Spieltheorie-Experte: Format der 5G-Versteigerung "nicht optimal"

Die Regeln der gerade laufenden Versteigerung der Mobilfunkfrequenzen für den künftigen 5G-Standard sind laut dem Bonner Spieltheorie-Professor Benny Moldovanu "nicht optimal". Wie er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP sagte, könnten sie die Mobilfunkunternehmen dazu verleiten, mehr Geld auszugeben, als ihnen die Frequenzen eigentlich wert sind. Geld, das sie nach Ansicht der bei der Auktion federführenden Bundesnetzagentur eigentlich in den Mobilfunkausbau stecken sollten.

Zum Verkauf stehen insgesamt 41 Frequenzblöcke. Die Unternehmen können in jeder Runde auf alle Blöcke gleichzeitig bieten - und zwar so lange, bis es für keinen der Blöcke mehr ein höheres Gebot gibt.

Moldovanu stört zum einen die starre Einteilung in Blöcke. "Die Bieter wollen selbstgewählte Frequenz-Pakete kaufen", sagt er. Das könnten sie in der aktuellen Form nicht mit Sicherheit.

Ein Beispiel: "Ein Unternehmen will unbedingt vier Blöcke als Paket kaufen und bietet dafür sehr viel. Am Ende bekommt es aber nur drei. Dann kann es sein, dass das Unternehmen für diese drei Blöcke mehr bezahlt hat, als sie ihm eigentlich wert sind." Auf eine andere Situation übertragen: "Bei Handschuhen nutzt ein Paar mehr als zwei einzelne."

Besser wäre laut Moldovanu ein sogenanntes kombinatorisches Format, bei dem die Bieter flexibler auf Frequenzpakete bieten können. "Das erlaubt den Bietern, genau zu sagen, was sie wollen", sagt der preisgekrönte Ökonom, der auch Regierungen und Firmen bei Versteigerungen berät. "Dieses Format hat beispielsweise in den USA gut funktioniert."

Dass die geltenden Versteigerungsregeln nicht unbedingt effiziente Ergebnisse hervorbringen, zeigte bereits die erste Frequenz-Auktion im Jahr 2000. Damals zahlten die Firmen mehr als 50 Milliarden Euro - aus heutiger Sicht viel zu viel. "Die erste Auktion fand mitten in der Dotcom-Blase statt, als die Bewertungen der Unternehmen ein bisschen hoch waren - um nicht zu sagen fantasievoll", sagt Moldovanu. "Damals haben die Teilnehmer nicht nur für das Frequenzspektrum bezahlt, sondern sie wollten durch hohe Gebote auch Konkurrenten vom Markt ausschließen."

Diese Gefahr gibt es nun wieder, denn mit United Internet (1&1) trifft wieder ein neuer Wettbewerber auf die etablierten Anbieter Telekom, Vodafone und Telefónica (O2). "Die drei Großen könnten versuchen, den vierten nicht auf den Markt zu lassen", befürchtet Moldovanu. "Das wird vielleicht die Preise in die Höhe treiben." So könnten die Firmen mehr für Frequenzen bieten, die sie eigentlich gar nicht brauchen.

In diesem Zusammenhang bewertet Moldovanu kritisch, dass die Bundesnetzagentur nach jeder Runde für jeden Block nicht nur das Höchstgebot, sondern auch den Namen des Höchstbietenden veröffentlicht. Darauf sollte sie seiner Meinung nach verzichten. "Wenn die Bieter nicht wüssten, wer die einzelnen Blöcke bekommt, würden sie nur auf die Frequenzen bieten, die sie wirklich brauchen."

In der aktuellen Form können sich die Auktionsteilnehmer trotz des Verbots von Absprachen über ihre Gebote Botschaften senden. "1&1 hat sehr aggressiv angefangen", beobachtet der Spieltheoretiker. Bei einem Mindestgebot von 1,7 bis 5,0 Millionen Euro je Block stieg United Internet in der ersten Runde teilweise mit Geboten von 25 Millionen Euro ein. "Vielleicht wollten sie den anderen damit ihre Ernsthaftigkeit signalisieren."