Wirtschaftsmacher Interview mit Lisa Thaler: Geschäftsführerin Andreas Thaler GmbH & Co. KG

„Nachhaltigkeit ist für uns gelebter Alltag."

Das Kieswerk Thaler blickt auf eine lange Geschichte zurück – geprägt von Pioniergeist, harter Arbeit und tief verwurzelter Regionalität. Heute steht Lisa Thaler gemeinsam mit ihrem Vater Andreas Thaler an der Spitze des Unternehmens und bringt frischen Wind in die Branche – mit Nachhaltigkeit, Teamgeist und Innovationsfreude. Im Interview spricht sie über ihre Rolle als Unternehmerin, familiäre Verantwortung und die Herausforderungen einer sich wandelnden Bauwirtschaft.

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Bild: Andreas Thaler GmbH & Co. KG
TRENDYone: Wie ist Ihre persönliche Verbindung zur Firma entstanden – und war für Sie immer klar, dass Sie eines Tages die Nachfolge antreten würden?
Lisa Thaler: „Ganz ehrlich, nein. Ich habe zwar meine Jugend quasi im Unternehmen verbracht – sei es an der Waage oder im Sortierhaus in den Ferien – aber nach dem Abitur habe ich bewusst erst einmal Abstand gesucht. Ich habe BWL studiert, bin dann aber doch bei der Architektur gelandet. Der Gedanke, in die Firma einzusteigen, war immer irgendwo im Hinterkopf, aber nicht zwingend. Erst als meine Oma verstarb, wurde es konkret. Mein Vater und ich haben entschieden, die Firma gemeinsam sieben Jahre weiterzuführen. Eine Art Testlauf – doch aus dem „Test“ ist längst Berufung geworden.“

Wie hat sich das Unternehmen unter Ihrer Leitung verändert – besonders im Hinblick auf die Verbindung von Tradition und Innovation?
„Unser Fundament ist die Familie – und diese familiäre Haltung zieht sich bis zu unseren Mitarbeitern durch. Viele Kolleginnen und Kollegen sind seit Jahrzehnten bei uns, einige arbeiten in zweiter Generation hier. Gleichzeitig haben wir viel verändert: Das Recycling ist heute ein gleichwertiger Bereich neben dem Kieswerk, und wir setzen stark auf moderne Technik, Nachhaltigkeit und Prozessoptimierung. Mein Vater hat schon früh die Weichen gestellt – zum Beispiel mit dem Aufbau der Recyclinganlage in den 90ern. Ich sehe meine Aufgabe darin, diese Entwicklung weiterzutragen, aber auch neue Impulse zu setzen.“

Inwiefern ist Nachhaltigkeit für Sie mehr als nur ein Schlagwort?
„Nachhaltigkeit ist für uns gelebter Alltag. Ein Beispiel: Unsere neue Wasseraufbereitungsanlage reduziert den Wasserverbrauch um 80 Prozent. Außerdem rekultivieren wir unsere Abbauflächen konsequent – mit Blühwiesen, Streuobst und Lebensräumen für Tiere wie Uferschwalben. Wir arbeiten eng mit dem Landesverband für Vogelschutz zusammen, unsere Gruben unterliegen strengsten Auflagen. Ich glaube, viele Menschen wissen gar nicht, wie kontrolliert und nachhaltig Kiesabbau heute sein kann. Und es ist für uns selbstverständlich, dass wir natürliche Ressourcen nur dort einsetzen, wo es wirklich notwendig ist – Recycling ist keine Option, sondern Pflicht.“

Was unterscheidet Ihre Firma von anderen Betrieben in Ihrer Branche – gerade auch im Hinblick auf Ihren Führungsstil und die Belegschaft?
„Ich glaube, dass bei uns die Werte nicht nur auf einem Plakat an der Wand hängen. Wir leben sie. Unsere Belegschaft ist sehr bunt – wir haben Mitarbeitende mit unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen. Viele sind seit Jahrzehnten hier. Und wir führen sehr persönlich, mit flachen Hierarchien und direktem Austausch. Ich kenne alle Mitarbeitenden beim Namen. Was mich besonders stolz macht: Das Betriebsklima ist so gut, dass viele gar nicht mehr wegwollen – nicht, weil sie nicht könnten, sondern weil sie wollen.“

Sie führen als Frau ein Unternehmen in einer klassischen Männerdomäne. Hat das jemals eine Rolle gespielt?
„Für mich persönlich war das nie ein Thema. Vielleicht auch, weil meine Oma schon in den 90ern das Unternehmen geführt hat. Ich bin damit aufgewachsen, dass Frauen selbstverständlich in Verantwortung sind. Natürlich gibt es in der Branche Vorurteile – aber ich sehe immer mehr Frauen, die heute in Familienunternehmen nachrücken. Es ist ein Wandel spürbar, den ich sehr begrüße. Was ich mir wünsche, ist weniger Fokus auf das „Frau oder Mann“, sondern mehr auf Kompetenz und Haltung.“

Wie gehen Sie mit der Verantwortung um, die auf Ihnen lastet – gerade mit Blick auf die nächsten Jahre und die Übergabe von Ihrem Vater?
„Die Verantwortung ist groß. Es hängen 45 Mitarbeitende an der Firma – und damit auch deren Familien. Mein Vater hat angekündigt, 2030 in den Ruhestand zu gehen. Das bedeutet für uns, dass wir jetzt Strukturen schaffen, die auch ohne ihn funktionieren. Ich habe zwei starke Betriebsleiter an meiner Seite – und wir entwickeln gemeinsam unseren Weg. Ich weiß: Ich werde nicht alles alleine machen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir diesen Übergang meistern – mit Respekt vor dem, was war, und Offenheit für das, was kommt.“

Was gibt Ihnen persönlich Energie – abseits des Berufs?
„Ganz klar: Kochen. Ich liebe es, in meiner Küche zu stehen, Musik zu hören und zu experimentieren. Ich habe über 800 Kochbücher und gehe darin richtig auf. Kochen ist für mich wie eine kleine Auszeit vom Alltag – vielleicht auch deshalb, weil ich da wieder gestalten kann, kreativ bin, wie früher in der Architektur. Ich träume davon, irgendwann auch im Unternehmen eine kleine Küche zu haben, um gesunde Mahlzeiten gemeinsam zuzubereiten. Denn Essen verbindet – genau wie gute Gespräche.“