DJ B-Case:"Konnte mir damals überhaupt nicht vorstellen, die Musik zu meinem Beruf zu machen!"

DJ B-Case hat schon unter anderem mit DJ Antoine, Kollegah oder auch Akon zusammen gearbeitet und gilt inzwischen als angesagter DJ und Produzent. Wir trafen ihn zu einem exklusiven Interview.

Lange Liste von erfolgreichen Zusammenarbeiten

DJ Antoine, Akon, Busta Rhymes und viele weitere stehen auf seiner Liste mit denen er bereits zusammengearbeitet hat. Auch den Nr. 1 Hit der RTL DSDS Gewinnerin 2014 Aneta Sablik produzierte er. Mit deutschen Rapstars wie Kollegah, Farid Bang, Fard und Haftbefehl & Shindy eroberte er mehrmals die Top 10 der Charts. Dafür wurde er mit Gold & Platin in Deutschland, Österreich, Schweiz & Dänemark ausgezeichnet. Jetzt kommt ein Soundtrack für den Film „Fack ju Göhte 2“ und für das neue Album von Sido hat er auch einen Song produziert. Bei B-Case ging die Karriere steil nach oben, vom Hobbyproduzenten zu einem der angesagtesten DJ’s und Produzenten. Wie alles begann, was B-Case noch alles vor hat und was seine größten Macken sind, darüber haben wir mit ihm gesprochen. 

TRENDYone: Bereits mit 23 Jahren hast Du mit Weltstars wie DJ Antoine, Timati und Akon produziert und mit deutschen Rapstars wie Kollegah, Farid Bang, Fard und Haftbefehl & Shindy mehrmals die Top 10 der Charts erobert. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Erfolg. Realisiert Du das und hättest Du Dir diesen Erfolg jemals vorstellen können? 

B-Case: „Zu Beginn hätte ich mir so einen großen Erfolg natürlich nicht vorstellen können. Ich habe bereits mit 15 Jahren angefangen und es anfänglich nur als Hobby angesehen. Erst als die ersten Erfolge kamen, habe ich angefangen die Musik immer ernster zu nehmen. Mit der Zeit wurde es dann allmählich zur Routine.“

Mit „UPSIDE DOWN“ bist Du gerade live das ganze Jahr 2015 mit 54 Shows als DJ in den angesagtesten Clubs & Festivals in Deutschland, Österreich, Schweiz und Polen unterwegs. Du lebst somit aus dem Koffer. Wie ist das für Dich selbst? Wie kommen damit Deine Familie und Freunde klar?

Ja das stimmt. Diese Art zu produzieren ist noch etwas völlig Neues für mich. Ich freue mich sehr über diesen Erfolg. Da ich jemand bin, der gerne reist, liebe ich es, neue Städte und Länder kennenzulernen. Ich bekomme so viele neue Eindrücke und vor allem gutes Essen (lacht), das ist wirklich toll.

Du hast schon sehr viel mit Rappern wie Kollegah, Farid Bang oder auch Summer Cem zusammengearbeitet. Wie siehst Du die Entwicklung von Deutschrap? Wer mir noch persönlich fehlt, ist Cro. Hattest Du mal mit ihm Kontakt oder wie findest Du seine Musik?

Mit Cro hatte ich bisher leider noch keinen Kontakt. Ich könnte mir eine Zusammenarbeit mit ihm aber gut vorstellen, mir gefällt, was er macht. Vielleicht kommt da in Zukunft noch etwas. Die Entwicklung von Deutschrap generell ist genial. Wenn ich an meine Anfänge zurückdenke, vor fünf Jahren, als ich anfing mit den ersten Hip-Hop Produktionen, da hat sich wirklich sehr viel getan. Mittlerweile hat sich Deutschrap zu einer der beliebtesten Musikrichtungen in Deutschland entwickelt.

War es schon immer Dein Traumberuf, Produzent und DJ zu werden? Oder hattest Du eigentlich andere Pläne?

Ehrlich gesagt nein, ich habe es zu Beginn als reines Hobby angesehen und konnte mir damals überhaupt nicht vorstellen, die Musik eines Tages zu meinem Beruf zu machen. Erst als ich gemerkt habe, dass ich damit erfolgreich werden könnte, habe ich beschlossen, mich voll auf die Musik zu konzentrieren. Ich habe aber auch eine abgeschlossene Ausbildung zum Kaufmann für audiovisuelle Medien in der Hinterhand. Einen Plan B zu haben, war mir sehr wichtig.

Bei den Videos stehst Du oft selbst vor der Kamera. Wie ist das für Dich? Bei Lucky L reitest Du sogar auf einem Pferd, hast Du das zuvor schon mal gemacht? 

Nein, das waren meine ersten Erfahrungen mit Pferden und auch meine ersten Reitstunden. Ich muss ehrlich sagen, dass es viel schwieriger war, als ich es mir zu Beginn vorgestellt hatte. Ich habe drei Reitstunden gebraucht, in der Halle sowie im Gelände, bis ich mich einigermaßen sicher fühlte. Ich hatte zu Beginn auch großen Respekt vor der Größe und Kraft der Tiere. Aber es war wirklich aufregend und hat auch Spaß gemacht. Der Dreh hat insgesamt 17 Stunden gedauert. Vor der Kamera zu stehen macht mir Spaß. Es  war am Anfang noch sehr ungewohnt, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran.

Du bist in Bielefeld geboren, aber in Augsburg aufgewachsen. Wie gefällt es Dir in Augsburg? Wo ist dein Lieblingsplatz? Wo gehst Du am liebsten zum Feiern?

Ich bin in Bielefeld geboren, aber schon im Kindergartenalter nach Augsburg gezogen. Hier bin ich aufgewachsen. Zurzeit mag ich die Maxstraße wieder sehr. Da kann man super draußen sitzen, essen gehen und Cocktails trinken. Aber so einen wirklichen Lieblingsplatz habe ich gar nicht, es gibt so viele schöne Plätze hier in Augsburg. Zum Feiern gehe ich momentan am liebsten in den Touch Club.

Du hast bereits mit 16 Jahren zum Produzieren angefangen. Wie kam es dazu?

Mit 13 oder 14 Jahren habe ich angefangen, mit Freunden Musik zu machen. Wir wollten alle Rapper werden (lacht), aber besonders wichtig war es uns, unsere eigenen Beats zu machen und keine von Künstlern wie 50 Cent etc. zu klauen. Diesen Part habe ich dann übernommen. Die Raps wurden nie richtig gut, aber die Beats wurden immer besser. Als ich 16 Jahre alt war, gab es dann die erste Veröffentlichung. Ab da wurde mein Hobby zum Beruf.

Du warst mit 16 Jahren bereits als Produzent mit Kollegah in den Charts. Ist Kollegah für Dich mittlerweile schon ein Freund oder wie ist die Zusammenarbeit mit so einem Rapper?

Kollegah ist ein guter Bekannter von mir, wir verstehen uns sehr gut. Das schöne ist, dass wir gemeinsam anfangen haben. Als ich damals für ihn produzierte, stand er selber noch am Anfang seiner Karriere. Mittlerweile ist er ein echter Superstar in Deutschland, es ist toll, diese Entwicklung zu sehen und auf die gemeinsamen Anfänge zurückblicken zu können.

Sind die Rapper wirklich so hart, wie sie sich in ihren Songs selbst darstellen?

Ich darf da jetzt natürlich niemanden verraten (lacht), aber zu mir sind sie alle immer sehr nett und höflich. 

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit DJ Antoine?

Anfang 2013 wollte ich etwas Neues ausprobieren, da ich bis dahin nur Hip-Hop Produktionen gemacht hatte. Ich wollte mich an Dance/House Musik ausprobieren, die zur der Zeit gerade in Clubs immer populärer wurde. In einem Songwriting Camp entstanden im Austausch mit anderen Musikern und Sängern mehrere Demosongs. Anschließend haben wir die Schweizer Firma von DJ Antoine dutzende Male angerufen und so lange genervt, bis uns jemand seine Email Adresse gab (lacht). Ihm haben die Songs dann tatsächlich so gut gefallen, dass er eine Stunde später persönlich angerufen hat. Das war eine riesen Überraschung. Wir trafen uns bereits zwei Tage später, um mit den Planungen zu beginnen.

Du hast ja schon mit einigen großen Stars zusammengearbeitet. Wie groß ist da die Versuchung, abzuheben?

Das ist weniger eine Versuchung, ich glaube, das passiert eher unterbewusst. Am Anfang hatte ich schon damit zu kämpfen, das hielt aber zum Glück nur eine sehr kurze Zeit an. Die eigenen Freunde bringen einen schnell wieder auf den Teppich. Mittlerweile kann ich sehr gut damit umgehen. Im Endeffekt ist es auch nur ein Beruf und ich bin sehr glücklich, diesen ausüben zu dürfen. Das ist lange kein Grund, sich für etwas Besseres zu halten.

Mit welchen Stars möchtet Du noch zusammenarbeiten?

Die Liste ist lang, aber ich bin da eher vorsichtig. Die Sängerin Kiesza finde ich super, ich mag ihren Vibe. Generell als Produzent würde ich gerne mal in die rockigere Richtung gehen. Musik mit Rock Pop könnte ich mir für die Zukunft gut vorstellen.

Wenn Du Musik produzierst, wie weit ist Dir die Lyrics vom Song wichtig? 

Die Lyrics sind mir sehr wichtig. 2013, als wir mit der Dance Musik angefangen haben, war das noch weniger der Fall. Für den Zuhörer lag damals der Fokus noch nicht wirklich auf den Texten. Mittlerweile hat sich das verändert, es wird mittlerweile verstärkt auf die Lyrics geachtet. Das ist uns natürlich auch wichtig. Der Song muss eine Message haben.

Das Musik-Business zählt zu den härtesten Branchen, die es gibt. Wie kommst Du mit dem Druck, den Medien und dem ganzen Rummel klar? 

Es ist hart, das stimmt. Man lernt häufig Leute kennen, deren wahres Gesicht sich erst im Nachhinein zeigt. Wobei das gar nicht schlecht ist, so lernt man viel dazu, auch für das eigene Leben. Man wird vorsichtiger und versteht Menschen besser einzuschätzen. Nichtsdestotrotz macht es natürlich sehr viel Spaß, ich habe ein super Team hinter mir stehen.

Zu Deinem Privatleben: Du bist auf vielen Partys, Festivals oder in Clubs unterwegs. Hat man da überhaupt Zeit für eine Freundin? 

Ja, seit knapp drei Jahren habe ich eine Freundin. Für eine Beziehung sollte man sich trotz allem Zeit nehmen, finde ich.

Auf welchen Typ Frau stehst du und welchen Charakter sollte sie haben?

Heutzutage gibt es leider viel Oberflächlichkeit, ich finde den Charakter sehr wichtig. Vor allem in meinem Beruf ist es nicht einfach, jemanden kennenzulernen, der einen unterstützt in dem, was man macht und damit klar kommt, dass man viel unterwegs ist und berufsbedingt oft auf Partys geht. Das verlangt viel Stärke ab vom eigenen Partner, gerade weil es nicht viele Menschen gibt, die das mitmachen würden, weiß ich es umso mehr zu schätzen.

Wie verbringst Du Deine Freizeit? 

Ich gehe gerne ins Fitnessstudio, Sport ist ein super Ausgleich. Außerdem gehe ich gerne mit meinen Kumpels auf den Bolzplatz. Das Zocken habe ich nach sieben Jahren leider auch wieder angefangen (lacht).

Welche Musik hörst Du in deiner Freizeit? Gibt es Künstler, die Dich begeistern oder inspirieren?

Privat höre ich gerne Robin Schulz, das ist ein beruhigender Ausgleich zur lauten Clubmusik, die ich am Wochenende meistens höre. Mein absoluter Lieblingsartist ist Drake, das ist ein bewundernswerter Künstler.

Was ist Dein Antrieb oder Deine Motivation als Produzent und DJ? Hast Du ein Lebensmotto?

Ein Lebensmotto habe ich nicht. Mich treiben Erfolgserlebnisse enorm an. Wenn man es beispielsweise geschafft hat, einen Soundtrack in einem Kinofilm unterzubringen etc. solche Erfolge machen mich glücklich, weil ich weiß, dass sich die ganze Arbeit ausgezahlt hat. Die Konkurrenz ist sehr groß geworden, es ist hart sich zu behaupten. Erfolgserlebnisse sind ein super Antrieb für mich weiter zu machen und noch härter zu arbeiten.

Was sind Deine größten Macken?

Ich bin leider sehr unordentlich und kann auch ein Morgenmuffel sein. Und ich habe ein ganz schlechtes Gedächtnis, man könnte meinen, ich habe Alzheimer (lacht).

Wenn Du in den Clubs auflegst, bringst Du das Publikum richtig in Rage, da hat so manche Frau bestimmt auch andere Absichten. Hast Du schon mal sexuelle Angebote von Frauen und Fans bekommen?

Ja, das gibt es. Ich habe zum Beispiel mal ein Foto von einer Frau auf Facebook zugeschickt bekommen, die sich B-Case auf die Brüste geschrieben hatte. Das bisher krasseste Erlebnis mit Fans hatte aber keinen sexuellen Hintergrund. Ein Mädchen aus Hamburg ließ sich meine Unterschrift auf den Rücken tätowieren, das hat mich schon sehr überrascht.

Wie stellst Du dir Deine Zukunft vor?

Ich versuche, kleine Schritte immer weiter nach oben zu machen. Wenn es so weiter geht wie jetzt, Clubshows am Wochenende und produzieren unter der Woche, dann wäre das super. Zu große Ziele möchte ich mir nicht setzen, dann ist man im Nachhinein nur enttäuscht, wenn man diese doch nicht erreichen kann.

Was sind Deine Projekte in nächster Zeit?

Am 4. September erscheint das neue Album „VI“ von Sido, da habe ich auch einen Song produziert, es war für mich ein großer Traum, für ihn zu produzieren. Dann hab ich mich mal wieder in der Filmmusikszene bewegt. Für den Film „Macho Man“ mit Christian Ulmen habe ich einen Soundtrack geschrieben und für „ Fack ju Göhte 2“. Es gibt zwar noch kein Releasedatum, aber mit Kollegah habe ich wieder zusammengearbeitet. Für George Boateng, bekannt unter BTNG (Bruder von Jérôme Boateng und Kevin-Prince Boateng), habe ich acht Songs produziert. Das Album erscheint auch bald. Für das Theaterstück in Augsburg habe ich auch Beats gemacht, von Berlin hat das Augsburger Theater einen Auftrag bekommen, sie führen ein riesen Theaterstück auf, gemixt mit HipHop und Texten, welches in ganz Deutschland aufgeführt wird.  Vielen Dank für das interessante Gespräch. Das Interview führte Katharina Isele.