn sie bieten mehr Flexibilität. Auch bei Veränderungen der Strompreise oder Unzufriedenheit mit dem Service kann man so schneller reagieren.

Welche Pflichten hat der Stromanbieter?
Nach Vertragsschluss muss der Anbieter eine klare Zusammenfassung der Bedingungen übermitteln. Dazu gehören unter anderem Strompreise, Belieferungsbeginn und die Kündigungsfrist. Denn seit März 2022 dürfen Stromverträge sich nur um maximal einen Monat automatisch verlängern. Ältere Verträge dürfen längere Fristen haben, aber selbst hier sind höchstens ein Jahr Verlängerung und eine Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten erlaubt.

Darüber hinaus steht der Versorger nun in der Lieferpflicht und muss demnach wie im Vertrag vereinbart den Strom liefern. Im weiteren Verlauf muss er klare, transparente und nachvollziehbare Preise berechnen – Preisänderungen müssen in der Regel vorab angekündigt werden, oft unter Beachtung bestimmter Fristen. Weitere Pflichten betreffen den Datenschutz, die Qualität und Zuverlässigkeit der Stromversorgung, ein angemessener Kundenservice bei Problemen sowie auch die rechtzeitige und korrekte Rechnungsstellung. 

Grundversorgung und Ersatzversorgung
Doch was ist, wenn ein Stromanbieter den Vertrag kündigt oder nicht liefert? Das Gute ist: Jeder Haushalt hat Anspruch auf eine Grundversorgung, auch wenn kein spezieller Vertrag mit einem Stromanbieter besteht. Wenn ein Stromanbieter nicht liefert, springt also der Grundversorger ein – oftmals sind das die lokalen Stadtwerke. Die Preise und Bedingungen der Grundversorgung sind oft höher als bei Sonderverträgen, weil sie für jeden zugänglich sein müssen und nicht individuell verhandelbar sind.

Wenn ein Kunde seinen Stromvertrag kündigt oder der Stromanbieter aus irgendeinem Grund nicht liefern kann (beispielsweise bei Insolvenz) und der Kunde keinen neuen Vertrag mit einem anderen Anbieter abschließt, fällt er in die Ersatzversorgung. Sie wird ebenfalls vom lokalen Grundversorger durchgeführt und soll sicherstellen, dass der Kunde nicht plötzlich ohne Strom dasteht. Meist ist das nur eine kurzfristige und vor allem teurere Lösung. Nach einer bestimmten Zeit wird der Kunde dann automatisch in die Grundversorgung überführt, sofern er keinen neuen Anbieter wählt.

Erste Hilfe bei Problemen mit dem Stromanbieter
Gerade Personen, die jedes Jahr wechseln, werden hin und wieder auch von Versorgern abgelehnt. Hier kann man sich an die Schlichtungsstelle Energie wenden – jedoch nur, wenn ein Verbraucher bereits Kunde des Unternehmens ist. Bevor eine Schlichtungsstelle einschaltet wird, muss man jedoch schon erfolglos probiert haben, eine Lösung mit dem Unternehmen zu finden – hier am besten schriftlich an das Unternehmen wenden und eine angemessene Frist (zum Beispiel vier Wochen) zur Behebung des Problems stellen. Erst wenn das Unternehmen nicht reagiert oder keine Einigung zustande kommt, ist die Schlichtungsstelle zuständig.

Wichtig ist generell, jegliche Kommunikation, Rechnungen und andere relevante Informationen schriftlich festzuhalten. Auch Verbraucherzentralen, eine rechtliche Beratung oder die Bundesnetzagentur können im Zweifel weiterhelfen. Wurde der Vertrag über ein Vergleichsportal geschlossen, eignet sich auch dieses als Vermittler. Zu guter Letzt ist es natürlich auch möglich, den Stromanbieter einfach nochmal zu wechseln.

FAZIT:
Ein Stromanbieterwechsel kann finanzielle Vorteile bringen und ist entgegen mancher Annahmen weder kompliziert noch zeitaufwändig. Online-Vergleichsportale bieten einen guten Überblick über die Tarife sowie eventuelle Bonuszahlungen je nach Verbrauch. Wichtig ist es, auf versteckte Kosten zu achten und einen Mittelweg zwischen Preisgarantie und Vertragslaufzeit zu wählen. Auch die Kündigungsfristen sowie die Zahlungsbedingungen sollten vor dem Abschluss des Vertrags genau geprüft werden. | Text: Vera Mergle