Muss Deutschland Polen beim Gas aushelfen?

Nachbarland kämpft nach geplatzten Verträgen

Es schien, als wäre Polen bei der Energieversorgung längst nicht mehr abhängig von Russland – doch jetzt zeigt sich, dass die dortige Strategie wohl gescheitert ist. Muss Deutschland seinem Nachbarn im Osten nun zu Hilfe kommen?

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Bild: stock.adobe / littlewolf1989
Zunächst war Polen ein Vorreiter gewesen: Das Land weigerte sich, russisches Gas in Rubel zu bezahlen, woraufhin der russische Staatskonzern Gazprom es als erstes Land in der EU von der Gasversorgung abschnitt. Doch Polen hatte vorgesorgt und schon im Jahr 2015 angefangen, eine neue Gaspipeline nach Norwegen zu bauen – die Baltic Pipe. Sie sollte Flüssiggas (LNG) liefern und diesen Oktober eröffnen. Damit wäre der Großteil des Energiebedarfs der rund 38 Millionen Einwohner abgedeckt gewesen, doch nun wird die Pipeline vorerst leer bleiben. Der Grund: Der polnische Energiekonzern PNG hat die dafür nötigen Gasmengen bislang nicht einkaufen können.

Geplatzte Gaslieferverträge

Wegen einer Mischung aus geplatzten Verträgen, fehlenden Absprachen und technischen Verzögerungen hat sich die Situation also komplett gedreht. Weil Polen auf die Schnelle keinen alternativen Plan in der Schublade hat, liegt nun nahe, dass die Nachbarn einspringen – also auch Deutschland? Zwar setzt Polen zusätzlich auf den Ölhafen bei Danzig und die Förderländer Saudi-Arabien, Nigeria und Kasachstan, das dürfte für den Moment allerdings nicht ausreichen. Aber auch die Bundesrepublik kämpft weiterhin um den Füllstand der Gasspeicher und um neue Lieferquellen.

Preise am Markt steigen weiter

Indirekt ist Deutschland ohnehin von Polens Situation betroffen, da wegen der Knappheit an den Märkten die Preise für die zusätzlichen Liefermengen enorm hoch sind. Doch etwas Hoffnung gibt es auch für Polen, denn im Oktober ist die Aufnahme des Betriebs einer neuen Gaspipeline-Verbindung in Zusammenarbeit mit der Slowakei geplant: So soll das Land nun auch im Süden Zugang zu Erdgas aus Nordafrika (u. a. Algerien) erhalten. Das dürfte hoffentlich für etwas Entspannung bei möglichen Hilfsanfragen an andere Länder wie Deutschland sorgen.