Mehrere Unternehmen überprüfen CO2-Zertifikate

Nach einem Bericht von "Zeit" und "Guardian" aus der vergangenen Woche über fragwürdige CO2-Zertifikate, mit denen Unternehmen ihre Emissionen kompensieren, haben mehrere Firmen eine Überprüfung angekündigt. Der Chef der Drogeriemarktkette Rossmann, Raoul Roßmann, sagte der "Zeit" laut Vorabmeldung vom Mittwoch sogar, seine Firma werde die CO2-Emissionen ihrer Eigenmarken künftig nicht mehr kompensieren und diese als "klimaneutral" bewerben.

"Wir denken schon länger darüber nach, diese Label auf unseren Produkten wieder einzustellen – und das werden wir nun auch tun", sagte Roßmann der "Zeit". Die "Klimaneutral"-Label stünden seit Monaten in der Kritik. "Bislang war meine Haltung, solange die Klimaschutzprojekte dahinter nicht infrage stehen, kann man mit der Kritik an den Labels auch umgehen, aber nun frage ich mich: Welcher Kunde nimmt das noch als Mehrwert wahr?"

"Zeit" und "Guardian" hatten berichtet, dass erhebliche Teile der CO2-Zertifikate, mit denen Unternehmen ihre Emissionen kompensieren, offenbar wertlos sind. Der italienische Kaffeehersteller Lavazza erklärte gegenüber der "Zeit" nun, er sei "ernsthaft beunruhigt" über die Ergebnisse der Recherche und habe sofort alle betroffenen Abteilungen eingebunden, um die Vorwürfe zu prüfen.

Auch der Softwarekonzern SAP teilte der "Zeit" mit, sein Portfolio an Kompensationsprojekten zu überprüfen. Volkswagen erklärte gegenüber der Zeitung, der Konzern sei "selbst abhängig von den am Markt etablierten Standards und darauf angewiesen, dass diese kritisch betrachtet werden".

Kompensationsprojekte, die bestehende Wälder schützen, berechnen laut Bericht ihre Klimawirkung zum Beispiel auf Basis einer spekulativen Annahme: Wie viel Wald würde zerstört werden, wenn man ihn nicht schützen würde? Das Bundeswirtschaftsministerium kritisierte gegenüber der "Zeit": "Waldschutzzertifikate sind grundsätzlich klimapolitisch fraglich." Grundsätzlich seien bei der freiwilligen Kompensation "robuste Regeln" nötig.