Autoritär oder kooperativ? Führungsstile und ihre Wirkung im Unternehmen

Motivierte Mitarbeiter sind der Schlüssel zum Erfolg

Schon ein arabisches Sprichwort besagt: „Ein Heer von Schafen, das von einem Löwen geführt wird, schlägt ein Heer von Löwen, das von einem Schaf geführt wird.” Führen will gelernt sein. Für junge wie alteingesessene Unternehmen ist der richtige Führungsstil überlebenswichtig. Aber gibt es den heiligen Gral unter den verschiedenen Führungsrichtungen? Welche Vor- bzw. Nachteile bringen sie mit sich? Und ganz nebenbei: Welche Führungsstile gibt es überhaupt?

Der amerikanische Sozialpsychologe Kurt Lewin [1890-1947] fand heraus, dass die Art und Weise, wie ein Unternehmen geführt wird, die Leistungsfähigkeit und Effizienz eines Unternehmens beeinflussen kann. Lewin beschrieb damals fünf Führungsarten: Diktatorisch, autoritär, kooperativ, patriarchalisch /matriarchalisch und „Laissez faire“. In unserer heutigen Unternehmenswelt sind davon drei relevant: Der autoritäre und kooperative, sowie der „Laissez faire“ Führungsstil.

Der autoritäre Führungsstil – Die Alleinherrschaft

Wer ein Faible für klare Linien und feste Strukturen hegt, der wird sich in einem Unternehmen mit dieser Führungsart behaglich wohl fühlen. Hier hält die Führungskraft allein das Zepter in der Hand, leitet und delegiert nach dem Top-Down-Prinzip, heißt: Führungskraft spricht, Mitarbeiter gehorchen. Regeln und Anweisungen bestimmen den Berufsalltag. Kreatives Denken, Kritik und Ideen sind bei dieser Führungsform unwillkommen. Es herrscht Distanz zwischen der führenden Person und den Mitarbeitern, deren Bedürfnisse so gut wie keine Rolle spielen.

Vorteile

„Zu viele Köche verderben den Brei.“ Hier ist definitiv nur ein Koch am Werk. Entscheidungen können folglich sehr schnell und effektiv umgesetzt werden. Auch Veränderungen und Umstrukturierungen sind geschwind beschlossen und durchgesetzt. Der autoritäre Vorgesetzte hat alle Bereiche im Blick und unter seiner Kontrolle. Er kann Verzögerungen oder Stillständen mit einem einzigen Machtwort entgegenwirken.

Nachteile

Natürlich kann dieses Führungskonzept (in seiner reinen Form!) eine absolute Katastrophe für das Gemüt des Mitarbeiters sein. Stellen Sie sich vor, Sie stehen Tag für Tag unter Kontrolle. 

Sollte eine kreative Idee in ihrem Kopf gerade ihre zarten Flügel ausbreiten, wird sie sofort in den Boden gestampft. Ihnen wird keine Möglichkeit gegeben, an Entscheidungen teilzuhaben oder sich selbst in das Unternehmen mit einzubringen. Die Angestellten sehen keinen Sinn für ein innovatives Arbeiten, da Ihnen mit Vorgaben, Regeln und Kontrollen jegliche Handlungs- und Entscheidungsfreiheit genommen wird. Die quantitative Arbeit wird zwar erledigt, jedoch kann die Qualität der Ergebnisse erheblich unter dieser Führungsrichtung leiden. Ändern wir den Blickwinkel: Auch für die Führungskraft kann der autoritäre Stil zu einer enormen Belastung werden. Die Verantwortung, die schwer auf den Schultern lastet, kann für einen Menschen allein fast unerträglich werden. Der perfekte Nährboden für Frustration und Überlastung bis hin zur Erschöpfung.

Obacht: In unserer heutigen Gesellschaft hat die autoritäre Führung einen faden Beigeschmack. Allerdings gibt es Unternehmen bzw. Einrichtungen, in denen ein kräftiges Machtwort notwendig und sogar erwünscht ist. Polizei, Feuerwehr und Rettungsinstitutionen können und dürfen sich nicht damit aufhalten in Gruppenarbeit die schnellste Fahrtroute herauszufiltern. Hier hat Schnelligkeit die höchste Priorität.

Der kooperative Führungsstil – „Gemeinsam im selben Boot“

Segel setzen und volle Kraft voraus! Der Boss sitzt zwar am Steuer, aber die Besatzung darf die Richtung mitbestimmen und Vorschläge für anvisierte Ziele mit einbringen. 

Beim kooperativen Führungsstil arbeiten Führungskraft und Gefolgsleute zusammen, tauschen Ideen aus und tummeln sich oft gemeinsam um ein Projekt oder eine knifflige Problemlösung. Es herrscht im Gegensatz zum autoritären Stil ein offenes Betriebsklima. Ideen,  Vorschläge und Kritik werden berücksichtigt und die Mitarbeiter können bei dieser Art der Führung ihren Senf dazugeben. Verantwortung wird vom Chef an andere delegiert, die ihm als geeignet erscheinen. 

Vorteile

Wird uns Menschen Vertrauen entgegengebracht und Verantwortung übertragen, laufen wir zur Höchstform auf. Auch der Gedanke, zusammen an etwas zu arbeiten ist unglaublich wertvoll und verleiht den Mitarbeitern ein unschlagbares „Wir“ –Gefühl. Und Sie kennen es sicherlich auch von sich selbst: Es ist unglaublich schön, am Erfolg teilzuhaben. Das verleiht Aufschwung und Motivation für kommende Projekte. Für den Chef ist das ein gewinnbringender Nebeneffekt: Er kann Aufgaben delegieren und sich selbst übergeordneten Aufgaben widmen, für die sonst wenig Zeit bleiben, die aber mit dem Finger schon nervös auf die Uhr tippen.

Nachteile

Da diese Art der Führung auf Vertrauen und Gemeinsamkeit basiert, kann es hier und da schon mal knistern. Wir sind alle nur Menschen und da wird es niemanden verwundern, wenn Neid oder Konkurrenzdenken auftreten. Dieses Denken ist Gift für den Teamgeist und das Betriebsklima. 

Außerdem können Entscheidungen eine gähnend lange Angelegenheit werden, da hier im Team zusammengearbeitet wird und jeder seinen Teil dazu beitragen darf. Somit kann es schon einmal dauern, bis eine Einigung gefunden wird, mit der alle leben können. Beim autoritären Stil der Vorteil, hier der Nachteil: „Zu viele Köche verderben den Brei“.

„Laissez faire“ Führungsstil – Grenzenlose Freiheit

„Laissez faire“ ist Französisch und bedeutet so viel wie „lass sie machen“, „lass sie laufen“. Der Name ist definitiv Programm: Bei diesem Führungsstil hält sich der Vorgesetzte sorgfältig aus den Abläufen und Projekten heraus. Jeder Mitarbeiter ist auf sich selbst gestellt und kann walten, wie es ihm beliebt. Es gibt keine Vorgaben, keine Regeln, keine Grenzen. Die Hauptsache ist, die Arbeit wird erledigt. Das „Wie“ ist den Angestellten überlassen. Der Mitarbeiter kann sich also komplett ausleben und alles nach seinem Gusto gestalten. Aber irgendwie muss das Ganze ja trotzdem kontrolliert werden. Auch in diesem Punkt macht sich der Chef rar. Die Angestellten kontrollieren sich untereinander. Es gibt also kaum Berührungspunkte zwischen den Mitarbeitern und der Führungskraft.

Vorteile

Durch die Selbstverwirklichung und Arbeitsweise nach eigenen Vorstellungen wird die Selbstständigkeit enorm gefördert. Wenn die Mitarbeiter merken, dass sie Erfolg mit ihrer eigenen Interpretation des Arbeitsplatzes haben, kann ihre Leistung damit gesteigert werden und sie gehen top motiviert an die nächste Aufgabe. Somit hat also auch die Qualität ihrer Arbeit ein höheres Niveau. 

Nachteile

Leider sagt dem Personal niemand, wie großartig sie ihre Arbeit erledigt haben. Die Führungskraft ist beim „Laissez faire“ Stil nur am Ergebnis interessiert. Es wird höflich wahrgenommen, falls das Ergebnis die Erwartungen übertreffen sollte, allerdings nicht kommentiert. Ohne Feedback der getanen Arbeit und ohne Resonanz des Vorgesetzten kann sich irgendwann eine Mentalität einstellen, die gefährlich wird. Man dümpelt so vor sich hin. Es wird nur noch das Nötigste erledigt, da es sowie kein Lob oder Anerkennung geben wird, sollte über das Ziel hinausgearbeitet werden. 

Der richtige Führungsstil

Und wo ist er nun, der Gral? Die unterschiedlichen Führungsstile sind so individuell wie wir Menschen selbst. Es gibt kein „Non-Plus-Ultra“- Führungskonzept, das auf jedes Unternehmen übertragen werden kann. Aber es liegt nahe, sich die Stärken jeder Führungsform herauszufiltern und einen individuellen Führungsstil zu entwickeln, der auf das eigene Unternehmen und dessen Mitarbeiter zugeschnitten ist. Dieses Wissen dient einem weiteren Führungsstil als Grundlage:

Der situative Führungsstil –  Die Mischung macht‘s

Dieser Stil beruht auf dem Bewusstsein, dass jeder Mitarbeiter auf seiner ganz spezifischen Ebene geführt und gefordert werden sollte, um sein volles Potenzial für das Unternehmen ausschöpfen zu können. Die Führungskraft begegnet jedem Mitarbeiter auf dessen ganz persönlichen Reifegrad. Der Führungsstil bedient sich wann immer es nötig ist aus Komponenten der verschiedenen Führungsrichtungen und ist somit auf die jeweiligen Situationen im Unternehmen angepasst.

Wir leben heute in einer Welt, die sich ständig verändert, so rasant wie noch nie zuvor. Von Unternehmen wird mittlerweile eine hohe Anpassungsbereitschaft verlangt. Auch unser Weltbild sowie unsere Werte und Normen haben sich im Laufe der Zeit verändert. Heute wissen wir, dass Mitarbeiter Hege und Pflege brauchen. Lob und Anerkennung steigern die Bereitschaft für ein Unternehmen zu arbeiten. Wir kennen es von uns selbst: Wenn wir spürbar am Erfolg beteiligt und Teil eines großen Ganzen sind, dann verleiht uns das Flügel. Wir identifizieren uns mit jeder neuen Aufgabe immer ein Stückchen mehr mit unserer Arbeit und entwickeln eine Loyalität, die für das Unternehmen pures Gold wert ist. Und plötzlich ist er da, der heilige Gral: Er steckt in jedem Mitarbeiter, der geschätzt und respektvoll behandelt wird. Dem Chancen ermöglicht werden und der mit verantwortungsvollen Aufgaben betraut wird. Denn haben wir das Gefühl gebraucht zu werden, wachsen wir über uns hinaus.