Arbeitsmodelle der Zukunft: So wird sich unsere Arbeitswelt verändern

Die Arbeitswelt wird immer flexibler und mobiler

auf einer Bank in einem Park sitzen und per Skype an einer Konferenz teilnehmen. Wunschvorstellung? Nicht mehr: Schon heute werden viele Besprechungen via Skype oder Telefon durchgeführt, doch künftig sollen es noch weit mehr davon werden. Führt die neue Unabhängigkeit aber auch dazu, dass sich Arbeitnehmer wohler fühlen und bessere Leistungen bringen? Wollen das die Arbeitgeber überhaupt?

Homeoffice gilt bei vielen Beschäftigten als großer Vorteil, doch einigen Arbeitgebern ist es auch ein Dorn im Auge. Sie befürchten fehlende Leistungen und mangelndes Engagement. Doch auch in den Räumen der Unternehmen selbst gibt es neue Entwicklungen. Experten sagen: Bald wird es kein eigenes Büro mehr geben. Und auch sture Arbeitszeiten fallen flach. Man kommt wann man will. Arbeitet heute im Garten, morgen am Gardasee und übermorgen im Café um die Ecke. Wir werden zu sogenannten Arbeitsnomaden. Vorbei auch die Zeit von Konferenzen in grellen, kalten Sälen. In den Bürowelten von Morgen sind spontane Treffen das Ziel und schaffen jede Menge Freiräume.

Das Büro der Zukunft: eine Lounge-Area

Trendforscher Sven Gábor Jánszky analysiert zusammen mit über 200 der wichtigsten deutschen Unternehmen jährlich die aktuellen Entwicklungen und konstruiert die künftigen Lebens- und Geschäftswelten für Europa in einem Jahrzehnt. „In der Schnittmenge sieht man dann relativ gut, was passieren wird“, so Jánszky. Das zukünftige Büro im Jahr 2020 sieht laut dem Trendforscher folgendermaßen aus: Es wird Mietbüros in den Wohngebieten geben. Die Menschen werden in einer Art Lounge-Area sitzen und arbeiten, vieles wird mit der Hand gesteuert. „Avatare“, die man sich als elektronische Assistenzsysteme vorstellen kann, werden zur Sekretärin. Und mit 60 Jahren ist übrigens noch lange nicht Schluss, von Ruhestand ist da keine Rede, Fachkräfte werden dann dringend benötigt. Es wird also mehr und mehr Treffpunkte geben, wo auch der Chef zusammen mit den Mitarbeitern einen Kaffee trinkt und man sich ganz locker und schnell austauschen kann – sei es privat oder auch geschäftlich.

Neue flexible Arbeitswelt

Der Arbeitswissenschaftler Dennis Stolze ist am Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation tätig und erforscht dort die Arbeitsumgebung in einer neuen und sehr flexiblen Arbeitswelt. Laut seiner Studie kann jeder zweite Befragte schon heute überwiegend selbst darüber bestimmen, wann er arbeitet. Allerdings können nur 40 Prozent der Befragten darüber entscheiden, wo sie arbeiten. Das ist es aber, was viele Mitarbeiter immer mehr stört: die Anwesenheitspflicht in einem Unternehmen. Es ist also Zeit umzudenken.

Das bedeutet aber auch, dass die Mitarbeiter erst wieder lernen müssen, was sie mit der neuen Freiheit anstellen: Sie müssen selbst bestimmen, wann sie ihre Arbeit erledigen. Laut der Studie fühlen sich die meisten mit dieser Möglichkeit aber wohler und sind motivierter, mehr zu leisten und eine bessere Arbeit abzuliefern. Alles dreht sich um die Work-Life-Balance, sie wird immer wichtiger. Dinge wie Stempeluhren und eine Anwesenheitspflicht sowie feste Arbeitszeiten gehören deshalb immer mehr der Vergangenheit an.

Die Arbeitswelt wird immer mobiler

Dank Smartphones und Tablets können wir überall arbeiten. Dies gilt aber nur für bestimmte Berufsgruppen, die überwiegend Bürotätigkeiten oder digitale Dienstleistungen ausführen. In der Produktion oder auch im Handwerk muss man nach wie vor noch an Ort und Stelle arbeiten.
Einsatzzeiten werden flexibler
Über das Smartphone kann man sich mit den Kollegen über die Einsatzzeiten abstimmen. Ist viel los, müssen möglichst viele kommen. Es wird nach Bedarf gearbeitet und zwar dann, wenn der Kunde ordert. Die Grenzen zwischen Arbeiten und Privatleben verwischen zunehmend, Sozialwissenschaftler warnen seit Jahren vor einer Entgrenzung der Arbeit. Auf Dauer mache es krank, jederzeit abrufbar zu sein. Schon heute gilt: In der Freizeit sollen keine dienstlichen E-Mails gelesen werden, auch nicht im Urlaub. Nicht allen Menschen gelingt aber dieser Spagat, die sich wandelnde neue Arbeitswelt schafft eine neue Arbeitskultur. Mehr Lebensqualität gewinnen also nur Arbeitsnomaden, die auch in der Freizeit abschalten können.

Ob wir die Arbeit als Angestellter eines Unternehmens in Voll- oder Teilzeit bewältigen, bei einer Zeitarbeitsfirma tätig sind oder sogar als Freelancer: Die Arbeitsmodelle werden sich für alle verändern. Freiberufler sind heute schon gewohnt, was für andere noch neu ist: von überall aus zu arbeiten – je nach Auftrag. Was setzt sich in Zukunft aber durch? Sind Teilzeitmodelle die Lösung oder doch lieber die 40-Stunden-Woche? Die Arbeit müsste im Prinzip nur besser verteilt werden. In einer Zeit, in der sich die Arbeitswelten von Männern und Frauen immer stärker annähern, sollten Mitarbeiter selbst die Kontrolle über ihren Work-Life-Plan übernehmen und damit die Arbeits- und Familienzeit in einer Beziehung flexibler aufteilen können. So bieten z.B. Google und Amazon ihren Mitarbeitern bereits die Vier-Tage-Woche an. Es gibt auch in Deutschland einige Firmen, die das Wochenende für die Mitarbeiter verlängern, die Regel ist das aber noch nicht.

Beim Thema Homeoffice sind viele Unternehmen aber noch sehr gespalten. Microsoft zum Beispiel erlaubt es willkürlich, Yahoo hingegen verbietet es. Aus einer BITKOM-Studie geht hervor, dass immer noch 75 Prozent aller Chefs eine unbedingte Präsenzpflicht fordern. Homeoffice oder flexible Arbeitszeitmodelle scheitern also an einem veralteten Führungsstil. Die Chefs befürchten, dass der Mitarbeiter seinen Job im Homeoffice nicht erfüllt. Hier ist ein offener Führungsstil gefragt, das Team muss auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Das Ergebnis ist es, das zählt!

Ist Flexicurity das Arbeitsmodell der Zukunft?

Eine Mischung aus Flexibilität und Sicherheit. Klingt eigentlich perfekt. Mitarbeiter müssen beweglich sein können, andererseits brauchen sie aber auch Balance und einen sicheren Hafen, auf den sie sich verlassen können. Ergebnisorientierung und Eigenverantwortung ersetzen mehr und mehr starre Arbeitszeiten und Anwesenheitspflicht. Flexicurity bedeutet aber auch, dass eine Firma gemeinsam die Disziplin weiterentwickelt und jedem Einzelnen den Raum und die Sicherheit geben sollte, sich im Sinne dieser Vision weiter zu bilden bzw. zu spezialisieren.

Die Möglichkeiten sind vielfältig, doch vorerst bleibt wohl nur eins: Abwarten. „Mit flexiblen Regelungen gehen Unternehmen einen wichtigen Schritt in die Zukunft, da in den kommenden Jahren neue Arbeitszeitmodelle immer weiter in den Fokus der neuen Arbeitswelt rücken werden“, so die Karrierebibel. | Text: Sabine Roth