Cushioning - Mehrere Partner gleichzeitig haben

Hält doppelt und dreifach wirklich immer besser?

Es wird bunt im Dating-Fallen Karussell: Neben Submarining, Ghosting, Stashing bekommen wir einen weiteren Fahrgast, der es in sich hat – Cushioning. Dieses Phänomen fängt bereits vor der Beziehung an. Aber was genau verstehen wir unter diesem Begriff und welche Anzeichen gibt es für diesen Beziehungskiller? Und welche Gründe können dahinterstecken? Neugierig geworden?

Was ist Cushioning?
Auch in einer festen Partnerschaft sind die meisten Menschen nicht immun gegen die Attraktivität anderer Personen. Beim Cushioning fängt das „Fremdgehen“ allerdings schon vor der Beziehung an: Statt sich vollkommen auf den neuen Partner einzulassen, hält man sich bei diesem Dating-Phänomen noch andere interessante Kontakte zu Singles warm. Wer also der neuen Liebe nicht vertraut oder Angst vor dem Alleinsein hat, könnte dem Cushioning-Phänomen durch Flirts oder Dates verfallen. Dies passiert bei immerhin rund sieben Prozent der Frauen und zehn Prozent der Männer.

Dating-Apps und Social Media greifen dem Cushioner dabei kräftig unter die Arme –so kann unbeschwert mit potenziellen Partnern gechattet werden. Menschen, die sich ihre Kontakte warmhalten, bleiben also auch in einer festen Beziehung immer präsent. Zu den Online-Kontakten entsteht ein emotionales Band, eine Fast-Beziehung. Sex spielt in der Regel keine Rolle. Geht die eigentliche Hauptbeziehung letztlich kaputt, wendet sich der Cushioner verstärkt seinen übrig gebliebenen Kontakten zu, die er für diesen Fall gehegt und gepflegt hat. Er oder sie tröstet sich mit „Cushionees“ über das Beziehungsende und den Liebeskummer hinweg.

Herkunft des Begriffs
Cushioning ist wie ein gepolstertes Auffangnetz oder flauschiges Kissen. Die Wortneuschöpfung „Cushioning“ ist von dem englischen Begriff „cushion“ – zu Deutsch: „Kissen“ abgeleitet. Wer diese Technik anwendet, möchte also „weich fallen“. 

Anzeichen/Verhaltensweisen
Am Anfang einer jeden Beziehung gehen wir erst einmal mit einem Vertrauensvorschuss in Vorleistung. Denn wie sollen wir einem Menschen glauben, den wir noch nicht genau kennen? Sind wir das einzige Date oder hat unser potenzieller Partner noch andere Eisen im Feuer? Es ist nicht immer einfach, diese Situation einzuschätzen. Falsche Vorwürfe sind das Letzte, was wir unserem neuen Lieblingsmenschen an den Kopf werfen möchten. Also heißt es: aufmerksam sein. Ist ihr zukünftiger Partner bei Ihren Dates regelmäßig am Handy oder hält er die Nachrichten geheim, können Sie getrost fragen, an welchem Punkt Ihre Beziehung steht. Kommen bei Gesprächen häufig viele Namen von besten Freundinnen oder Freunden vor, dürfen Sie ohne Umschweife auf Wachsamkeit umschalten. Auch ein hohes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Anerkennung von anderen Personen außerhalb der eigenen Partnerschaft können als Warnsignal interpretiert werden. Wir gehen selbstredend erst einmal vom Guten aus – jedoch schadet es manchmal nicht, eins und eins zusammenzuzählen. 

Gründe
Wenn die Verliebtheit noch frisch und voller Seifenblasen ist, läuft es in einer Beziehung meist hervorragend. Aus Erfahrung kann sich dies jedoch schnell ändern, wenn der Alltag das Zepter schwingt. Der Cushioner hat für diesen Fall schon vorgesorgt: mit seinem Sicherheitsnetz. Scheitert die Liebe, wird der tiefe Fall abgepolstert. Sollte die neue Beziehung nicht funktionieren, haben die Anhänger sozusagen eine Alternative in petto. Dies soll vor allem vor dem emotionalen Schmerz nach einer Trennung schützen und ein sicheres Gefühl vermitteln – leider auf Kosten anderer.

Ein Cushioner ist meist noch nicht bereit, sich zu binden. Möglicherweise steckt dahinter die Angst, sich vollkommen auf eine Beziehung einzulassen. Menschen, die diesem Phänomen verfallen sind, glauben meist nicht an eine langfristige Beziehung. Um nicht verletzlich zu sein, wenden sie sich daher mehreren Partnerinnen beziehungsweise Partnern zu. So bekommen sie von unterschiedlichen Seiten Aufmerksamkeit. Das schmeichelt dem Ego. Für tiefe Gefühle und intensive Partnerschaften ist dies allerdings nicht geeignet.

Liebe lässt uns nicht immer im Land wo Milch und Honig fließen zu Hause sein. Doch nur wer sich auf sie einlässt und das Risiko eingeht, etwas von sich selbst zu investieren, wird letztlich mit der kompletten Bandbreite belohnt, die ein Leben zu bieten hat. Heißt: Die Fahrt geht los! | Text: Stefanie Steinbach