30 Jahre Riegele Honky Tonk Festival – Wenn Augsburg klingt, tanzt und lacht

Eine ganze Stadt feiert die Musik – und sich selbst

Es ist eine dieser Nächte, die man nicht so schnell vergisst: Wenn die Temperaturen sinken, aber die Herzen warm sind. Wenn Musik aus allen Richtungen erklingt, Menschen lachend durch die Altstadt ziehen und Augsburg für eine Nacht zu einer großen Bühne wird. Am 8. November feierte das Riegele Honky Tonk Festival sein 30-jähriges Jubiläum – und verwandelte die Stadt in eine pulsierende Klanglandschaft.

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30 Jahre Riegele Honky Tonk FestivalBild: Nina Königs
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Die Tickets werden gegen die beliebten Festivalbändchen eingetauscht
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Stimmungsvoller Beginn mit Lagerfeuer
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Lagerfeuerromantik beim Riegele
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Der erste Glühwein des Jahres
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Stickersammler
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Die ersten Sticker werden direkt getauscht
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Überall werden Pläne studiert und geschmiedet
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Vor 20Uhr bereits volles Haus in der Soho Stage
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Die Gitarre wartet auf ihren Einsatz
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Auch die Bars füllen sich
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Und die ersten Drinks gehen über die Theke
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Ordentlich Stimmung im Thorbräu Keller
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Ein Junggesellenabschied im Murphys Law
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Irish Folk
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Murphys Law
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Kurz nach 20Uhr findet man schon kaum noch einen Sitzplatz, aber man will ja eh lieber tanzen
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"Wo geht's als nächstes hin?" fragen sich in der Nacht viele - kein Wunder bei der Auswahl
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Und immer wieder entdeckt man musikalische Perlen
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Und sympathische Mitarbeiter hinter der Theke
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Bei Bob's in der Maxstraße wird ordentlich gerockt
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Die ersten vollen Stickerhefte
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Beste Aussicht von oben
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Im Mo Club wird bis tief in die Nacht gefeiert
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Für manche endet hier die Nacht, doch viele ziehen in die Clubs weiter

Seit drei Jahrzehnten steht das Honky Tonk für eines: Livemusik, Begegnungen und das Gefühl, gemeinsam zu feiern. 31 Locations, 33 Acts, unzählige Genres – vom bluesigen Kneipen-Sound bis zum treibenden Clubbeat. Ob gemütliches Wirtshaus, edle Bar oder kultiger Club – überall lag diese besondere Magie in der Luft, die nur Musik schaffen kann.

Ein Abend voller Klang, Lichter und Lächeln

Los ging’s, wie so oft, im Riegele Wirtshaus, wo das Lagerfeuer flackerte und der Duft von Hopfen und frisch gebackenen Brezen in der Luft lag. Zwischen Lichterketten und dampfenden Bechern mit dem ersten Glühwein des Jahres sang Moert Klassiker von Johnny Cash, Pink Floyd und Bob Dylan – ehrlich, handgemacht, gefühlvoll. Die Besucher saßen dicht an dicht, wippten im Takt, lachten, prosteten sich zu.

Nebenbei wurden schon fleißig Sticker getauscht, denn das legendäre Ritual darf natürlich nicht fehlen: Wer fünf verschiedene Bands besucht, erhält in der Riegele BrauWelt einen Kasten Freibier. Eine Tradition, die längst fester Bestandteil des Honky Tonk-Gefühls ist.

„Ich kenn hier niemanden – und nach fünf Minuten hab ich schon drei neue Freunde“, lacht Lisa (27) aus Stadtbergen, die zum ersten Mal dabei ist. „Man kommt allein – und geht gemeinsam weiter. Das ist Honky Tonk!“

Von Volksbeat bis Funk – Musik für jede Seele

Ein kurzer Fußweg führt zur Soho Stage, wo KAPOTAKI mit bayerischer Volksmusik, Balkan-Brass und Gypsy-Jazz die Stimmung zum Überkochen bringt. Menschen tanzen auf Stühlen, andere klatschen im Takt, und die Energie ist greifbar. Es ist laut, wild, echt – genau so, wie Augsburg klingt, wenn es feiert.

Wenige Straßen weiter im Thorbräukeller rocken Die Grumpys mit Frontfrau Heather aus Kalifornien die Bühne. Ihre Stimme füllt den Raum, die Menge tanzt – und spätestens bei „Sweet Child o’ Mine“ singt der ganze Saal. „Heather hat Feuer“, ruft Sascha (33) aus Pfersee, während er grinsend sein Bier hebt. „So was fehlt sonst – hier spürt man jeden Ton!“

In der Altstadt geht’s im La Bohème funkig zu. Funky Homer mischt Jazz mit groovigem Funk, und die Stimmung kippt Richtung ausgelassen. Draußen dampft die kalte Luft, drinnen flirrt sie vor Energie.

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Nebenan im L’incontro verzaubern The Little Buttons das Publikum mit Soul und Popklassikern – sanft, emotional, mit einer Intimität, die selbst den Trubel der Stadt kurz vergessen lässt.

„Ich hab hier gerade mit einer völlig fremden Frau einen Song von Adele mitgesungen – und wir haben uns einfach umarmt“, erzählt Thomas (46) aus Gersthofen. „Das passiert sonst nie – aber heute passt’s einfach.“

Wo Rhythmen wärmen und Nächte tanzen lernen

Und wer dann immer noch Energie hat, landet im Vatra Brasov: Dort tobt das pure Leben. Karibik Tropical bringt Salsa, Merengue, Mambo – und mit ihnen die Sonne in die Novembernacht. Die Tanzfläche bebt, Schweißperlen glitzern im Licht, und Paare drehen sich lachend im Kreis.

„Hier vergisst du einfach die Zeit“, meint Isabel (25) aus Augsburg, während sie zwischen zwei Tänzen durchatmet. „Honky Tonk ist wie Urlaub – mitten in der Stadt.“

Gleichzeitig rockt im Mo Club die Band Switch mit Partycovern und Indie-Klassikern die Bühne – das Publikum singt, springt, tanzt. Als später DJ Teddy übernimmt, verwandelt sich die Nacht in eine einzige große Feier. Von „Layla“ bis „Don’t Stop Believin’“ – jeder Song ein Volltreffer. Die Menge tobt, das Leben vibriert.

30 Jahre Musik, Begegnung und Augsburger Lebensgefühl

Das Honky Tonk Festival ist längst mehr als ein Musikabend – es ist ein Stück Stadtgeschichte. Seit 1995 verwandelt es Augsburg Jahr für Jahr in eine Bühne für Künstler, Träumer und Nachtschwärmer. Was als Kneipennacht begann, ist heute ein Kulturereignis, das Generationen verbindet.

Hier treffen sich die, die damals bei den ersten Ausgaben dabei waren, mit jungen Leuten, die gerade ihre ersten Festivalaufkleber sammeln. Hier tanzen Banker neben Studierenden, Familien neben Musikern, Fremde neben Freunden.

In diesem Jahr gab es einen ganz besonderen Grund zu feiern: 30 Jahre Riegele Honky Tonk Festival – 30 Jahre Musik, Begegnungen und Lebensfreude.

Von handgemachtem Folk über elektrischen Rock bis zu karibischen Klängen und modernen DJ-Beats zeigte das Festival einmal mehr, dass Augsburg eine lebendige, offene und musikalische Stadt ist.

Und mittendrin: das Riegele Wirtshaus, wo alles begann – wo Musik, Menschen und Bier zu einem Gefühl verschmelzen, das man nicht beschreiben kann, sondern erleben muss.

Fazit: Eine Stadt im Einklang

Als gegen halb vier Uhr morgens die letzten Gäste aus den Clubs strömen, kleben Sticker auf Jacken, in Taschen und auf Bierdeckeln. Es riecht nach kaltem Rauch, Bier und Glück. Fremde verabschieden sich wie alte Freunde, ein paar tanzen immer noch auf der Straße.

Das 30. Honky Tonk Festival war nicht nur ein Jubiläum – es war ein Bekenntnis zur Musik, zur Gemeinschaft und zu Augsburg selbst.

Oder wie es Jonas (37) aus Lechhausen am Ende treffend sagte, während über ihm die ersten Sonnenstrahlen auf das Pflaster fallen:

„Honky Tonk – das ist nicht einfach nur Musik. Das ist das Herz unserer Stadt – und heute hat’s besonders laut geschlagen.“