China blockiert Online-Lexikon Wikipedia in allen Sprachen

China hat kurz vor dem 30-jährigen Jubiläum der Tiananmen-Proteste seine Zensur des Online-Lexikons Wikipedia ausgeweitet. Am Mittwoch waren in China keine Wikipedia-Seiten aufrufbar. Einem Bericht der Offenen Beobachtungsstelle für Netzwerkeingriffe (Ooni) zufolge begann Peking bereits im vergangenen Monat damit, die Seiten der Enzyklopädie in allen Sprachen zu sperren. Zuvor war demnach Wikipedia in den meisten Sprachen verfügbar, außer in der chinesischen Version, die bereits 2015 blockiert worden war.

Ein Mitbegründer der Anti-Zensur-Plattform Greatfire.org nannte die jüngste Sperrung "symbolisch". "Die Inhalte, die wirklich zählen, sind die chinesischen Inhalte", sagte Charlie Smith unter Verwendung eines Pseudonyms der Nachrichtenagentur AFP. Die Maßnahme zeige jedoch "die Angst, die chinesische Behörden vor der Wahrheit haben".

Die Internet-Zensur in China zählt zu den weltweit striktesten. Die "Great Firewall of China" blockiert ausländische Seiten wie Google, Facebook und die "New York Times". Themen, die als zu "sensibel" gelten, werden ebenfalls entfernt, so etwa die Niederschlagung der Demokratieproteste am 4. Juni 1989 auf dem Pekinger Tiananmen-Platz.

Das erneute Vorgehen gegen Wikipedia könne in Verbindung mit Übersetzungssoftware stehen, die es einfacher für Chinesen mache, sich Informationen über Wikipedia zu besorgen, erläuterte Smith. Fotos könnten auch tabu sein, "und es gibt keinen Mangel an Bildern mit Bezug zu den Tiananmen-Protesten auf Wikipedia", fügte er hinzu.