Wirtschaftsmacher Interview mit Holger Sanwald: Vorstandsvorsitzender des 1. FC Heidenheim 1846 e.V.
"Wir blicken optimistisch in die Zukunft!"
Holger Sanwald ist fest mit dem 1.FC Heidenheim und dessen direktem Mutterverein, dem Heidenheimer Sportbund, verbunden. Bereits im Alter von 13 Jahren startete er dort als Spieler der C-Jugend und verbrachte die ersten Jahre dort bis zu A-Jugend. Nach einem 1-jährigen Abstecher zum FC Oberkochen kehrte er zurück zum hsb und spielte dort in der zweiten Mannschaft, da er einem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Augsburg den Vorrang gab. Ab der Saison 1992/93 spielte er abwechselnd in der ersten und in der zweiten Mannschaft. Im Jahr 1995 übernahm der Diplom-Ökonom mit Prädikatsexamen die Leitung der Abteilung Fußball beim Heidenheimer Sportbund und legte damit den Grundstein für seine beispiellose Karriere. TRENDYone traf den 58-jährigen Sportfunktionär zu einem Interview...
Es ist inzwischen über 30 Jahre her, dass ich die damalige Abteilungsleitung Fußball, des Heidenheimer Sportbunds übernahm. Im Jahr 1995 als reines Ehrenamt. Ich war damals für die PAUL HARTMANN AG, heute noch FCH Premiumsponsor, hauptberuflich als als Sales Manager tätig. Wir spielten in der Landesliga, machten einen Umsatz von 80.000 DM und hatten im Schnitt 150 Zuschauer.
Wie sieht das im Vergleich zu heute aus?
Heute machen wir als 1. FC Heidenheim 1846 einen Umsatz von rund 80 Millionen Euro, beschäftigen 150 Leute in Vollzeit und insgesamt über 600 Personen. Wir haben in unserem Stadion 15.000 Plätze und sind in Bundesliga- und DFB-Pokal-Partien ausverkauft. Mit dem Aufstieg in die 3. Liga 2009 begannen wir mit dem Umbau des Albstadions zur modernen Voith-Arena. Wir haben im Laufe der Jahre rund 45 Millionen Euro in unsere Spielstätte investiert und später noch einmal 8 Millionen Euro, als wir den Sparkassen-Business-Club erneut erweiterten (auf heute 2.000 Plätze) und unsere Geschäftsstelle sowie einen eigenen Profi-Trainingsplatz gebaut haben. Ein nächster Ausbau der Voith-Arena, mit einem zusätzlichen Oberrang auf drei Seiten des Spielfelds, ist geplant, die ersten Baumaßnahmen sollen 2027 beginnen. Wir wollen dann eine Kapazität von 25.000 Zuschauern haben und somit auch so viele Sitzplätze, wie es die Bundesliga von uns fordert. Aktuell spielen wir mit einer Ausnahmegenehmigung für unser Stadion.
Ab wann wurden Sie auch beruflich zum Fußball-Manager?
Im Jahr 2007 spaltete sich die Fußballabteilung des hsb ab und wurde zum heutigen 1. FC Heidenheim 1846. Ich wurde zum geschäftsführenden Präsidiumsmitglied. Die Entscheidung, dieser Berufung zu folgen, wurde mir dadurch erleichtert, dass ich die Möglichkeit bekam, meinen Vollzeitjob bei der EnBW OdR AG in Ellwangen, ebenfalls heute Sponsor, zunächst in einen Teilzeitjob zu wandeln. Das brachte mir die Sicherheit, meinen Lebensunterhalt weiterhin stabil gestalten zu können. Mit unserem Aufstieg in die Regionalliga 2008 musste ich mich dann aber entscheiden. Zwei Jobs parallel, das war keine Dauerlösung. Ich habe mich dann für den Fußball entschieden, was schon mein ganzes Leben meine große Leidenschaft war.
Mittlerweile sind Sie Vorstandsvorsitzender des FCH…
Ja, im Jahr 2017 gab es eine Strukturänderung im Verein, damit wurde ich auch Vorstandsvorsitzender des FCH. Gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen Petra Saretz und Gerrit Floruß sind wir in diesem Gremium verantwortlich für das operative Geschäft. Ebenfalls seit 2017 bin ich, als ein Vertreter des DFL e.V., auch Mitglied im Vorstand des Deutschen-Fußball-Bundes.
Man kann kaum einen deutlicheren Weg vom Hobby zum Beruf haben als Sie, was machen Sie in der Zeit, in der es nicht um den 1. FC Heidenheim geht?
(lacht) Ich sehe mir Fußballspiele an. Ja wirklich, in einer Länderspielpause, wie jetzt gerade, sehe ich mir auch beispielsweise mal die Regionalliga an, der Fußball macht mir einfach Spaß. Ich reise aber auch sehr gerne, ich war schon in so vielen Ländern auf der Welt, das erweitert den persönlichen Blickwinkel. Was mich noch sehr interessiert, ist Geschichte. Zu verfolgen, wie sich Dinge im Laufe der Zeit gesellschaftlich entwickeln, gefällt mir sehr.
Sind Sie verheiratet, hat Fußball öfter schon zu Unstimmigkeiten geführt?
(schmunzelt) Oh ja, immer wieder. Meine Frau teilt meine Leidenschaft nicht in dem Maße, wie ich den Fußball liebe. Den mit Abstand größten Teil meiner freien Zeit verbringe ich deshalb am liebsten mit meiner Familie. Meine Tochter wird im kommenden Frühjahr sieben Jahre alt.
Was sagt Ihr Blick in die Zukunft?
Wir stehen nach 10 Bundesliga-Spieltagen auf dem letzten Tabellenplatz und sehen trotzdem optimistisch in die Zukunft. Wir haben gegen viele der stärksten Mannschaften bereits gespielt - Teams, gegen die wir nicht mit Siegen rechnen konnten. Jetzt warten in den nächsten Wochen vor allem Gegner, mit denen wir uns eher auf Augenhöhe befinden. Wir werden um die Punkte kämpfen, die wir für den Klassenerhalt am Saisonende benötigen!
Ist denn eine Verstärkung der Mannschaft mit dem nächsten Transferfenster wahrscheinlich?
Wenn sich die Gelegenheit ergibt, werden wir den Kader im Winter personell verstärken. Aber wir bleiben auch auf dem Boden der Tatsachen, wir verfallen jetzt, in einer fraglos herausfordernden Situation, nicht in Panik. Gleichzeitig werden wir bei Siegen nicht in Euphorie verfallen. Wir wissen, wie schwer es für uns jedes Jahr in der Bundesliga ist, um zu bestehen. Aber diese Herausforderungen nehmen wir gerne an – das ist Teil unserer FCH DNA!




