Auch das Allgäu bleibt vom Klimawandel nicht verschont

Die Winter werden immer grüner

Aufgrund der immer noch vorherrschenden Corona-Pandemie geraten andere zentrale Themen wie beispielsweise der Klimawandel momentan eher in den Hintergrund. Doch auch diese und weitere Problematiken sollten uns zu denken geben. Denn wir sind es, die durch unser Handeln Einfluss auf unsere Welt nehmen können. Dass der Klimawandel in großen Schritten voranschreitet, lässt sich schon lange nicht mehr leugnen: Mildere Wintermonate, extrem schwüle Sommertage und deutlich stärkere Niederschläge – diese und andere Folgen gehören mittlerweile zu unserem Alltag.

Besonders in den Alpen wirkt sich der Klimawandel vehement aus, denn hier klettert die Durchschnittstemperatur verglichen mit dem globalen Mittelwert nahezu doppelt so schnell nach oben. Szenarien, welche wir uns aktuell noch nicht ausmalen möchten, könnten in der Region bald zur bedrohlichen Realität gehören. Das haben nun ebenfalls Vorhersagen des Landesamts für Umwelt bestätigt.
 
In den Skigebieten nieselt es häufiger, statt zu rieseln
 
Mit sinkenden Schneemengen hat aufgrund der milden Temperaturen in eigentlich kalten Jahreszeiten die Wintersportbranche zu kämpfen. Zwar gibt es im Winter vermehrt Niederschläge in Form von Regen jedoch schneit es aufgrund höherer Temperaturen eher seltener. Die Folge: Es kommen aus diesem Grund immer häufiger Schneekanonen zum Einsatz. Skigebiete voller Kunstschnee schauen zwar schön aus und erfüllen ihren Zweck, die Nutzung der Schneekanonen ist aber aus ökologischer Hinsicht definitiv nicht nachhaltig. Dass die Schneemenge schon seit Jahrzehnten schrumpft, ist wohl keine Neuigkeit, doch müssen wir uns im Klaren sein, dass dadurch die Länge der Schnee- und somit auch der Skisaison mit Naturschnee immer ungewisser wird. Studien zufolge ist zusätzlich davon auszugehen, dass in nicht so ferner Zukunft trotz des Einsatzes weiterer Beschneiungsanlagen nur noch 50 bis 70 Prozent der bayerischen Skigebiete schneesicher sind.
 
Wie lange können Beschneiungsanlagen noch eingesetzt werden?
 
Schon jetzt ist es notwendig, ein Drittel der Abfahrtspisten in den Alpen mit Kunstschnee zu berieseln, um das unter normalen Bedingungen (Pandemie nicht berücksichtigt) milliardenschwere Wintersportgeschäft zu garantieren. Die Temperaturen werden auch in den nächsten Wintern noch weiter ansteigen und das umso schneller, je weniger wir gegen den Klimawandel vorgehen. Deswegen könnte es eintreffen, dass in niedrig gelegenen Skigebieten schneller als gedacht, eine Beschneiung mit Kunstschnee nicht mehr umsetzbar ist. Ein Grund dafür ist, dass der unnatürliche Schnee zusätzlich weniger kühlt als vermutet und somit nicht klimaneutral wäre. Nur noch in höheren Lagen würde der Einsatz dieser Maßnahmen rentabel und möglich sein, Voraussetzung ist jedoch eine ausreichende Wasserzufuhr.
 
Starkregen, doch trotzdem nicht genügend Wasser
 
Wie wertvoll Wasser ist, spürt man gerade im Sommer, wenn in langen Hitzeperioden der Regen ausbleibt. Der Wasserspeicher kann deshalb nicht hinreichend aufgefüllt werden. Kommt es dann zu plötzlichen heftigen Regenfällen, ist ein Boden nach langer Trockenheit nicht sofort fähig, das Wasser aufzunehmen. Wer erinnert sich nicht an schwere Gewitterfronten mit schlimmen Verwüstungen sowie Überschwemmungen im Oberallgäu vergangenen Sommer? Besonders Sonthofen und das oberbayerische Mangfalltal hat es dabei massiv erwischt, aber auch andere Orte blieben nicht verschont. Fachleute vermuten fest, dass derartige Extreme nun gehäuft auftreten werden. Doch was hat ein trockener Sommer mit unvorhersehbaren Wetterumschlägen nun mit den Schneekanonen zu tun? Fehlt in der heißen Jahreszeit ein normales Regenaufkommen in regelmäßigen Abständen, so müssen Skigebiete mit Kunstschnee besonders haushalten. Ohne Wasser kann auch kein Schnee aus Beschneiungsanlagen das Skierlebnis sichern. Schneekanonen beziehen das Wasser in den meisten Fällen aus Quellen wie beispielsweise Gebirgsbächen oder Speicherseen. Diese sind bedingt durch die lang andauernden Trockenperioden selten ausreichend gefüllt – vielmehr fehlt sogar ein Großteil an notwendigen Wasservorräten.
 
Pistenspaß in heutigen Zeiten: Mit gutem oder mit schlechtem Gewissen?
 
Haben Sie gewusst, dass man für ungefähr zwei Hektar Fläche an Kunstschnee nahezu zehn Millionen Liter Wasser verbraucht? Wenn diese Reserve jedoch fehlt, kann es auch keinen Kunstschnee geben. Hierzu noch erwähnenswert: Eine Versorgung der Skigebiete mit unnatürlichem Schnee geht ins Geld. Skigebiete investieren Millionen für eine weiße Pracht auf den Pisten. Natürlich ist nicht der Wintersport allein für den Klimawandel verantwortlich, sondern trägt wie so viele andere Faktoren lediglich dazu bei. Es ist nicht zu leugnen, dass durch das Skifahren der ökologische Fußabdruck größer wird, jedoch sollte man sich nach dem Motto „alles in Maßen“ den Spaß nicht nehmen lassen.
 
Vorsicht auf der Piste
 
Neben dem Vergnügen beim Wintersport ist auch die Sicherheit ein wichtiger Aspekt. Diese wird jedoch leider zunehmend durch den Klimawandel gefährdet. Äußerste Vorsicht in Bezug auf den eigenen Schutz und die Sicherheit anderer ist zu jeder Zeit oberste Priorität. Bedingt durch den Klimawandel gibt es deutlich mehr Lawinenabgänge und ebenfalls der Schweregrad der Lawinen hat sich gewandelt, da sich die Folgen der Klimaveränderungen negativ auf derartige Katastrophen auswirken. Da Lawinen oftmals unvorhersehbar auftreten, ist im Skigebiet und vor allem abseits, höchste Achtsamkeit geboten.
 
Der natürliche weiße Winterzauber könnte womöglich bald der Vergangenheit angehören. Doch nicht nur die Skigebiete müssen mit den Auswirkungen des Klimawandels kämpfen, sondern auch viele andere Orte auf unserer Erde. In diesem Sinne sollten wir gemeinsam versuchen, unseren eigenen ökologischen Fußabdruck so klein wie nur irgendwie möglich zu halten. Gestoppt werden kann die globale Erwärmung nicht mehr, aber mit effektiven Maßnahmen können wir der Erde Gutes tun.