Der Grüne Strahl im Straßburger Münster wird nicht mehr aufleuchten
Der Grüne Strahl, ein seltenes Lichtphänomen im Straßburger Münster, wird vorerst nicht mehr aufleuchten. Ein Straßburger Gericht hat am Freitag geurteilt, dass der Staat nicht verpflichtet sei, das Fenster noch einmal zu überarbeiten, da es sich um ein zufälliges Phänomen handle, das in den 70er Jahren entstanden sei.
Bei dem Grünen Strahl handelt es sich um einen durch eines der Buntglasfenster entstandenen grünen Lichtflecken. Zweimal im Jahr, jeweils um die Sonnenwende herum, war dieser Lichtstrahl über dem Kopf einer Christusstatue an der Kanzel zu sehen. Dies zog jedes Jahr zahlreiche Zuschauer an. Manche Menschen waren überzeugt, dass es sich dabei um eine subtile Botschaft der mittelalterlichen Kathedralenbauer handle.
Laut der Website des Straßburger Münsters ist der Grüne Strahl aber darauf zurückzuführen, dass das Fenster, das den biblischen Stammvater Juda zeigt, 1972 restauriert und gesäubert worden war. Dadurch war eine Stelle am Fuß des Juda so transparent geworden, dass die Sonnenstrahlen den Lichtfleck erzeugten. "Das Phänomen hat nichts Mysteriöses und bedarf keiner esoterischen Erklärung", heißt es auf der Website der Kathedrale.
Bei einer Renovierung im vergangenen Jahr war das Glas ausgetauscht worden, und der Sonnenstrahl konnte es nicht mehr durchdringen. Der Vermessungsingenieur Maurice Rosart, der das Phänomen in den 70er Jahren entdeckt hatte, sammelte 3900 Unterschriften, um das Fenster wieder transparent zu machen, und zog vor Gericht.
Das Verwaltungsgericht lehnte seinen Antrag nun aber ab. Das Phänomen sei "nicht von den Erbauern der Kathedrale beabsichtigt gewesen", heißt es in der Begründung. Rosart zeigte sich enttäuscht. "Ich finde diese Borniertheit fürchterlich", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Er rechne damit, dass am Montag zur Wintersonnenwende erneut zahlreiche Besucher in die Kathedrale kämen, um den grünen Lichtstrahl zu suchen.
© 2023 AFP