Erster RTL-Chef Helmut Thoma mit 86 Jahren gestorben
Der als erster Chef des deutschen Privatsenders RTL bekannt gewordene österreichische Medienmanager Helmut Thoma ist tot. Thoma sei bereits am 3. Mai in Wien an Herzversagen gestorben, teilte seine Familie am Montag der österreichischen Nachrichtenagentur APA mit. Er starb demnach genau an seinem 86. Geburtstag.
Thoma war der erfolgreichste Pionier des 1984 in Deutschland gestarteten Privatfernsehens. Unter seiner Leitung wuchs RTL zum reichweitenstärksten privaten Fernsehsender in Europa und lag zwischenzeitlich bei den Marktanteilen auch in Deutschland vorn. Der auf dem Höhepunkt des Erfolgs 1995 erreichte Marktanteil von damals 17,6 Prozent für das RTL-Programm hat sich seither allerdings mehr als halbiert.
Thoma hatte 1984 die Direktion des Privatfernsehens von RTLplus in Luxemburg übernommen und wurde 1991 alleiniger RTL-Geschäftsführer. Zu seinem Leitmotiv machte er ausschließlich das Zuschauerinteresse, das er über Fragen der Qualität stellte. "Der Fisch muss dem Wurm schmecken und nicht dem Angler", war einer seiner Kernsätze. Kritik am angeblich zu seichten Programm entgegnete er mit dem Satz: "Im Seichten kann man nicht ertrinken."
Anfangs brachte RTL das Sendekonzept von Thoma viel Spott ein - das Senderkürzel wurde mit "Rammeln, Töten, Lallen" verunglimpft. Tatsächlich brachten viel nackte Haut in Softpornos oder der Stripshow "Tutti Frutti", Actionserien wie "Alarm für Cobra 11" oder reißerische Talks wie "Der heiße Stuhl" hohe Einschaltquoten.
Unter Thoma entstand auch die bis heute laufende Daily Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten". Er holte als Erster die Rechte an der Fußballbundesliga ins Privatfernsehen, was sich allerdings finanziell nicht lohnte - anders als die Sportrechte an der Formel 1 oder am Boxen, die RTL viel Geld einbrachten. Auch Stars wie Thomas Gottschalk als dem ersten deutschen Late-Night-Talker trugen zum erfolgreichen Programmmix bei.
1998 musste der selbst auch durch viele öffentliche Auftritte und Wortmeldungen bekannte Thoma allerdings gegen seinen Willen die RTL-Geschäftsführung aufgeben. Er klagte später über Undankbarkeit. Und er klagte auch immer wieder in Interviews über mangelnden Mut im Privatfernsehen und kritisierte, dass große Senderfamilien das Programm bestimmten und die Konkurrenz darunter leide.
RTL hatte seinen Sitz unter Thoma in Köln gewählt. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) würdigte den Verstorbenen als "Visionär, der das Privatfernsehen in Deutschland mit unerschütterlichem Gestaltungswillen revolutionierte". Thoma sei mit seinem Gespür für Zuschauerinteresse, seinem unkonventionellen Ansatz und seiner pointierten Art zu einer unverwechselbaren Figur der Branche geworden.
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