Autarkes Leben auf dem Prüfstand

Selbst ist Mann, Frau, Kind!

Sie träumen davon, alles was Sie für den Alltag benötigen einfach ohne lästiges Einkaufen im Haus zu haben? Oder zumindest in greifbarer Nähe, zum Beispiel im Garten? Oder Sie finden den Gedanken interessant, sich nur ein Stück weit selbst zu versorgen, jedoch für größerer, unregelmäßige Einkäufe in die nächste City zu fahren? Oder Ihnen geht es einfach darum, sich bewusster im Alltag zu bewegen? Für all diese und viele weitere Lebensmodelle ist das autarke Leben eine Möglichkeit – doch was heißt das eigentlich genau?

Bildungssprachlich gesehen bedeutet autark nichts Anderes als „sich selbst genügend, auf niemanden angewiesen“. Und genau das trifft den Nagel auf den Kopf! Denn wer autark lebt, hat wenig bis gar keine Schnittstellen zu externen Versorgern, das beginnt beim Frühstücksei und endet bei der Stromerzeugung. Bei diesem breiten Feld vermuten Sie es vielleicht bereits: klingt nach einem schwierigen Unterfangen. Für überzeugte Anwender ist dieses Prinzip aber nicht schwierig genug denn Sie sind bereit, jede Menge Zeit für ihren Traum zu opfern. Denn genau das braucht es vor allem: Zeit, Zeit und nochmals Zeit. Wo man sonst in den Supermarkt geht, um sich eine Portion Radieschen zu kaufen, müssen diese nun im eigenen Garten angepflanzt, gepflegt und geerntet werden. Wo sonst mit einer Vertragsunterzeichnung der Strom vom gewünschten Anbieter ohne Probleme ins Haus kommt, muss nun eine eigene Infrastruktur her. Und wo bisher beim Bäcker das Lieblingsbrötchen täglich frisch erstehen konnte, muss nun der eigene Backofen und ein passendes Rezept herhalten. Und auch die Zutaten stammen im besten Falle aus Marke Eigenanbau. Doch ist das alles überhaupt möglich? 

Jein – auf den Willen kommt es an. Aufgrund der Komplexität dieses Themas entscheiden sich darum viele, die den Wunsch nach mehr Selbstversorgung verspüren, für die Step-by-Step Methode. Die verschiedensten Lebensbereiche werden durchleuchtet und analysiert, immer im Fokus: Was kann ich wirklich selbst erledigen? 

Grundsätzlich treiben autark lebende Menschen verschiedene Ziele an, zum Beispiel:
  • Unabhängigkeit vom Wirtschaftssystem, dadurch mehr Freiheit
  • Reduzierter Konsum- und Leistungsdruck
  • Gesündere Ernährung und Lebensstil 
  • Entschleunigung und mehr Bewusstsein für die Natur
  • Eine stärkere Gemeinschaft


Know-How aufbauen
Vor dem Hintergrund dieser Ziele kann jeder für sich überlegen, welche Lebensbereiche sich für ein autarkeres Leben eignen. Oftmals sind die Schritte klein und der Effekt im ersten Moment auch nicht deutlich sichtbar, aber auch die kleinsten Dinge zahlen auf das große Ganze ein. Folgende Schritte könnten Sie für ein „neues“, selbstversorgendes Leben in Betracht ziehen: 

Anbau von Obst und Gemüse
Auf dem Balkon oder noch besser im eigenen Garten eine Reihe eigener Produkte anbauen – der Anfang ist oft mit Salat und Tomaten gemacht. Tasten Sie sich langsam heran, am besten ziehen Sie im Vorfeld einen regionalen Gärtner zu Rate. Er kann Ihnen auch in Bezug auf die Bedingungen vor Ort ein kluges Starterpaket empfehlen. Wer keine eigene Fläche zum Anbau hat, kann über Urban Gardening oder den Bezug einer Obst- und Gemüsekiste von einem regionalen Anbieter nachdenken. Ein kleinerer Schritt, aber immerhin ein Anfang! 

Energie
Zugegeben, die komplette Eigenversorgung mit Strom ist ein Wunschtraum. Doch eine Solaranlage auf dem Dach kann ein probates Mittel sein, um die eigene Energiebilanz ausgeglichener zu gestalten. Entsprechende Fachfirmen und Berater stellen individuelle Konzepte auf – von klein bis groß.

Minimalismus
Ein einfacher Hebel, der jedoch vielen von uns schwerfallen dürfte. Denn im Rahmen eines autarken Lebens spielt auch der Verzicht eine Rolle. Und zwar dann, wenn unnötige Alltagshelfer den Lebensraum unnötig belasten. Eine aufgeräumte Wohnung mit tendenziell eher zu wenig als zu viel Ausstattung ist also ein wichtiger Schritt. 

Nachhaltigkeit
Konsum ist manchmal notwendig, aber meist eher überflüssig. Kaufen Sie nichts mehr, was Sie nicht unbedingt brauchen. Das beginnt beim täglichen Coffee to go und endet bei der zweiten Winterjacke, die eh nur im Schrank hängt. 

Mobilität
Vom Vierrad zum Zweirad – das tut der Umwelt und auch der Gesundheit gut. Sofern es Ihr Alltag zulässt, steigen Sie aufs Rad um. Auch hier steht der nachhaltige Gedanke im Vordergrund, leichter wird einem dies zum Beispiel durch neue Lastenräder gemacht. In Großsstädten verzichten darum bereits viele Menschen auf ein eigenes Auto. Wem der totale Autoverzicht zu extrem ist, kann über Carsharing nachdenken. Hier bleibt man trotzdem maximal flexibel, doch nennt kein Auto mehr sein Eigen. 

Müll vermeiden
Eine autarke Versorgung bringt dies automatisch mit sich, denn allein die ausgefallenen Einkäufe bedingen eine deutlich reduziertere Müllmenge. Doch sollten Sie zum Beispiel Obst und Gemüse auch weiterhin einkaufen müssen, nutzen Sie dafür Mehrwegtaschen und –netze. Auch der Einkauf in „Unverpackt“-Läden ist sinnvoll und richtig. 

Übrigens: wenn Ihnen selbst noch Ideen fehlen, wie Sie Selbstversorgung und ein autarkes Leben noch weiter in Ihren Alltag integrieren können, hilft eine kurze Internetrecherche. Gerade in größeren Städten gibt es häufig Stammtische zum Thema, bei welchen sich erfahrene Selbstversorger mit „Neulingen“ austauschen.