Chipkrise: Kartellamt hat keine Einwände gegen Halbleiterbörse der Autoindustrie

Eine Informationsbörse der Automobilindustrie für Restbestände bei wichtigen Mikrochips stößt beim Bundeskartellamt auf keine Bedenken. Die geplante Informationsbörse sei "vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Knappheit bei Halbleitern des Unternehmens Nexperia zu sehen", teilte die Behörde am Donnerstag in Bonn mit. Das Kartellamt habe dem Verband der Automobilindustrie (VDA) daher mitgeteilt, "dass es nicht beabsichtigt, die von ihm geplante Einrichtung einer Informationsbörse für Restbestände an Halbleitern kartellbehördlich aufzugreifen".

Die geplante Informationsbörse soll nach Angaben der Bonner Behörde Unternehmen der europäischen Automobilindustrie ein Instrument zur Verfügung stellen, mit dem "Restbestände an Halbleitern angeboten und nachgefragt werden können". Dies könne dazu beitragen, "die Warenverteilung in der sich abzeichnenden Knappheitssituation zu verbessern und Produktionseinschränkungen so weit wie möglich hinauszuschieben", erklärte Kartellamtspräsident Andreas Mundt. "Dies käme am Ende nicht nur der Industrie, sondern auch den Endverbrauchenden zugute", fügte er hinzu.

"Aufgrund der konkreten Ausgestaltung des Projekts haben wir keine durchgreifenden kartellrechtlichen Bedenken, so dass wir dem VDA rasch die erbetene Indikation geben konnten", erklärte Mundt weiter. Zwar stehen nach Auffassung der Wettbewerbshüter die teilnehmenden Unternehmen - ob als Zulieferer oder Autobauer - bei der Beschaffung von Halbleitern in Konkurrenz zueinander. Es seien allerdings "eine Reihe von Vorkehrungen getroffen worden, die wettbewerbsschädlichen Effekten entgegenwirken".

So würden unter anderem die Angebote anonym und ohne Preisvorstellung eingestellt und Verhandlungen zwischen Anbieter und Interessent außerhalb der Informationsbörse geführt. Zudem solle der Betrieb der Informationsbörse "durch eine neutrale Stelle durchgeführt und auf maximal sechs Monate begrenzt werden".

Hintergrund des aktuellen Chipmangels sind insbesondere Lieferengpässe bei Nexperia. Die niederländische Regierung hatte den Chiphersteller Ende September unter ihre Kontrolle gestellt. Nexperia gehört zum chinesischen Konzern Wingtech, weshalb Peking Nexperia-Produkte Anfang Oktober mit einem Exportstopp belegte. Nach Angaben des europäischen Herstellerverbandes Acea greifen die Autobauer derzeit verstärkt auf Reservebestände zurück, die jedoch "rapide" zur Neige gehen.