Bei der emotionalen Lesung von Bruno Jelovic und Gastgeberin Tina Schüssler platzt Hugendubel aus allen Nähten
Ein Mann zeigt Tränen, Wahrheit und eine Mission, die größer ist als er selbst.
Es gibt Abende, die sich nicht wie Veranstaltungen anfühlen, sondern wie Begegnungen. Begegnungen mit einer Wahrheit, die man nicht oft sieht. Mit einem Menschen, der nichts versteckt und alles gibt. Im Augsburger Hugendubel erlebten Hunderte Besucher genau das: Die erste öffentliche Lesung von Bruno Jelovic, Gründer von Save the Dogs BiH, dem Mann, der seit Jahren in Bosnien Hunde aus unvorstellbaren Zuständen rettet – und dessen eigenes Schicksal ebenso erschütternd und zugleich inspirierend ist wie die Geschichten in seinem Buch Der Hundebeschützer. Gastgeberin und Unterstützerin Tina Schüssler schuf den Rahmen für diesen besonderen Abend.
Schon bevor die Lesung beginnt, ist klar: Das hier wird mehr als ein gewöhnlicher Buchabend. Der Hugendubel platzt aus allen Nähten, Menschen stehen an den Treppen, lehnen an Regalen, sitzen auf dem Boden. Die Luft ist voller Erwartung und Wärme. Viele Besucher sind wegen des Mannes gekommen, der normalerweise nicht auf Bühnen, sondern mitten im Chaos der bosnischen Straßen kämpft – für jene, die keine Stimme haben.
Als Bruno das Mikro nimmt, wirkt er verletzlich, fast schutzlos. „Zunächst mal herzlichen Dank für alle, die heute gekommen sind“, beginnt er und lacht unsicher. „Ich bin nicht geübt, im Mikro zu sprechen. Es ist heute eigentlich das zweite, dritte Mal in meinem Leben.“ Seine Hände zittern leicht, er holt tief Luft. Dann sieht er in die Menge – und bricht sichtbar auf. „Ich bin komplett sprachlos und überwältigt. Ich bin euch unendlich dankbar. Hier ist so viel gute Energie, viel Liebe. Und dafür bin ich wirklich sehr, sehr dankbar.“
Dieser Satz legt den emotionalen Grundton des Abends. Bruno Jelovic scheut sich nicht, Tränen zu zeigen. Er spricht über Liebe, Karma und Dankbarkeit wie jemand, der alles davon verloren und neu entdeckt hat. Sein Buch entstand in einer Phase seines Lebens, die er selbst „die allerschwierigste“ nennt: „Noch nie hatte ich so viel verloren. Noch nie wurden wir so bekriegt. Noch nie wurden wir so fertig gemacht.“
Mehrmals wollte er das Schreiben aufgeben. „Ich wollte sehr, sehr oft das Thema Buchprojekt beenden. Ich hatte oft keinen Kopf mehr für dieses Buch.“ Doch seine Tante Doni motivierte ihn immer wieder weiterzumachen. „Ich bin dir, Tante Doni, sehr, sehr dankbar.“
Dass er ausgerechnet an diesem Abend zum ersten Mal öffentlich aus seinem Buch liest, macht die Situation für ihn kaum erträglicher. „Je mehr ich daran denke, aus dem Buch lesen zu müssen, desto schwieriger wird es“, gesteht er, während ihm erneut Tränen in die Augen steigen. Doch er liest – und viele im Publikum weinen mit. „Ich hätte nie gedacht, dass mich das so trifft“, flüstert eine Frau in der dritten Reihe. Ein älterer Besucher sagt später: „Er hat nicht nur ein Buch geschrieben. Er hat sein Leben geöffnet.“
Brunos Leben ist eng verwoben mit Save the Dogs BiH, einem Verein, der weit mehr ist als eine Tierschutzorganisation. Auf seiner Ranch in Bosnien leben derzeit rund 500 gerettete Hunde. Das Team kümmert sich um medizinische Versorgung, Kastrationen, Aufklärung und koordinierte Projekte, die in einem Land ohne funktionierendem Tierschutzsystem Überlebensarbeit sind. Zusätzlich versorgt Save the Dogs BiH auch das städtische Asyl (Shelter/Tierheim) mit über 700 Hunden. Und es werden noch mehr, da sie gerade dabei sind, Ranch 5 und 6 zu bauen bzw. fertigzustellen. Tag und Nacht trifft Bruno Entscheidungen, die niemand treffen möchte. Viele führen ihn an Grenzen – und darüber hinaus.
„Ich habe seit 20 Jahren nicht mehr durchgeschlafen“, sagt er leise. „Jedes Absagen bedeutet, dass die Hunde sehr schnell sterben werden. Damit leben zu müssen… das ist fast unmöglich.“
Er berichtet von einem Video, das ihn kurz vor der Lesung erreichte: „Der Hund ist zwar Gott sei Dank in einem guten Zustand, aber wisst ihr, aus was sie ihn in den Käfig gepfasselt haben? Aus einem alten Fass für Gemüse. Er kann sich nur umdrehen in diesem Käfig. Und das war’s.“ Seine Stimme bricht – und es ist mucksmäuschenstill im Raum. Nur ein Schluchzen irgendwo hinten.
Währenddessen sitzt Tina Schüssler neben ihm – präsent, unterstützend, warm, ohne sich vorzudrängen. Sie war es, die ihn auf Instagram anschrieb. Er antwortete nach zehn Minuten. Und es folgte eine Verbindung, aus der heute eine Partnerschaft entstanden ist, die weit über eine gemeinsame Veranstaltung hinausgeht. „Wenn zwei große Herzen zusammenhelfen, passiert Großes“, sagt eine Besucherin im Anschluss – ein Satz, der die Dynamik des Abends perfekt beschreibt.
Tina gibt Bruno Raum, lenkt, strukturiert, hält ihn, wenn er nicht mehr kann – und lässt gleichzeitig nichts von seiner Echtheit verloren gehen. Es ist spürbar: Sie glaubt an ihn. Und an seine Mission.
Bruno selbst fasst es so zusammen: „Wir können dank Deutschland in Bosnien Unmögliches möglich machen. Es ist ein brutaler Support, den wir erhalten. Ich habe keine Ahnung, wie dankbar wir sind.“
Es ist diese Mischung aus tiefer Dankbarkeit, gebrochener Vergangenheit, unverhandelbarer Liebe zu den Tieren und dem festen Glauben an Karma, die die Menschen an diesem Abend berührt.
Fazit
Die Lesung von Bruno Jelovic war kein kulturelles Event – sie war ein emotionales Beben. Ein Abend, der zeigte, wie viel Mut es braucht, sich zu öffnen. Und wie viel Kraft Liebe haben kann, wenn man sie nicht nur ausspricht, sondern lebt. Dass Tina Schüssler diesen Raum geschaffen hat, ist ein Geschenk für Bruno, für das Publikum – und für alle Hunde, deren Leben durch seine Arbeit gerettet werden.
Und weil Geschichten wie diese erzählt werden müssen, werden wir Brunos Buch bald in unseren TRendyOne-Buchtipps vorstellen, damit noch mehr Menschen verstehen, was an diesem Abend in Augsburg geschehen ist: Ein Mann hat sein Herz geöffnet. Und eine Stadt hat es gesehen.
















