Acht von zehn Händlern wollen Verbot für chinesische Billig-Onlinemarktplätze
Mehr als drei Viertel der Händler in Deutschland sprechen sich einer Befragung zufolge für ein Verbot von chinesischen Billig-Onlinemarktplätzen aus. Neun von zehn Händlern (92 Prozent) sind der Ansicht, dass Anbieter wie Temu und Shein oft gegen das geltende Recht verstoßen, wie der Digitalverband Bitkom am Dienstag mitteilte. 88 Prozent denken zudem, dass die Produkte der Billighändler oft potenziell gefährliche Inhaltsstoffe enthalten.
Demnach sehen die Handelsunternehmen mehrheitlich die Europäische Union in der Verantwortung für den Schutz des europäischen Binnenmarkts vor außereuropäischen Online-Marktplätzen (85 Prozent). Mit 87 Prozent ist ein Großteil der Händler der Ansicht, dass Importe von Produkten über entsprechende Online-Marktplätze schärfer reguliert werden sollte. Drei Viertel der Händler oder 76 Prozent halten eine Abschaffung der Zollbefreiung für außereuropäische Produkte unter 150 Euro für sinnvoll.
Überdies sind sich 67 Prozent der Handelsunternehmen sicher, dass Deutschland am Beginn eines Handelskriegs steht, wie Bitkom weiter mitteilte. Mit 47 Prozent berichtet fast die Hälfte der Händler, bereits jetzt von Lieferschwierigkeiten wegen geopolitischer Konflikte betroffen zu sein. Ein Drittel (33 Prozent) wird daher sein Sortiment verkleinern. 41 Prozent geben an, außereuropäische Lieferanten durch europäische ersetzen zu wollen.
Für die Befragung wurden im Zeitraum vom 10. März bis 11. Mai laut Bitkom 505 Handelsunternehmen mit zehn oder mehr Beschäftigten in Deutschland befragt. Die Gesamtumfrage ist demnach repräsentativ.
In China gegründete Onlinehändler wie Temu und Shein locken mit extrem billigen Angeboten und erfreuen sich auch in EU-Mitgliedsstaaten großer Beliebtheit. In Brüssel laufen gegen beide Unternehmen Ermittlungen wegen möglicher Verstöße gegen EU-Gesetze zum Verbraucherschutz und die Regeln für Online-Plattformen. Am Montag hatte die EU-Kommission vorläufig festgestellt, dass Temu gegen EU-Regeln verstoße. Brüssel kündigte zudem kürzlich eine pauschale Gebühr in Höhe von zwei Euro auf Päckchen aus Ländern außerhalb der EU an, die an private Haushalte gehen.
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