Zweite Bank erhebt Strafzinsen auch ohne Freibetrag

Strafzinsen sind zunehmend auch für Sparer mit niedrigem Anlagevermögen eine Belastung. Wie das Vergleichsportal Verivox am Dienstag mitteilte, verlangen mittlerweile mindestens zwei Volksbanken Negativzinsen von -0,5 Prozent ohne Freibetrag für ihre privaten Tagesgeldkonten. Die Institute im Westmünsterland und in Fürstenfeldbruck geben demnach auch an Kleinsparer den vollen Negativzinssatz der Europäischen Zentralbank weiter.

Der "Damm ist gebrochen", erklärte Verivox und rechnete mit weiteren Fällen: "Spätestens wenn Kunden im großen Stil anfangen, Einlagen zu verschieben, wird es für die Banken schwerer, sich dem Trend zu Negativzinsen zu entziehen." Das Portal verwies aber darauf, dass solche Negativzinsen grundsätzlich nur für Neukunden gelten.

Verivox untersucht nach eigenen Angaben regelmäßig die online veröffentlichten Konditionen für private Tages- und Festkonten von mehr als 800 Kreditinstituten. Demnach weisen bislang insgesamt 23 Banken in ihrem Preisverzeichnis Negativzinsen für Privatkunden aus – acht mehr als noch Mitte Oktober, aber meist erst ab einem Freibetrag von 100.000 Euro oder mehr.

Daneben verlangten sieben untersuchte Banken monatliche Gebühren für "das üblicherweise kostenfreie Tagesgeldkonto", was "faktische Negativzinsen ab dem ersten Euro" ergebe, selbst wenn die Bank gleichzeitig einen geringen Sparzins gewähre. Hinzu komme eine Reihe von Instituten, die Medienberichten oder früheren Ankündigungen zufolge Negativzinsen erheben, diese aber nicht online auswiesen.

Doch auch im aktuellen Zinstief seien Negativzinsen "kein Naturgesetz", erklärte das Portal. Manche Banken im EU-Ausland zahlen demnach noch bis zu 0,65 Prozent Zinsen, "mit deutscher Einlagensicherung gibt es immerhin bis 0,31 Prozent". Langfristigen Anlegern legte Verivox aber auch "Alternativen im Aktienmarkt" nahe.