Aldi - Eine Erfolgsgeschichte
Aldi prägte die Preisstruktur maßgeblich, in keinem anderen europäischen Land sind die Lebensmittelkosten im Verhältnis zum Einkommen so niedrig wie in Deutschland. Über 90 % der deutschen Bevölkerung war schon einmal Kunde bei Aldi. Doch wer steht eigentlich hinter dieser beeindruckenden Erfolgsgeschichte die ihresgleichen sucht?
Die Albrecht-Brüder
Zahlreiche Umfragen beschäftigten sich bereits mit Aldi und dem Kaufverhalten der Deutschen, heraus kam: Über 90% der deutschen Bevölkerung war schon einmal bei Aldi Kunde. Doch über die beiden Gründer, die Albrecht-Brüder, waren neben wenigen Fotografien nur schwammige Details aus dem Privatleben der Albrechts bekannt. Bis zum Sommer 2014. Dann erhielt der Journalist Mathias Müller von Blumencron einen Anruf von Karl Albrecht, der anbot seine Lebensgeschichte zu erzählen. Eine einmalige Gelegenheit, die endlich mehr Einblicke in eine Erfolgsgeschichte bot, die weltweit Ihresgleichen sucht.
Sparen war das Lebensmotto der beiden Brüder
Versuchte man etwas über einen der reichsten Menschen der Welt herauszufinden, stieß man schnell auf eine Mauer des Schweigens. Gutes Beispiel dafür: Im Jahr 2010 meldeten mehrere Zeitungen, dass Karl Albrecht „90 Jahre alt geworden sein soll“. Die Wortwahl irritierte, ist das Geburtsdatum eines so erfolgreichen Unternehmers denn wirklich solch ein Geheimnis? Zwischenzeitlich lässt sich auf Wikipedia zwar ein eher übersichtlicher Artikel zu beiden Brüdern nachlesen, doch es gibt nach wie vor sehr wenige Informationen.
Viele Journalisten versuchten bereits ihr Glück, scheiterten dann aber bei
der Auskunftsfreude von Bürgermeistern, Einwohnermeldeämtern, Nachbarn und Freunden. Nur wenige langjährige Mitarbeiter erlebten die beiden Brüder live, doch auch sie erzählten nur sehr sparsam von dem Erlebten. So berichtet Eberhart Fedtke, ehemaliger Manager bei Aldi, davon, dass er sich nicht daran erinnern könne, Theo Albrecht einmal befreit hätte lachen gesehen. Der ganze Tag drehte sich um Umsätze, Gewinne, Kostenreduzierungen. Sogar auf der Toilette, bei der Benutzung eines automatischen Händetrockners, bemängelte einer der Brüder den Nachlauf der Luft von ca. drei Sekunden und wies Fedtke an, sich um die Behebung dieser Verschwendung zu kümmern. Auch Dieter Brandes, ebenfalls ehemals in der Management-Riege, findet auf die Frage, über was sich Theo in der Vergangenheit gefreut hätte, keine Antwort. Es ging nur um Erfolg. Die Brüder Karl und Theo Albrecht lebten zurückgezogen, scheuten die Öffentlichkeit und große Feste. Zu seinem 90. Geburtstag richtete Karl Albrecht angeblich nur drei Sätze an die geladenen Gäste: „Ich wollte gar nicht, dass ihr alle kommt. Ich habe Hunger. Ich gehe bald wieder nach Hause.“ Beide Brüder pflegten außerdem nicht allzu häufige Hobbys, so sammelte Theo Schreibmaschinen, Karl züchtete Orchideen. Zählt man die Guthaben beider Brüder zusammen, die zwischenzeitlich beide verstorben sind (Theo 2010, Karl 2014) entsteht das wohl größte Vermögen der Welt, sogar Bill Gates kommt nicht an diesen Reichtum heran.
Kindheit und Nachkriegszeit prägte die beiden Brüder immens
Die Erfolgsgeschichte des Discounters begann bereits 1913, damals noch unter dem Namen „Albrecht“. Der Vater von Karl und Theo, damals noch kinderlos und eigentlich gelernter Bäcker, eröffnete mit seiner Frau Anna in Essen-Schonnebeck einen Tante-Emma-Laden. Wein wurde hier aus Fässern in Flaschen abgefüllt, Mehl und Zucker wurde direkt aus den Säcken verkauft, an Selbstbedienung war damals noch nicht zu denken. 1920 und 1922 wurden dann die Brüder geboren, die von klein auf im Laden der Eltern mit anpackten. Die beiden Jungen wurden seit jeher zum Sparen angehalten, im Hause Albrecht wurde immer knapp und genau kalkuliert. Besonders die Zwanziger und Dreißiger Jahre waren hart, die Weltwirtschaftskrise beutelte auch Essen und seine Bewohner, viele Kunden konnten lediglich anschreiben lassen und hinterlegten Schuldscheine.
Die beiden Söhne wurden regelmäßig zum Eintreiben der Schulden losgeschickt und lernten hier vermutlich fürs Leben. Schnell registrierten sie, dass andere Familien mit ähnlichen Geschäften und zwei, drei Filialen, mehr Macht am Markt besaßen und die Preise steuerten. Diesen Weg wollten und sollten die Brüder also einschlagen. Doch bevor sie sich darum kümmern konnten, mussten Karl und Theo ab dem Jahr 1941 in den Krieg ziehen. Karl wurde in Russland schwer verwundet und überlebte dies nur knapp, Theo wurde in Afrika in einem Versorgungslager eingesetzt. Nach ihrer Rückkehr übernahmen die Söhne in der Nachkriegszeit, im Jahr 1946, den elterlichen Betrieb und gründeten die Albrecht KG. Sie krempelten das System um, minimierten die Sortimentsbreite und boten Grundnahrungsmittel zu unschlagbaren Preisen an. Schon zehn Jahre später war eine deutliche Expansion zu verzeichnen, über 100 Läden wurden eröffnet, alle in Nordrhein-Westfalen. Mit dem Erfolg kam auch der finanzielle Segen und so beschloss die Familie von Essen-Schonebeck nach Essen-Bredeney, ins damalige „Reichenviertel“ umzuziehen. Schon damals lebten sie zurückgezogen, hatten nur wenig Kontakt zu den Nachbarn.
Die beiden Söhne wurden regelmäßig zum Eintreiben der Schulden losgeschickt und lernten hier vermutlich fürs Leben. Schnell registrierten sie, dass andere Familien mit ähnlichen Geschäften und zwei, drei Filialen, mehr Macht am Markt besaßen und die Preise steuerten. Diesen Weg wollten und sollten die Brüder also einschlagen. Doch bevor sie sich darum kümmern konnten, mussten Karl und Theo ab dem Jahr 1941 in den Krieg ziehen. Karl wurde in Russland schwer verwundet und überlebte dies nur knapp, Theo wurde in Afrika in einem Versorgungslager eingesetzt. Nach ihrer Rückkehr übernahmen die Söhne in der Nachkriegszeit, im Jahr 1946, den elterlichen Betrieb und gründeten die Albrecht KG. Sie krempelten das System um, minimierten die Sortimentsbreite und boten Grundnahrungsmittel zu unschlagbaren Preisen an. Schon zehn Jahre später war eine deutliche Expansion zu verzeichnen, über 100 Läden wurden eröffnet, alle in Nordrhein-Westfalen. Mit dem Erfolg kam auch der finanzielle Segen und so beschloss die Familie von Essen-Schonebeck nach Essen-Bredeney, ins damalige „Reichenviertel“ umzuziehen. Schon damals lebten sie zurückgezogen, hatten nur wenig Kontakt zu den Nachbarn.
Teilung des Konzerns in Nord und Süd führte zu Veränderungen
1962 entschlossen die Brüder das Unternehmen zu teilen und splitteten die Filialen regional in Nord und Süd. Von ehemals acht Verkäuferinnen pro Laden wurde auf zwei Angestellte an der Kasse reduziert, das Konzept hieß ab sofort minimale Ladenausstattung und Selbstbedienung. Aus Albrecht Lebensmittel wurde ALDI, die Kurzform für Albrecht Discount. Die Mittelschicht blickte auf Kunden von ALDI herab, das dortige Einkaufen war laut besser betuchter Bürger nur etwas für Arme und Zuwanderer, die in den 60er Jahren in großen Massen nach Deutschland kamen. Doch es sollten auch neue Kundenkreise erschlossen werden, so wurden in einem Werbefilm aus dem Jahr 1967 Rentner vor die Kamera gelockt, die davon berichteten, dass man schließlich mit jedem Pfennig rechnen müsse und bei Albrecht bekäme man einfach mehr für sein Geld. Genau darum geht es bei Aldi: ums Sparen. Die oft aggressive Preisstrategie der Handelskette hatte und hat großen Einfluss auf die gesamte Marktsituation im Bereich Lebensmittel. Und auch privat lebten die beiden Brüder mit ihren Familien, beide waren verheiratet und hatten jeweils zwei Kinder, sparsam. Anzüge waren nicht maßgeschneidert, sondern kamen von der Stange, ihr Auftreten war eher unscheinbar als glamourös. Der sonntägliche Kirchgang zählte zu den festen Gewohnheiten der Familie und war außerbetrieblich nahezu die einzige Möglichkeit, den Geschwistern zu begegnen.
Spektakuläre Entführung sorgte für noch mehr Geheimniskrämerei
Trotz aller Bemühungen um Geheimhaltung drangen immer wieder Berichte über das Vermögen der Albrechts nach außen, dies rief auch Kriminelle auf den Plan. 1971 lauerten zwei Männer Theo Albrecht abends vor seinem Büro auf und entführten ihn. In Düsseldorf wurde Theo in einer Wohnung festgehalten, seine Familie wurde kontaktiert. Die Entführung sollte geheim gehalten werden, so vermeldete man in der Zentrale, dass Herr Albrecht krank sei. Das kam den Mitarbeitern merkwürdig vor, denn noch nie zuvor war ihr Chef auch nur einen Tag krank gewesen. Schnell sickerten mehr und mehr Informationen durch, auch die Presse bekam Wind von dem Verbrechen. Durch eine Zahlung von sieben Millionen Mark und einem Vorsprung von 24 Stunden wollten die Entführer ihre Geisel frei lassen, Theos Bruder Karl verhandelte selbst mit den beiden Männern. Der Essener Weihbischof übergab das Lösegeld und brachte die Geisel nach 17 Tagen wohlbehalten nach Hause. Auf Grund der ständigen Bedrängnis durch Journalisten entschied sich das Entführungsopfer für ein kurzes Interview, welches bis heute der erste und einzige Auftritt eines Albrecht-Bruders vor laufender Kamera bleiben sollte. In einem späteren Prozess wurden die beiden Geiselnehmer zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, die Hälfte des Lösegelds jedoch blieb unauffindbar. Selbst die Entführung nahm Karl Albrecht als Grund zum Sparen und wollte die verlorenen 3,5 Millionen Mark steuerlich geltend machen, scheiterte damit aber vor Gericht. Das traumatische Erlebnis bewog die Brüder dazu, sich noch mehr aus der Öffentlichkeit zurück zu ziehen. Auch die Mitarbeiter durften keine Auskünfte erteilen, die Geschäftszentralen besaßen keine Pressestellen.
Knapp 10.000 Filialen weltweit
Doch der Erfolg wurde dadurch nicht erschüttert, im Gegenteil. Ab den späten siebziger Jahren wollte Aldi auch Besserverdiener in die Läden locken, bot Lachs, guten Rotwein und andere Luxusartikel an. Die Rechnung ging auf. Neben Lebensmitteln wurden nun auch Nonfood-Artikel zu unschlagbaren Preisen beworben, Kleidung, Haushaltswaren, Computer. Lange Menschenschlangen bildeten sich bereits Stunden vor Markteröffnung vor den Discountern, manche Kunden zelteten bereits ab dem Vorabend vor den Eingangstüren. Zwischenzeitlich betreibt der Aldi-Konzern weltweit knapp 10.000 Filialen, ca. 4.200 davon in Deutschland. Aldi prägte die Preisstruktur maßgeblich, in keinem anderen europäischen Land sind die Lebensmittelkosten im Verhältnis zum Einkommen so niedrig wie in Deutschland. Kritische Stimmen sagen dem Unternehmen jedoch eine große Mitschuld an Problemen wie Massentierhaltung, Existenzängste von Milchbauern usw. nach, denn alles soll so kostengünstig wie möglich produziert werden, und das zu Lasten der Produzenten. Letztlich ist der Erfolg der Discounter jedoch nach wie vor ungebrochen, weshalb die Aldi-Brüder mit ihrem Lebenswerk auch weiterhin für jede Menge Staunen sorgen.