»Ja« zum neuen Stadtpark Kempten

Realisierungsphase startet August 2018, Änderungen vorbehalten

Kempten…Niemand empfindet den Stadtpark Kempten als einen Ort hoher Aufenthaltsqualität. Während in anderen Städten Grünanlagen von Bürgern für allerlei Aktivitäten in Beschlag genommen werden, reduziert sich die Funktion des Stadtparks Kempten auf ein Schatten spendendes Blätterdach während der Allgäuer Festwoche. Ganzjährlich bevölkern Heerscharen von Saatkrähen den Kemptener Stadtpark und geben ihm in der Dämmerung den Charme eines Ortes an dem man mit dem Erscheinen von Untoten rechnet. So beeilen sich auch die meisten Passanten diesen zügig zu durchqueren. Das alles soll seit langem anders werden und der amtierende Oberbürgermeister Thomas Kiechle hat sich entschieden, dieses Projekt während seiner Amtszeit in Angriff zu nehmen.

Bürgerbefragung

So wurden bereits im Vorfeld 2015 Bürgerbefragungen während des Wochenmarktes und der Allgäuer Festwoche durchgeführt. Auf einem Entwurfsplan an den Infoständen zeichneten zahlreiche Besucher ihre Vorschläge, Wünsche und Ideen auf. Diese Ideen wurden vom Team des Stadtbauamtes aufgenommen, intern ausgewertet und in verschiedene Gestaltungsvarianten umgesetzt. Nach Vorlage bei den Gremien der Stadt wurden die Vorschläge öffentlich zur Diskussion gestellt.

Neue Ideen gefragt

Im November 2016, nachdem der Bürgerwille ausgewertet worden war, wurden seitens der Stadt die Rahmenbedingungen für einen Wettbewerb zur Gestaltung des Stadtparks beschlossen. Die Preisrichtervorbesprechung brachte allerdings eine weitreichende Veränderung im Verfahren mit sich: Bis dato war die Neugestaltung des Stadtparks ein Realisierungswettbewerb für die Stadtparkfläche, die nördliche Zumsteinwiese sowie die westliche Anbindung an die Salzstraße. Auf Empfehlung des Preisgerichtes, bestehend aus Stadtplanern, Landschaftsarchitekten, dem Oberbürgermeister, dem Stadtrat und dem Baureferat wurde der Realisierungswettbewerb um einen Ideenwettbewerb erweitert. Somit sollten auch Lösungen für die benachbarten Areale Linggpark, ZUM und Königsplatz gefunden werden. Zur gleichen Zeit trat Oberbürgermeister Thomas Kiechle mit einer neuen Idee zum Stadtpark an die Öffentlichkeit. Da der bisherige Standort der Stadtbibliothek in der Orangerie nicht zukunftsfähig sei, brachte der OB den Neubau einer Stadtbücherei auf der Zumsteinweise in unmittelbarer Nachbarschaft zum Stadtpark ins Gepräch. Das geplante Gebäude soll ein Pedant zum kürzlich fertiggestellten Sparkassengebäude darstellen. Gemeinsam mit diesem würde es eine Art Tor zum Hildegardplatz bilden und ein Schanier zwischen Stiftstadt und Freier Reichsstadt bilden. Geschätze Baukosten 15-20 Millionen Euro, 4-5 geschossiger Bau mit rund 1.000 Quadratmeter Grundfläche.

Wettbewerb läuft

Am 27.April 2017 wurde der offene städtebaulich-freiraumplanerische Ideen- und Realisierungswettbewerb ausgelobt und Mitte Oktober dieses Jahres entschied sich das Preisgericht unter dem Vorsitz der Landschaftsarchitektin und Städteplanerin Professorin Bü Prechter aus den 17 eingereichten Arbeiten für einen Entwurf eines Berliner Planungsbüros als 1. Platz. Hernach wurden alle 17 eingereichten Vorschläge für 2 Wochen zur öffentlichen Begutachtung im Alpin Museum ausgestellt. Die Stiftsstadtfreunde Kempten luden Anfang November 2017 neben Oberbürgermeister Thomas Kiechle, Baureferent Tim Koemstedt und den Leiter des Tiefabauamtes Markus Wiedemann auch Bürger/innen zu einer öffentlichen Debatte über die Ergebnisse des Ideen- und Realisierungswettbewerb ein.

Finale Beratung

Nun stand die Entscheidung zur Umsetzung des Gewinnerentwurfs des Berliner Planungsbüros zur Umgestaltung des Stadtparks im Kemptener Stadtrat zur Abstimmung an. Nach einem Vortrag der Juryvorsitzenden Frau Professor Bü Prechter, die den Gewinnerentwurf als „heiter" und aus „einem Guss" lobte, hatten die Stadträte noch einmal Gelegenheit Lob und Tadel zu äußern. Andreas Kibler von der CSU sah keine Lösung des Krähenproblems im Entwurf und betonte: „Wenn dieses Problem nicht gelöst wird, ist das Geld zur Umgestaltung verschwendet." Sein Fraktionskollege Erwin Hagenmaier pflichtete Kibler bei: „Der jetztige Realisierungsplan enthält noch so manche Knackpunkte und so einfach wie beschrieben, wird die Umsetzung nicht funktionieren." Daher schlug Hagenmaier eine weitere vertiefte Beschäftigung mit dem Realisierungsplan vor. Auch Lothar Köster von der SPD mahnte: „Wir beschließen etwas, das 50 Jahre Bestand haben soll." Köster zeigte sich wie Teile der Kemptener Bevölkerung nicht glücklich über den geplanten Neubau der Stadtbibliothek an der Zumsteinwiese. Er tendiere an dieser Stelle zu weniger voluminöser Bebauung und schlug vor an selber Stelle eine neues Gebäude für die Tourist Information und den Messe & Veranstaltungsservice zu schaffen. Fraktionskollegin Regina Liebhaber sprach sich für eine zeitnahe Umsetzung des Realisierungsplan aus und betrachtete das „Krähen-Problem" als weniger gravierend. Angeregt durch die Stadträte Alexander Hold, Freie Wähler, und Erwin Hagenmaier, CSU, könnte es bald zum Aufstellen eines Phantomgerüsts am geplanten Bauplatz der neuen Stadtbücherei kommen. „So könnten sich die Bürger ein Bild davon machen, ob sich der geplante Neubau in die Umgebung einfügt oder eher stört.", so die beiden Stadträte. Neben der angesprochen Umgestaltung zu einem lichteren Stadtpark werden weitere Punkte in der ersten Realsisierungsphase ab August 2018 umgesetzt: Wegfall der Straße „Am Stadtpark" mit 39 Parkplätzen, Abriss der Schwagwiesschule mit Neubau eines langezogenen Neubaus und Ausweitung der Überdachung der ZUM.

Beschlusslage

Zu später Stunde wurde im Kemptener Rathaus mit nur wenigen Gegenstimmen folgender Beschluss gefasst:
„Der Stadtrat folgt den Empfehlungen des Preisgerichts und beschließt die Weiterentwicklung der Gestaltungsidee des 1. Preisträgers für den Realisierungsteil. Darüber hinaus beauftragt der Stadtrat die Verwaltung, die Ansätze aus dem städtebaulichen Ideenteil unter Berücksichtigung der benannten Kritikpunkte des Preisgerichts vertiefend zu untersuchen bzw. zu bearbeiten.
Der Verwaltung wird zudem aufgegeben, die Möglichkeit einer gemeinsamen Tiefgarageneinfahrt von der Salzstraße her für die drei Tiefgaragen an der Salzstraße „Am Stadtpark“ zu untersuchen und nach Möglichkeit einzuarbeiten."